Rosenkohl-Eintopf

Von Houseno15

{…Männerschnupfen und warum man alle(s) in einen Topf schmeißen kann…}

Vor Kurzem erreichte mich mal wieder ein Ruf der Verzweiflung.
„Ich bin kraaaaahaaaaank! Komm her und pflege mich. Nein! Erschieß mich und erlöse mich von meinem Leiden… Bittäääähäääää!“
Die nasal klingende wimmernde Stimmte stammt von Bastian, einem alten Freund, der sich am anderen Ende des Hörers erst einmal kräftig die Nase schnäuzt.
„Ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen. Noch nie im meinem Leben habe ich mich so schlecht gefühlt! Du bist meine letzte Rettung!“ „Wo ist denn Nathalie?“ „Nathalie..?“ ein verächtliches Schnaufen kommt durch den Hörer „Die musste ja vor 2 Tagen unbedingt mit Ihren Mädels zum Skifahren nach Österreich aufbrechen, obwohl sie genau gesehen hat, dass es mir nicht gut geht!“
„Basti, Du hast lediglich einen Schnupfen, das wirst Du doch wohl alleine durchstehen!?“
„Verrecken werde ich! Jawohl! Und keiner bekommt es mit! Ich möchte übrigens Guns’n Roses auf meiner Beerdigung gespielt bekommen!“ Ich will gerade laut auflachen, als mir ein lauter Nieser die Ohrmuschel fast wegpustet.
„Kannst Du bitte bitte bitte vorbeikommen?“ „Also gut, ich komme…“
Wohlwissend, dass Bastian nichts im Kühlschrank hat, was auch nur annähernd gesund und heilungsfördernd wäre, habe ich kurzerhand noch den nächsten Supermarkt aufgesucht.

30 Minuten später öffnet mir eine undefinierbare Gestalt die Tür. Eine graue Jogginghose, die mehr Knie ausbeult als der Träger jemals haben wird, schlackert auf den Hüften. Ein löchriges altes Nirvana T-Shirt klebt spack über Bastians Bauchansatz und die Haare stehen wild in alle Richtungen. „Ich umarme Dich jetzt mal besser nicht. Ich will Dich ja nicht anstecken!“ Und schon schlurft der Patient ins Wohnzimmer und lässt sich wieder auf die Couch fallen. Der Wohnzimmerboden ist übersäht mit zusammengeknüllten Papiertaschentüchern. Dazwischen leere Bierdosen und Chipstüten.
„Basti, Du lässt Dich echt ganz schön hängen! Hier schaut es aus, als ob ein Messi auf Urlaub ist. Nathalie bekommt die Krise, wenn sie zurück kommt…“
„Tanja, Du hast doch keine Ahnung wie ich mich fühle! Ihr Frauen habt sowieso überhaupt keine Ahnung wie es ist, wenn Mann krank ist! Ihr seid ja immer so schöööön krank…“ „Äh…wie…? Schön krank? Was soll das denn bedeuten?“
„Stell Dir mal vor, man würde einen Raum mit einer Glasscheibe trennen. Rechts kranke Frauen, links kranke Männer. Was würdest Du sehen?“ Ich muss laut lachen. „Das kann ich Dir genau sagen: Auf der Seite der Männer türmen sich die Rotzfahnen rund ums Bett, die Körperhygiene wurde bis auf Weiteres eingestellt, es müffelt ziemlich auf Eurer Seite und ich hoffe, dass die Glasscheibe schalldicht ist, damit auf der anderen Seite das Gejammer nicht zu hören ist!“
„Wir sind eben so richtig krank!!! Und nicht nur so dekorativ angeschlagen…! Ihr Frauen tragt bei Erkältung schöne pastellfarbene Schals und dicke selbstgestrickte Socken, liegt mit einem Stapel kluger Zeitschriften und übereinandergeschlagenen Beinen immer noch hübsch anzusehen auf der Couch, der Raum duftet nach Pfefferminztee und die Nase putzt Ihr Euch im Flüstermodus, nachdem Ihr Euch ein Taschentuch aus einer mit Schmetterlingen bedruckten Pappbox gezogen habt. Ihr geht trotz Todes-Schnupfen ins Büro, presst Euch frische Säfte und Blumen werden Euch auch noch gebracht…“
Ich sehe Bastian mit offenem Mund an. „Und Euch bringt eine Erkältung quasi zu einer Nahtoderfahrung. Euer Körper erleidet nach Eurer Meinung einen Totalschaden. Ihr seid nicht krank- Ihr seid verwundet. Im Stillen bettelt Ihr um den Fichtensarg… Ok. Streich im Stillen!“
„Stimmt!“ antwortet der Verwundete mir gegenüber. „Ich verstehe auch nicht, warum es noch keine speziellen Erkältungsmedikamente für Männer gibt. Ich weiß auch genau wie die Fernsehwerbung dafür aussehen würde: Man sieht einen Schützengraben irgendwo in der Einöde. Ein Kugelhagel ist zu hören. Ein Soldat geht zu Boden. Dann ruft einer der Soldaten: „John, lass den Typen liegen- er hat nur einen Bauchschuss… Hier hat einer eine verdammte Männer-Erkältung, der muss zuerst zum Sanitäter!“ Das würde genau DIE Zielgruppe ansprechen.“
Ich muss laut lachen. „Was bin ich froh, dass Männer keine Kinder kriegen können. Ihr würdet beim ersten Stammtisch nach dem Höllenereignis mit der Größe des Dammschnitts prahlen und jeder hat mindestens 34 Stunden in den Wehen gelegen, um dann doch mit einem Kaiserschnitt vom Hals bis zu den Oberschenkeln aufgeschnitten zu werden. Narbenzeigen inklusive…“

