ARTus-Kolumne „SO GESEHEN“ Nr. 671 • 14. März 2015
von Walter G. Goes (ARTus) • Bergen auf Rügen
»Aber es sind Worte besonderer Art, die Begeisterung entfachen, solche, die Raum und Zukunft enthalten, Weite überall hin. Was krumm und vergeblich im Menschen eingeschlossen war, dehnt sich plötzlich… nach hundert Seiten hin aus, in seinen Worten berührt er kreuz und quer Anfang und Ende und Mitte der Welt.«(Elias Canetti)
Die Sätze Canettis galten nicht Hanns Studer, dem Maler und Grafiker, der gerade seinen 95jährigen Geburtstag in Neuendorf bei Putbus beging. Aber sie treffen auf besondere Art und Weise auch und gerade auf ihn zu, wenn, ja wenn man das Glück hat, diesem Mann zuhören und zuschauen zu dürfen.
Dem Filmemacher und Maler Frank Otto Sperlich sei Dank, dass man nun zuhören und beglückt zusehen kann, wie ein so kluger und dabei uneitler Mann besonnen, scherzend, staunend über sich selbst… Rückblick auf die Vielzahl der eigenen Lebenswege hält, wie er Einblicke und Ausblicke auf Leben und Kunst so gesehen auch denen schenkt, die nach In(ne)halten und Sammlung, nach Analyse und Offenbarung Ausschau halten. Von Basel, der Geburtsstadt in der Schweiz, über die Berge im Elsass, hat es Hanns Studer ans Meer nach Rügen verschlagen. Hier am Greifswalder Bodden, gegenüber der Schwesterinsel Vilm, haben er und seine Frau Kilian 2008 Anker geworfen.
Hier hat Frank Otto Sperlich im September 2014 Hanns Studer aufgesucht und gefilmt. Hier hat er ihm Worte der besonderen Art entlockt, die man nicht so schnell vergessen kann. »Glas war mein Traum«, sagt Hanns Studer im Film und bezieht sich damit auf die Kunst der Glasmalerei, der er mit faszinierenden Gestaltungen für Kirchen in der Schweiz und in Deutschland einen höchst eigenen Part zu liefern wusste.
Von der Magie der Studerschen Welt, die künstlerisch immer wieder Weiterungen erfuhr, mit kurzweiligen Bonmots und überraschend kunsttheoretischen Erkenntnissen angereichert, legt der im ROTKLEE-Atelier Putbus, am Circus 2b demnächst einsehbare Film in stimmigen Bildern ein beredtes und menschlich berührendes Zeugnis ab. Er reflektiert en miniature eine Welt, die von den Zwecken und Vorurteilen unseres heutigen Lebens so überzeugend frei ist, dass wir Nachkommenden sie als kostbaren Schatz annehmen und hüten sollten. ARTus
Nachdenken über ein Filmporträt, das den 95jährigen Künstler Hanns Studer in Worten und Bildern zeigt.
Zeichnung: ARTus