Rückfall in die Barbarei

Als besonders fortschrittlich galt Bayern ja noch nie. Es ist ein stockkonservatives kirchliches Land, das an Althergebrachtem festhält, dessen Existenzberechtigung schon lange nicht mehr angebracht ist. Da Bayern nach wie vor ein Agrarland ist, ist hier die Lobby natürlich auch am größten. Und umso bedauerlicher ist es, dass der Bauernverband immer mehr Rückschritte macht, anstatt sich einmal dem Fortschritt aufgeschlossen zu zeigen. Aber stattdessen werden nun auch noch die letzten Flächen genutzt, um Mais für Biogasanlagen zu pflanzen, Jahr um Jahr, was den Boden völlig auslaugt und kaputt macht und den Wildtieren auch noch die letzten Rückzugsgebiete nimmt. Was will man den Kindern in der “Heimatkunde” eigentlich noch zeigen? Agrarindustrie mit hunderten Hektar toter Fläche? Kühe, die ihr Lebtag niemals natürliches Licht sehen, geschweige denn jemals ihre Klauen auf natürlichen Boden setzen dürfen? Wildtiere auf Tafeln: “Hier gab es früher mal Spechte” und dergleichen? Nachtigallen sind schon lange ausgestorben, weil Bodenbrüter überhaupt keine Chance mehr durch die verheerenden Mähmethoden haben.
Gerd Sonnleitner war ja immer ein leuchtendes Beispiel für alle negativen Vorbehalte, die man gegen die Landwirtschaft hegt. Ich lebe hier am Land, ich weiß, wovon ich rede: Abgesehen von den Biobauern stimmt jedes einzelne Vorurteil. Und leider ist es oft sogar noch sehr viel schlimmer.
Und nun kommt also der Neue daher: Joachim Rukwied, der der EU gleich den Kampf ansagt: “Joachim Rukwied lässt keinen Zweifel, wo er steht. Das EU-geförderte Einrichten von ökologischen Ausgleichsflächen und Blumenwiesen, das sogenannte Greening, hält Rukwied beispielsweise für unsinnig, die Erforschung der Gentechnik stattdessen für lohnenswert.” Im selben Atemzug will er aber: “Sein Ziel ist es, das beschädigte Image der Landwirtschaft aufzupolieren.” Mit dem Ideal einer tier- und menschenverachtenden Agrarindustrie und Gentechnik wird das aber kaum gelingen. Vor allem wird deutlich, dass Rukwied nicht nur alle Bio-, sondern auch alle Kleinbauern insgesamt kaputt machen will.
Wenn ich so etwas lese, vergeht mir endgültig der Appetit. Und ich kann nur jeden bitten, vielleicht etwas weniger, dafür aber Bio-Qualität zu kaufen. Denn wir schaufeln uns unser eigenes Grab, wenn wir der Industrie Vorschub leisten – schon jetzt sind viele Baktieren antibiotikaresistent, weil wir aus den Industrieprodukten Molkerei und Fleisch so viele Medikamente, Gifte und andere unaussprechliche Dinge zu uns nehmen, dass wir uns mit jeder Mahlzeit vergiften. Und das geht jeden Einzelnen etwas an.
SPPON-Artikel


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