Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest, zählt zu den “Hohen Feiertagen”. Es dauert zwei Tage und ist ernst und fröhlich zugleich. Rosch Haschana ist nämlich das Fest des Gerichts, an dem nach der jüdischen Tradition drei Bücher geöffnet werden: das Buch des Lebens, das Buch des Todes und das Buch für das „Dazwischen“.
Ins Buch des Lebens werden die Gerechten eingeschrieben, in das des Todes die gottlosen Sünder und in das dritte Buch die Mittelmäßigen, die sowohl Sünden als auch Verdienste aufweisen. Fromme Juden und Jüdinnen glauben daran, dass das endgültige Urteil darüber, in welches Buch sie eingeschrieben werden, zehn Tage nach Rosch Haschana, am Versöhnungstag (Jom Kippur), gefällt wird. In diesen zehn Tagen können sie versuchen, das Urteil und somit ihr Schicksal durch gute Taten, Reue, Buße und Umkehr zu beeinflussen.
Auch wir schlagen anlässlich von Rosch Haschana, das heute beginnt und bis zum 15.9. dauert, ein Buch auf. Nicht das Buch des Lebens und schon gar nicht das Buch des Todes. Viel besser: wir schlagen ein Buch des Genusses auf, ein Kochbuch mit dem vielversprechenden Titel „Das Buch der Jüdischen Küche. Eine Odyssee von Samarkand nach New York“.
Die Autorin Claudia Roden versammelt darin auf knapp 500 Seiten unzählige Rezepte aus der sephardischen und aschkenasischen Kochtradition, bei denen man nur schwer der Versuchung widerstehen kann, den Schreibtisch gegen die Büroküche zu tauschen, um sich dort der Zubereitung von Gerichten mit den geheimnisvoll anmutenden Namen Blinzen, Paschka, Harira, Gondy oder Kofta mishmisheya zu widmen. Aber nicht nur die Vielfalt an Rezepten ist äußerst animierend, es sind vor allem die zahlreichen Essays, persönlichen Notizen und Familienepisoden, die das Kochbuch auch zu einem interessanten Lesebuch über jüdisches Leben, Traditionen und Kultur machen.
Aus der Vielzahl an Rezepten für traditionelle Neujahrsspeisen haben wir uns etwas Süßes ausgesucht – immerhin ist es an Rosch Haschana Brauch, besonders süße Speisen zu verzehren wie etwa ein in Honig getauchtes Stück Apfel. Dazu wird dann der Wunsch „Möge dieses Jahr so süß sein wie der in Honig getauchte Apfel“ ausgesprochen. Weil Äpfeln an Rosch Haschana also eine solche Bedeutung zukommt und die Apfelernte bei uns ja soeben in die Gänge kommt, haben wir uns für eine dementsprechende Neujahrsbäckerei entschieden – den Apfelstrudel. Klassisch, schnörkellos und gut – ein perfekter Start in ein süßes neues Jahr!
Zutaten für den Strudelteig (man kann auch fertigen Strudelteig kaufen):
300 g Mehl
½ TL Salz
1 Eidotter
20 g Fett
einige Tropfen Essig
gerade so viel Wasser, um einen ziemlich weichen Teig zu erhalten
Zutaten für die Füllung:
1 kg säuerliche Äpfel
Saft von 1 Zitrone
4 EL Zucker nach Geschmack
100 g Walnüsse, grob gehackt
40 g helle Rosinen
1 TL Zimt
75 g feine Brösel oder geriebene Mandeln
Zubereitung:
Für den Strudelteig alle Zutaten vermischen und so lange kneten, bis der Teig glatt, elastisch und nicht mehr klebrig ist. Den Teig in einem Tropfen Öl wenden, in Frischhaltefolie einwickeln und 25 Minuten rasten lassen. Anschließend den Teig auf einem mit Mehl bestreuten Tisch oder großen Küchentuch dünn ausrollen und ausziehen.
Für die Füllung die Äpfel schälen, im Zitronensaft wenden und die Kerngehäuse entfernen. Äpfel grob hacken und mit allen restlichen Zutaten, abgesehen von den Bröseln oder Mandeln, mischen.
Den Teig mit den Bröseln oder Mandeln bestreuen. Die Füllung in einem Streifen 6 cm vom Rand und 2 cm von den Seiten entfernt auf dem Teig platzieren. Den Teig über die Füllung rollen und auf halbem Weg die Seitenränder einschlagen, um die Füllung zu halten. Den Strudel auf ein Backblech heben, mit Fett bestreichen und im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad ca. 30-40 Minuten knusprig backen. Den Strudel kalt oder warm mit Staubzucker bestreut servieren.
Claudia Roden
Das Buch der Jüdischen Küche. Eine Odyssee von Samarkand nach New York
Mandelbaum Verlag (2012)