Knollensellerie ist ein Gemüse, an dem sich die Geister scheiden. Die einen finden’s garstig, die anderen wunderbar. Ich habe so meine Sellerie-Phasen, im Moment ist es mal wieder so weit. Nun digital-plauderten Uda von mittagbeimutti und ich kürzlich über Kaki, aus denen ich ein Carpaccio mit Seitan-Shawarma gemacht hatte, dann über Steckrüben, dann über Steckrüben UND Kaki und dann, weil wir beide nur Sellerie zu Hause hatten, über SELLERIE und Kaki. Machen wir was draus, hat sie vorgeschlagen, und bei so was mache ich sofort mit. Also, nicht ganz sofort, denn für den gestrigen Abend hatte sich der Mann an meiner Seite Pasta gewünscht, richtig warm und ohne Foto-Session. Aber heute bin ich zur Tat geschritten.
Ich habe mir Gnocchi überlegt, und da mir jedes Gemüse gebacken besser schmeckt, habe ich auch dem Sellerie in den Ofen geschoben. Und weil ich immer ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich für ein bisschen Gemüse den Ofen anwerfe, habe ich gleich noch Brot darin gebacken. Brot. Gebacken. Ich. Das geht meist schief, und gelang diesmal gut dank der Kochpoetin Eva, die mir eigens ein gelingsicheres Rezept hat zukommen lassen. Danke, Eva! Dem Sellerie jedenfalls habe ich etwas Kartoffel wegen der Konsistenz beigegeben und etwas Räuchterofu gleich mit. Dazu gebratene Kaki, das macht farblich Laune, und weil ich beim heutigen Einkauf eine Vanilleschoten-Mühle entdeckt und erworben habe, rundet deren Aroma das Ganze ab. Ist ein gutes Rezept für Sellerie-Skeptiker, denn man schmeckt ihn zwar, aber nicht volles Kantinen-Jugendherbergs-Rohr. Und ich will nie wieder ohne Vanilleschoten-Mühle sein.
Zutaten
Für 2 Portionen:
ca. 500 g Knollensellerie
75 g Räuchertofu
1 Kartoffel
1 Eigelb
ca. 8 EL Mehl
2 Kaki
3 Schalotten
Salz und Pfeffer
Butter
einige Umdrehungen aus der Vanille-Mühle, alternativ Mark einer halben Schote
Zubereitung
Tofu sehr fein reiben. Den Sellerie schälen und in Scheiben schneiden, auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech ausbreiten, mit Alufolie abdecken und bei 180 ° C ca. 20 Minuten backen. Man wundert sich, wie das duftet, süße und erdig. Währenddessen die Kartoffel in der Schale kochen, pellen und durch die Kartoffelpresse geben. Den Sellerie hinterher, und was soll ich sagen, das ist ein Kampf Mensch gegen Gemüse. Die Knollen werden nämlich außen leicht ledrig (vielleicht sollte man es mal mit Ölmarinade probieren wie bei den Steckrüben kürzlich, aber ich habe um die Gnocchi-Teig-Konsistenz gefürchtet). Ich habe den Rest mit dem Schneidstab anpüriert und dann nochmal durchgepresst. Die Ausbeute war erträglich. Eigelb und Räuchertofu zugeben, salzen und pfeffern, vermischen und mit dem Mehl nach und nach zu einem weichen, elastischen Teig verarbeiten (Mengangabe ist hier, wie immer bei Gnocchi, nur ca.). Auf etwas Mehl zu Rollen Formen und in Stückchen schneiden. Beiseite stellen.
Schalotten vierteln, Kaki schälen und achteln.Wasser erhitzen und salzen, Butter in der Pfanne erhitzen. Im Wasser die Gnocchi garziehen lassen und mit einem Schaumlöffel herausheben. Mit etwas Butter vermengen. Nach und nach so alle Gnocchi garen. In der warmen Butter die Schalotten sanft anziehen lassen, die Kaki dazugeben und leicht anbraten. Mit Salz, Pfeffer und Vanille würzen. Gnocchi einmal mit durch die Pfanne schwenken. Auf Tellern anrichten und – wenn es nach mir geht- nochmals großzügig mit Vanille übermahlen. Schmeckt erdig, süß, vanillig, rauchig, fruchtig und hat mich vollends mit der Tatsache versöhnt, dass ich auch beim gut sortierten türkischen Gemüse-Händler meines Vertrauens immer noch keinen Cima bekommen habe und es für’s erste aufgebe. Dafür war in der Pflücksalat-Mischung von gestern Abend seine asiatische Schwester Mizuna, den ich aber in dem Blätter-Gewimmel leider nicht identifizieren konnte. Und beim türkischen Gemüsehändler landete so eine Art orientalische Fregola di Sarda in meinem Korb, ich werde bald berichten.
Mit den Sellerie-Gnocchi marschiere ich jetzt jedenfalls mal zu Uda, die dankenswerterweise ein Mini-Blog-Event aus der Sellerie-Kaki-Connection gemacht hat. Wenn ihr Lust habt, macht doch auch mit: