Was genau bedeutet es, ein Android-Gerät zu rooten?
Vorab eine kleine Begriffskunde: die unterste Softwareschicht, auf der ein Betriebssystem, also auch Android, aufbaut, bezeichnet man als Kernel oder auch Systemkern. Der eingedeutschte Begriff Kernel beschreibt also die softwarebasierte Schnittstelle zwischen der Hard- und der Software. Die Organisation von Prozessen und Daten ist in diesem elementaren Bereich des Betriebssystems ebenso festgelegt wie die Interaktion des Systems und weiterer Software mit der Hardware.
Und genau hier setzt das Rooten an; beim Kernel. Doch was steckt nun wieder hinter diesem Begriff? Als Rooten bezeichnet man die Beschaffung des uneingeschränkten Zugriffs auf sowie die Veränderung des Kernels. Root kommt dabei aus dem Englischen; das Substantiv bedeutet Wurzel, das Verb deutet also darauf hin, dass man das System an den Wurzeln packt und es dort konfiguriert. Ein Nutzer mit Root-Rechten wird bei anderen Systemen auch als Administrator bezeichnet – dieser Begriff dürfte klar sein.
Ein Android Smartphone zu rooten bedeutet also, sich die vollen Zugriffsrechte auf das Betriebssystem anzueignen und diese gegebenenfalls zu nutzen, um das bestehende System auszulesen, zu konfigurieren, auszutauschen oder anderweitig damit zu verfahren. Auch das Löschen hartnäckiger Malware oder anderer Schadsoftware kann ein Grund für das Rooten eines Systems sein. Oft sollen aber sogenannte Custom-ROMs aufgespielt werden – also speziell auf eine Zielgruppe konfigurierte Systemkopien. Das Löschen eines Betriebssystems und Aufspielen einer ROM bezeichnet man bei Mobilgeräten übrigens als Flashen.
Der Rooting-Vorgang: diese Gefahren gibt es
Die vorigen Absätze haben es gezeigt: für den Root eines Android Gerätes braucht man nicht nur den einen oder anderen Grund bzw. Anlass, sondern auch das entsprechende Wissen oder jede Menge Hilfe. Zwar gibt es einige findige Programme, die bei der Beschaffung des ultimativen Zugriffs auf das Betriebssystem helfen sollen – aber auch für deren Bedienung und für die anschließenden Schritte ist Sachverstand vonnöten. Deshalb können hier und da immer wieder Probleme beim Rooting entstehen.
Das fängt bei der Auswahl der richtigen ersten Schritte an. Denn das Android-Betriebssystem ist je nach Geräte-Hersteller verschieden und muss daher auch auf unterschiedliche Weise gerootet werden. Habt ihr die falsche Anleitung, geschieht entweder gar nichts oder das Gerät wird im schlimmsten Falle unbrauchbar. Danach folgt der Prozess selbst – mit entsprechenden Tools ist die Zuteilung von umfangreichen Schreib- und Leserechten eigentlich ganz einfach.
Dann kommt aber die Konfiguration. Das Aufspielen einer Custom-ROM sollte da noch das kleinste Problem darstellen, auch wenn hier durchaus Fehler auftreten bzw. Folgeschäden möglich sein können. Umfangreicher ist da der Eingriff in das System und auf die Verwendung der Hardware. Das beliebteste Beispiel ist dabei die Übertaktung des Prozessors: übertreibt ihr es damit, dann ist der kleine Rechenkünstler schnell unbrauchbar – weder Gewährleistung noch Garantie oder Versicherung greifen hier.
Vorteile des Roots bei einem Android Gerät
Der größte Vorteil für User, die ihre Geräte gern personalisiert verwenden möchten, ist die Möglichkeit, das Betriebssystem nach den eigenen Wünschen anzupassen. Der Vorrang von einzelnen Anwendungen beim Zugriff auf den CPU oder dessen Übertaktung sind da nur zwei Beispiele. Auch kann die Verarbeitung und Wiedergabe von Sounds und Musik durch entsprechende Eingriffe programmübergreifend geregelt und in Lautstärke und Klang angepasst werden. Darüber hinaus gibt es unzählige andere Eingriffsmöglichkeiten.
Hinzu kommen die Verwendung von Custom-ROMs und die Einrichtung von Multi-User-Systemen. Wie auf dem Rechner können also auf dem Smartphone oder auf dem Tablet unterschiedliche Nutzer-Profile angelegt werden. Die Custom-ROMs kommen mit alternativen Einstellungen daher. Das kann die Hardware-Verwendung mit einbeziehen, sich aber auch auf die Darstellung des Betriebssystems und auf das Ausmaß der möglichen Anpassungen auswirken.
Ein wichtiger Punkt beim Rooten sind Apps – und zwar in jeder Hinsicht. Zum einen lassen sich Malware-, Adware- und andere schädliche Apps mit umfangreichen Lese- und Schreib-Rechten beseitigen. Zum anderen ist dies dann auch mit vorinstallierten System-Apps möglich, die normalerweise nicht gelöscht werden können. Zu guter Letzt können alternative Apps von Drittanbietern installiert werden – auch wenn diese nicht in offiziellen Stores zu finden sind.
Nachteile eines Android Jailbreaks
Auf die möglichen Nachteile, die sich während des Root-Versuchs ergeben können, wurde oben schon ausreichend eingegangen. Deshalb hier ein paar Folgen, die sich aus dem sogenannten Jailbreak ergeben können. Zum einen ist es aufgrund von unterschiedlichen rechtlichen und vertraglichen Bestimmungen illegal. Zum anderen sind Custom-ROMs und andere alternative Systeme oft nicht mehr mit regulären Updates bestückbar, weshalb massive Sicherheitslücken klaffen können.
Dazu kommt der Garantie- und Support-Verlust. Ihr habt ein Problem mit dem alternativen System? Dann könnt ihr gern danach googeln, aber eine Hotline des Herstellers wird euch nicht mehr wirklich helfen können. Auch was die Hardware angeht, verliert ihr den Garantie-Anspruch, denn wie oben beschrieben können sich veränderte Einstellungen zur Hardwareverwendung auf eben jene auswirken und sie unbrauchbar machen. Die Gewährleistung, also die Erstattung bei Werksfehlern, bleibt bestehen.
Nachdem das Gerät bzw. sein System gerootet ist, bleibt es weiterhin für Eingriffe offen, was heißt, dass auch für mögliche Schadsoftware alle Lese- und Schreibrechte aktiv sind. Malware, Viren und Trojaner können bei einem „konfigurierten“ Gerät also vergleichsweise mehr Schaden anrichten als bei einem regulär verwendeten Gerät – und das auf viel einfachere Art und Weise, da keine Schlupflöcher und Hintertüren vonnöten sind.
Abschließende Hinweise zum Rooten eines Android Gerätes
Wer die ersten Absätze dieses Artikels aufmerksam und interessiert durchgelesen sowie damit etwas Neues gelernt hat, der sollte einen Jailbreak auf eigene Faust wohl eher lassen. Es braucht schon ein gehöriges Pfund Fachwissen, um ein Mobilgerät sowohl individuell als auch funktionsfähig und letzten Endes sicher zu konfigurieren. Wer den Artikel mehr überflogen als gelesen und dabei festgestellt hat, dass er hier nichts lernen kann, der ist schon auf einem erfolgreicheren Weg. Kurzum: seid vorsichtig und nehmt keinen Jailbreak zwischen Tür und Angel vor!