Von Schlesien hinaus in die Welt: Die Glasmanufaktur Rotter Glas veredelt nun schon in 4. Generation feinstes Kristallglas. Was mit Franz Rotter im 19. Jahrhundert begann, lässt sich heute als traditionelles Familienunternehmen erster Güte bezeichnen. Heute werden die funkelnden Kunstwerke aus Glas in Lübeck produziert. Wir stellen euch Rotter Glas vor und berichten, was es mit dem Bestseller der Firma auf sich hat - dem Kugelbecher.
Kleine Schätze, hergestellt aus edlem Kristallglas. So lassen sich die schillernden Gläser der Lübecker Manufaktur Rotter Glas mit Fug und Recht bezeichnen. Für ihre Herstellung sind bis zu 15 Stunden nötig, zahlreiche Arbeitsschritte bis zum finalen Produkt - und alle werden bis heute in sorgfältiger Handarbeit hergestellt. Ganz so, wie Franz Rotter einst begann.
Carl Rotter - Mit dem Kugelbohrverfahren zum Erfolg
Der Namensgeber der Firma besaß eine ansehnliche Glasschleiferei mit 40 Facharbeitern. Bei der Bevölkerung war die Arbeitsstätte als "Rotter Schleife" bekannt und geschätzt. Auch der 1895 geborene Sohn, Carl Rotter, begeisterte sich für das väterliche Geschäft. Nach erfolgreich abgeschlossener Berufsausbildung strebte der junge Carl nach Höherem: Er arbeitete an einem Verfahren, mit dem sich Kugeln ins Glas einschleifen ließen. 1929 war es dann soweit - das von Carl Rotter entwickelte Kugelbohrverfahren wurde vom Patentamt Berlin als technische Neuerung bestätigt. Noch heute wird in Lübeck nach diesem Verfahren produziert - und so das handwerkliche Erbe Carl Rotters weitergeführt.
In Lübeck begann nach dem Zweiten Weltkrieg der Wiederaufbau von Rotter Glas. 1948 eröffnete Carl Rotter zusammen mit seiner Frau Margarete die erste Werkstatt. Nun kam sein Kugelbohr-Verfahren voll zum Tragen: Er nutzte es, um milchiges Pressglas - andere Rohstoffe waren nach Kriegsende nicht zu bekommen - zu beschleifen: Geboren war der Kugelbecher - bis heute Markenzeichen von Rotter Glas. Durch seinen faszinierenden Kaleidoskop-Effekt wurde der Becher über die Grenzen Lübecks bekannt. Der Erfolg von Rotter Glas nahm seinen Lauf.
Schliffe und Dekore von geübter Meisterhand
Der Kugelbecher ist jedoch nur ein Meisterstück unter vielen bei Rotter Glas. Tag für Tag arbeiten Glasveredeler an sorgfältig geschliffenen Objekten. Jedes Einzelne ist durch die traditionelle Handarbeit ein Unikat. Neben dem Kugelbohrverfahren sind so über die Jahrzehnte weitere formvollendete Schliffe und Dekore entstanden, die ständig weiterentwickelt werden. Die hohe Qualität der Glasobjekte wird durch eine dreijährige Ausbildung gesichert, doch erst nach weiteren sieben Jahren besitzen die Glasveredeler genug handwerkliches Können für eine einwandfreie Herstellung der Dekore. Durch die Ausbildung sichert Rotter Glas zudem die Zukunft des traditionellen Glashandwerks - einfach klasse!
Hinter den innovativen Schliffen stecken außerdem oft einzigartige Geschichten. So ist eine Serie nach Carl Rotters Ehefrau Margarete benannt. Der Rotter Becher Margarete symbolisiert die verschiedenen Phasen einer Beziehung - künstlerisch veranschaulicht durch unterschiedliche Schleiftechniken. Kein anderer Schliff erfordert so viel Schleifsteine und Know-How wie dieser. So werden die "schwierigen Momente" der Ehe werden durch eine Schnecke dargestellt. Während des Schleifens darf nicht abgesetzt werden - eine sorgfältige Arbeitsweise und viel Kraft muss hier angewendet werden. Die zarten Linien der Spirale hingegen erfordern feinstes Fingerspitzengefühl und Geduld. Blickt der Betrachter durch die klare Kugel, werden große Herausforderungen auf einmal ganz klein.
Ganz anders . Dieses Dekor wurde einst von einem Scheich aus Dubai in Auftrag gegeben. Er wünschte sich seine eigenen Schliffe und ließ sich diese von Rotter entwerfen. Das 10-jährige Nutzungsrecht wurde per Handschlag auf der Pariser Messe Maison et Objet besiegelt. Die das Glas umrundenden Streifen wirken wie die still ruhende Wasseroberfläche eines Sees. Die großen, klaren Kugeln wie Luftbläschen im Wasser. Mittlerweile ist Rotter Lago ein Bestseller der Glas Manufaktur.
Bestens aufgestellt in die Zukunft
Nach Carl Rotters Tod 1968 übernahm zunächst Ehefrau Margarete die Firmenleitung und später Sohn Wolfgang. Seit 2013 führt nun Birgit Rotter die Geschäfte der Glasmanufaktur. Sie ist damit die Hüterin des funkelnden Erbes Carl Rotters, dessen kreative Ideen zur Glasgestaltung bis heute weiterleben. Rotter Glas verbindet traditionelles Glashandwerk und modernes, zeitloses Design. Und so werden in Lübeck auch weiterhin kleine Juwele eleganter Tischkultur produziert, die zahlreiche Tische nicht nur in Deutschland mit ihrem Funkeln bereichern.