Rotzfrech kommt “Ted” daher

Rotzfrech kommt “Ted” daher

© Universal Pictures / Ted (Seth MacFarlane) und sein großer Kumpel John (Mark Wahlberg)

Seth MacFarlane scheint ein Faible für merkwürdige Haustiere zu haben. In der von ihm erschaffenen Fernseh-Zeichentrickserie „Family Guy“ sind die Griffins, um die sich die vielfach prämierten Geschichten drehen, im Besitz eines sprechenden Hundes, der gerne raucht und Alkohol konsumiert. In der ebenfalls von MacFarlane stammenden Serie „American Dad“ bereichert nicht nur ein Alien aus der Area 51 den Haushalt, sondern auch gleich noch ein Goldfisch im Besitz des Gehirns eines ehemaligen Skispringers aus der DDR. Gegen solch abstruse Geschöpfe wirkt der lebendig gewordene Teddybär in Seth MacFarlanes Spielfilm-Regiedebüt „Ted“ geradezu normal, wenn auch trotzdem nicht so knuddelig, wie ein Durchschnitts-Teddybär.

Seine Lebendigkeit verdankt Ted dem kleinen John (Mark Wahlberg), der sich am Weihnachtsabend wünscht, dass sein Teddybär und bester Freund zum Leben erwacht. Und da Weihnachten ein magisches Fest ist, wird ihm sein Wunsch erfüllt. Zuerst ist die Aufregung groß, die Medien zeigen natürlich ein immenses Interesse an diesem Weihnachtswunder, aber dann gewöhnt man sich doch schnell an Ted (in der Originalversion gesprochen von Seth MacFarlane). John schwört seinem Teddy ewige Freundschaft und beide beschließen, ein Leben lang zusammenzubleiben. Viele Jahre vergehen, John durchläuft die Pubertät, wird volljährig und bekommt einen Job bei einer Autovermietung. Auch mit Anfang 30 lebt er aber noch mit seinem Bären zusammen, der sich zwar als guter Kumpel herausstellt, aber auch als Hindernis auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Mit seinen Drogen-, Alkohol- und Sexeskapaden ist Ted nicht unbedingt der beste Einfluss für John, was auch dessen Freundin Lori (Mila Kunis) bemerkt. Sie möchte mit einem Mann zusammen sein und nicht mit einem Jungen und seinem Teddy.

Rotzfrech kommt “Ted” daher

Teddybär Ted, Mark Wahlberg und Mila Kunis

Seth MacFarlane beginnt seinen Film so charmant, wie es nur selten Filme tun, die Wünsche in Erfüllung gehen lassen. Die anfängliche Stimmung, die in der integrierten Kleinsterzählung von einem Jungen und seinem Wunsch aufkommt, erinnert an Klassiker wie „Das Wunder in der 8. Straße“ oder gar „Big“, der Film der einen Jungen zu Tom Hanks hat heranwachsen lassen. Nur findet sowohl in „Big“ als auch in sämtlichen Körpertauschkomödien der Wunsch irgendwann sein Ende, die veränderte Realität wird immer wieder in die Normalität zurückgedreht, was den Zuschauern bei „Ted“ verwehrt bleibt. Hier entstehen der Reiz und die Komik der Geschichte aus der Begebenheit, dass der Wunsch des kleinen John nicht rückgängig gemacht wird und das Leben dennoch seinen Lauf nimmt. Und das Leben sieht für John und Ted nicht vor, Schwiegersohn-Typen wie Tom Hanks zu werden, sondern verwandelt sie in zynische Charaktere, deren Existenzen eher als gescheitert betrachtet werden sollten. Hier tritt immer wieder der sarkastische Humor zu Tage, den MacFarlane-Anhänger auch aus seinen Fernsehinszenierungen „Family Guy“, „American Dad“ oder “The Cleveland Show” kennen werden.

So spielt der Film auch die Prämisse durch, wie ein solches wunderbares Ereignis von den Medien platt gewälzt wird und der Mittelpunkt des Interesses nach ein paar Jahren in Vergessenheit gerät. „Ted“ ist in dieser anfänglichen Abhandlung ein Schlag gegen die kleinen Kinderstars – filmische One-Hit-Wonder, die hoch gelobt als kommende Sensationen gefeiert werden, nur um wenige Jahre später dem Drogenkonsum zu verfallen. Niemand möchte hier an Macaulay Culkin denken, aber der Vergleich drängt sich auf, wenn auch weniger plüschig, hatte er als „Kevin allein zu Haus“ durchaus einen gewissen Niedlichkeitswert. Hätte Culkin aus seinem Drogenleben eine Fernsehserie gemacht, hätte das wahrscheinlich ebenso ausgesehen, wie das Leben von John und Ted, die immer wieder gemeinsam kiffend auf dem Sofa gezeigt werden, wie sie ihrer größten Begeisterung frönen: dem Film „Flash Gordon“ des Jahres 1980.

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Seth MacFarlane

„Ted“ ist nicht nur eine großartig gelungene Komödie, sondern zugleich auch noch eine Liebeserklärung an „Flash Gordon“, diese Trashperle der 80er Jahre. Es ist MacFarlane sogar gelungen Gordon-Darsteller Sam J. Jones zu verpflichten, der in einem ausgedehnten Gastauftritt noch einmal ordentlich aufmischen darf. Da lebt auch das Titelthema der Band Queen noch einmal auf und Flash Gordon zieht gegen den bösen Imperator Ming in den Kampf, der hier eigentlich nur ein asiatischer Hausnachbar ist, dessen Hausgans James Franco es auf Ted abgesehen hat. Ganz nebenbei huscht noch einmal Ryan Reynolds durchs Bild und diese exzessive Party wird unterhaltsamer als es „Project X“ war, ein Film dessen ganze Handlung darauf aufbaute eine unglaubliche Party zu inszenieren.

Während der Film also weder vor Flash Gordon noch vor anderen Minderheiten halt macht und damit einen Rundumschlag an unangebrachten Witzen produziert, hat Mark Wahlberg anscheinend so viel Spaß wie schon lange nicht mehr, jedenfalls möchte man das als Zuschauer glauben, wenn er auf der Leinwand den „Fuck you thunder“-Song singt und sich als erwachsener Mann voller Angst vor Blitz und Donner unter der Bettdecke versteckt um mit seinem Teddy diesen Schrecken hinfort zu singen. Der Film stellt sich, wie es auch „Die Muppets“ Anfang des Jahres getan haben, einmal mehr die Frage, ob man(n) ein „Man or Muppet“ sein soll. Und ebenso wie Jason Segel, der diese Entscheidung weitaus harmloser und gesangskräftiger angegangen ist, nimmt Mark Wahlberg den moralisch korrekten Weg, verliert dabei aber nicht die Freundschaft zu seinem Teddy aus den Augen. Dabei schafft der Film einen überraschend abwechslungsreichen Genremix, in dem sowohl die Komödienelemente als auch die dramatischen Sequenzen zur Geltung kommen.

„Ted“ mag auf den ersten Blick wie ein obszöner Fehlschlag wirken, entpuppt sich allerdings als intelligent inszenierte Filmkomödie, die den Sarkasmus und die Gesellschaftskritik von Zeichentrickserien wie „Family Guy“ oder auch den „Simpsons“ erfolgreich auf die Leinwand überträgt.

Denis Sasse

Rotzfrech kommt “Ted” daher

“Ted“


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