„Ich wäre auch gerne mal krank wie eine Frau…“, kommt die leise nasale Stimme von Bastian.
„Ok. Kein Problem. Ich mache Dir jetzt einen gesunden Rosenkohleintopf und während der kocht, schauen wir alte Folgen von „Sex in the city“ an und ich bemale Dir Deine Zehennägel. Das würden Frauen nämlich jetzt tun. Du musst nicht sterben- ich bin ja bei Dir. Und Dein Bild erscheint auch nicht bei Wikipedia unter dem Suchbegriff „Selbstmitleid“ und „Heulboje“. Versprochen! Es ist wirklich nur ein Schnupfen, Basti!“
Er lächelt mich an und sagt: „Ich weiß. Schön dass Du da bist!“ Und schon kuschelt er sich in seine Kissen-Taschentuch-Burg auf der Couch und seufzt zufrieden.
Irgendwie sind sie doch alle gleich….

Falls Ihr auch einen verwundeten halbtoten Mann mit Erkältung bei Euch rumliegen habt (soll ja in dieser Jahreszeit öfter mal vorkommen), gibt’s hier das Rezept für den „Schnell-Fitmacher-Rosenkohleintopf“:

Rosenkohl-Eintopf   Print Prep time 50 mins Total time 50 mins   Author: www.houseno15.de Serves: 4 Ingredients
  • 2 Zwiebeln
  • 400 g Steckrübe
  • 600 g Rosenkohl
  • 2 Süßkartoffeln
  • 3 EL Öl
  • 600 g ausgelöstes Kasselerkotelett am Stück
  • 80 g Frühstücksspeck
  • 1,5 l Gemüsebrühe
  • Salz
  • Pfeffer
  • 4–5 Stiel(e) Majoran
  • 2 Lorbeerblätter
Instructions
  1. Die Zwiebeln schälen und würfeln, dann die Steckrübe in Scheiben schneiden, schälen und fein würfeln. Den Rosenkohl putzen, waschen und trocken tupfen und die Süßkartoffeln schälen und ebenfalls in Würfel schneiden.
  2. Jetzt das Fleisch waschen und mit dem Speck in Würfel schneiden.
  3. Das Öl in einem großen Topf erhitzen, Fleisch und Speck dazugeben und unter Wenden anbraten. Nun das Gemüse dazugeben, mit Brühe ablöschen und mit Salz und Pfeffer würzen.
  4. Majoran waschen und trocken tupfen. Lorbeer und 3 Stiele Majoran zum Gemüse geben. Alles zugedeckt ca. 30 Minuten köcheln lassen.
  5. Vom restlichen Majoran Blättchen abzupfen und grob hacken.
  6. Den Eintopf mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Majoran bestreuen.
3.2.2708
Kleine Info am Rande, warum Rosenkohl so gesund ist.:
Rosenkohl ist sehr reich an Zink und Vitamin C und wappnet unsere Abwehr gegen Keime und Krankheitserreger. Zudem  sorgen dieselben Vitalstoffe für heile Haut, gesundes Haar und straffes Bindegewebe. Aufgrund ihres hohen Vitamin-B-Gehalts sind die kleinen Gemüseknollen ideal geeignet zur Stressbewältigung und für stabile Nerven. Außerdem helfen sie bei Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Da Rosenkohl viel Kalium enthält, entwässert dies unseren Körper und entlastet auf diese Weise das ganze Herz-Kreislauf-System.

Ich hoffe die gefühlte männliche Sterberate in Euren vier Wänden ist nicht zu hoch und alle kommen unbeschadet aus diesem Tal der Qual heraus.

In diesem Sinne: haltet Euch warm, wascht Euch immer schön die Hände (die Viren lauern überall!) und besorgt genug Duftkerzen, um den eventuellen Krankenmief zu übertünchen.

Eure

aus dem House No.15