Rückblick auf die IFA Berlin 2015


Dieser Tage ging die Internationale Funkausstellung – kurz IFA – erfolgreich in und um die Messehallen unter dem Berliner Funkturm zu Ende. Einst als Leitmesse für “Funk”, genauer Rundfunk also Hörfunk und Fernsehen gedacht, hat sie sich längst zur Fachmesse für Unterhaltungselektronik aller Art entwickelt.

IFA Berlin

IFA Berlin (2014)

Das Thema Telekommunikation spielt dabei eine große Rolle, der Fachhandel pilgert nach Berlin, um neue Produkte in Augenschein zu nehmen, oder Orders, also Bestellungen zu platzieren. Folgerichtig richtet sich eine Messe in der Messe speziell an den Fachhandel, Zutritt nur für “Fachbesucher”.

Von den Mobilfunk-Anbietern hat einzig und alleine die Deutsche Telekom verstanden, wofür die Berliner IFA gut ist: Eine Messe für Fachpublikum und interessierte Endkunden, die als wichtige Multiplikatoren dienen. Dazu später mehr.

Vodafone trat dieses Jahr nur noch mit einem kleinen Verkaufsstand im Freigelände in Erscheinung. Dabei wäre die Messe der ideale Standort um gegenüber Kunden und Handel wichtige Fragen zu klären: Wie geht es bei Vodafone weiter? wie kann die seit Jahren spürbare Kundenerosion gestoppt oder umgekehrt werden? Was bedeutet die Fusion von Kabel-Deutschland und Vodafone für den Kunden konkret? Welche neuen Verbundprodukte sind zu erwarten? Wird die Tariflandschaft von zigtausend Optionen und schwer nachvollziehbaren Rabatten befreit und durch klare verständliche Konzepte ersetzt?

Stattdessen twittern Menschen im Auftrag von Vodafone von ihrem Ausflug nach Island oder von Bratwurstbratgeräten auf der IFA. Da wurden gewaltige Chancen verschenkt.

Die Zeiten, wo VIAG Interkom Preise für den schönsten Messestand (auf der CeBIT) gewann, sind lange her. Heute heißen sie Telefonica o2 – und waren in Berlin – auch dieses Mal wieder – nicht da. Dabei hätten Kunden und Fachhandel genauso viele Fragen gehabt. Was wird aus den vielzähligen Marken von E-Plus bzw. BASE? Was wird aus Simyo (macht weiter), was wird aus Blau (“Mehr Blau, weniger bla” – neue mittelspannende Tarife), was wird aus BASE (zunächst nur noch Online, Kunden können zu o2 wechseln, “BASE” wird wohl langfristig verschwinden)
Wie ist die Roadmap der Zusammenlegung von Netz und Kundendatenbanken? Was soll oder kann ein Händler tun, der bisher nur E-Plus oder nur o2 exklusiv vermarket hat?

Dann der “neue” “vierte” Anbieter unter dem Markennamen “Yourfone“. Er ist gerade frisch in den Fußgängerzonen einiger Städte aufgetaucht, in Berlin auf der IFA jedoch noch nicht. Auch hier hätten einige Fragen beantwortet werden können, z.B. welche Drillischmarken es gibt, wofür sie stehen und welche Vorteile die Angebote von Drillisch/Yourfone & Co. gegenüber dem “originalen” Netzbetreiber o2 haben könnten.

Die Deutsche Telekom – diesmal an neuer Stelle – hat fast alles richtig gemacht. Alte/”Neue” Tarife mit mehr Datenvolumen, das auch den Bestandskunden automatisch ohne Nachfrage oder Nebenwirkung (keine kostenpflichtigen Zusatzoptionen oder neue Laufzeiten) gebucht wurde. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber in dieser Branche nicht und von daher um so bemerkenswerter.

Die Telekom wurde von der Fachzeitschrift “Horizont” auf ihre Bewertung in der “social media” Welt untersucht. Fragt man das Image der großen TK-Anbieter ab, so belegen E-Plus (24,5 Punkte, damals noch alleine), Telefonica o2 (27,3 Pkt.) und Vodafone (29,2 Pkt.) die hinteren Ränge, dann kommt lange nichts und dann die Telekom mit 77,6 Punkten! Mich wundert das nicht.

Ein mutiger, wenn auch gewagter Schritt der Telekom, quasi über Nacht die Mobilfunktariffamilie “Xtra” einzustampfen. Jetzt heißt das Einsteigerprogramm “Magenta Start”, bleibt Prepaid, beinhaltet einen Mindestumsatz von 2,95 Euro im Monat, dafür gibt’s eine Flatrate für Sprache und SMS zum Mobilfunknetz von Telekom D1. Gehen wir vom üblichen Preis von 9 Cent/Minute aus, müsste man monatlich deutlich unter 33 Minuten bleiben, um beim neuen Modell teurer zu fahren. Und LTE ist für Prepaid jetzt endlich auch möglich, aber nur bei Magenta Start.

Im übrigen: Wer schon einen Festnetzanschluß bei der Telekom mit neuester VoIP-Techik hat und einen Mobilfunkvertrag mit regulären Kosten von mindestens 29,95 Euro (die aber durch den Magenta Eins Rabatt auf 19,95 Euro sinken) kann seine Magenta Start Karte als Family Card dazu buchen und erhält die 2,95 Euro als weiteren Rabatt erstattet.

Wer seine Xtra Karte nur als Dritt-Karte für alle Fälle “parken” will, braucht gar nichts zu tun: Der alte Tarif lebt weiter, so wie er ist, aber änderbar ist er nicht mehr. Wer beispielsweise einen Xtra-Triple gebucht hat, wo das Abfragen der Mailbox unglaubliche 49 Cent/Minute kostet, sollte auf Magenta Start wechseln, weil dort bekommt er 100 MB für 2 Euro und 500 MB für 7,99 Euro plus die 2,95 Euro für den Grundumsatz, das lohnt sich immer noch.

Einzig unverständlich bleibt der schwindelerregend hohe Preis von 199 Cent (1,99 Euro) für eine Minute ins Ausland. Europa wächst zusammen und hier handelt die Telekom antieuropäisch, der Preis muss sofort runter. 29 Cent wäre das allerhöchste der Gefühle, bei exotischen Fernzielen wie Kuba oder den Aleuten kann man notfalls auch leicht höhere Preise in Erwägung ziehen, aber bestimmt nicht 1,99 Euro!

Mobile Neueinsteiger, die wirklich wenig telefonieren und surfen, können sich ja bei der Telekom-Tochter congstar (auf Platz 5 der o.g. Rangskala von Horizont) umschauen, dort gibts noch günstigere Angebote, aber kein LTE und der Service ist dort allerdings … sagen wir es mal freundlich: “Kompliziert” :-) Den Kenner wundert das nicht. Irgendwann kommt der “Geiz”-Wahn am Boden an.

Es muss Allen klar sein, dass das reine Verwalten von nicht genutzten SIM-Karten mit Jahresumsätzen von (rechnerisch) 10-15 Euro nicht die Ausbau und Umbaukosten des Netzes stemmen können.

Wer da von immer neuen Preissenkungsrunden a la E-Plus träumt, weiß hoffentlich, dass E-Plus genau deswegen verkauft werden musste. Genau, weil sich diese “kreativen” Preismodelle langfristig alle nicht mehr rechnen konnten.

Und sonst? Viele neue Firmen kamen zu IFA, viele Firmen aus den USA, die IFA als Pendant zur weltweit bekannten CES (Consumer Electronics Show) die im Frühjahr in Las Vegas ihre Tore öffnet, ein weitere Ableger der IFA in China, wo nicht produziert, sondern auch gerne konsumiert wird.

Das neue iPhone … wurde nicht in Berlin gezeigt, das kam erst knapp 1 Woche später, seit Samstag kann es vorbestellt werden, ab dem 25. 09. wird es nach Durchqueren langer Schlagen in den Apple Stores zu kaufen sein.

Das Rezept von Apple läuft in zwei Zwei-Jahreszyklen. Ein Zyklus (alle 2 Jahre) mit technischen Verbesserungen bei optisch gleichem Outfit, dann ein weiterer Zyklus (versetzt, ebenfalls alle 2 Jahre) mit neuem Design (und auch neuer Technik). Die Preise hoch, der Service gut, das funktioniert, wie man sieht. Nur darf Apple nie nie niemals den Service herunterfahren wollen (wie man es manchmal liest) , sonst funktioniert das Konzept schnell nicht mehr.

Hohe Verkaufszahlen sind nicht alles, die Börse will dann nur noch höhere Verkaufszahlen und reagiert panisch, wenn die Steigerung aufhört, Nachhaltigkeit ist genauso wichtig, man liest immer wieder, dass die Samsung Handys sich in bestimmten Netzumgebungen gar nicht so wohl fühlen, beispielsweise im langsam zusammen wachsenden Kombinetz von Telefonica o2 und der bisherigen E-Plus. Wir lesen, dass Samsung begonnen hat, ihr Personal zu entlassen, weil die völlig unrealistischen Monsterverkaufszahlen nicht realisierbar sind.

Sony hat sich im Markt behauptet und liefert feine Geräte und vor allen Dingen regelmäßige Updates für Android. Damit kann man sich vom “Einmal kaufen, dann nie mehr blicken lassen” Angebot mancher Tiefstpreis Billigstmarken abgrenzen. Jeder Windows PC bekommt am 2. Dienstag im Monat automatische Updates, bei Android-Handy gilt das immer noch nicht.

Versteckt aber doch in Berlin: Die Marke BlackBerry. Sie lieferte gerade das Update 10.3.2 für seine Handys aus, die einzigen, die man noch mit echter Tastatur bekommt. Die Geräte sind Weltspitzenklasse, die Werbung dafür ist es absolut nicht. Hier müßte BlackBerry viel viel mehr tun.

Zurück zu Vodafone, Telefonica und Drillisch: Den Verantwortlichen in Düsseldorf und München oder Maintal sei geraten, jetzt gleich heute noch ihren Standplatz in Berlin zu buchen und damit ein deutlich sichtbares Signal zu setzen.


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