Rosenkranz als Klause?!

Stille ist ein Stichwort, welches den heutigen Tagesheiligen Bruno den Kartäuser mit dem Rosenkranz verbinden kann. Das verblüfft vielleicht auf den ersten Blick. Doch wenden wir uns zu Beginn des Impulses dem heutigen Tagesheiligen zu. Bruno der Kartäuser erblickte am Niederrhein bei Köln um das Jahr 1035 das Licht der Welt. Nach seinen Studien in Köln und Reims erhielt er einen Lehrauftrag an der Domschule. Als wacher Zeitgenosse der Gesellschaft seiner Zeit, machte er sich seine Gedanken zu einem Mißbrauch seiner Zeit, der Simonie; d.h. den Kauf bestimmter geistlicher Ämter und Gnaden. Aufgrund dieser Gedanken und mancher Erlebnisse legte Bruno, der schon asketisch lebte, sein Amt als Kanoniker nieder und zog sich mit 6 Begleitern nach Grenoble zurück. Dort lebten sie in strengem Schweigen, trafen sich nachts zum Chorgebet sowie zur heiligen Messe und verständigten sich über Zeichensprache. Diese kleine Gruppe war der Vorläufer und Grundstein des späteren Kartäuserordens. Nach sechs Jahren in dieser Zurückgezogenheit wurde Bruno von Papst Urban II als Berater nach Rom gerufen. Als der Papst ihm aus Dankbarkeit ein Erzbistum anbot, lehnte Bruno ab und gründete das erste Kartäuserkloster Italiens in Kalabrien im Jahre 1091. 1101 verstarb er dort in eben diesem Kloster.Die Stille zeichnet unter anderem die Kartäuserorden aus. Ein bewußtes Eintauchen in die Stille. Die Mönche leben in ihren Klausen, um in der Stille ganz auf Gottes Willen zu lauschen. In der heutigen Welt ist es schwerer, diese Stille zu finden. Doch wer sie gefunden hat und sich ihr schon einmal gestellt hat, weiß, daß dann alles Unverarbeitete der Seele nach oben steigt. Der Anfangende fühlt eine innere Unruhe, die es auszuhalten gilt. Dieses ist nicht immer einfach und kann für manchen unerträglich werden, sodaß man die Stille meidet, ja sogar flieht. Aber genau dieses Aufsteigen der Sorgen und Probleme, der Bedrängnisse und Ängste ist der Schnittpunkt, der mit dem Rosenkranzgebet verbindet, zu dem wir besonders im Oktober eingeladen sind. Wer den Rosenkranz zum ersten mal in die Hand nimmt und anfängt ihn regelmäßig zu beten, wird in eine Stille eintauchen und erfahren, wie das Unbewußte in der Seele an die Oberfläche drängt. Ein Grund mit, warum mancher keinen Zugang zum Rosenkranzgebet findet. Das Aushalten der Stille wird als unerträglich empfunden, weil man sich den verborgenen Regungen der Seele nicht stellen möchte. Sich dem Rosenkranzgebet zuwenden bedarf es schon einigen Mutes. Oder wie es in einem Auspruch heißt: "Nur der Einfache oder Demütige findet einen Zugang zum Rosenkranzgebet."Das kann folgende wahre Begebenheit veranschaulichen: >>Ein Student der Naturwissenschaften hatte seine Studien gerade mit Erfolg abgeschlossen und befand sich auf den Heimweg im Zug. Ihm gegenüber saß ein älterer Mann, der seinen Rosenkranz aus seiner Tasche zog und mit dem Kreuzzeichen das Gebet begann. Der Student fing an, dem Mann einen Vortrag zu halten, daß dieses Gebet überholt sei und nach den neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen wäre das Zeitverschwendung; er wäre gerne bereit, ihm schriftliche Unterlagen zukommen zu lassen, wenn er eine Visitenkarte bekommen könnte. Der alte Mann zog seine Visitenkarte aus der Tasche und gab sie dem jungen Studenten. Auf der Karte stand: Louis Pasteure - Naturwissenschaftler.<< Louis Pasteure ist der Entdecker des Impfstoffes gegen die Tollwut. Diese Begebenheit zeigt: Wer den Mut hat, sich auf das Rosenkranzgebet einzulassen, wird erfahren, daß durch das Gebet die erfahrbare Wirklichkeit nicht verdunkelt wird, sondern in ein größeres, über die sinnlich wahrnehmbare Welt hinaus, Ganzes hineingenommen wird. Der Rosenkranz kann uns in der Welt eine Stille schenken, um die tiefere Wirklichkeit in unserem Leben zu entdecken.

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