Live aufgenommen im Jahre 2012 bei einigen Konzerten in Massachusetts ist „Just For Today“ eine meist instrumentale Visitenkarte des großartigen Gitarristen Ronnie Earl und seiner nich minder phänomenalen Begleitband: Blues, ein wenig Jazz, klassischer Rhythm & Blues: Hier hört man die Spielfreude der Musiker selbst in jeder Pause.
Quer durch die gesamte Blueslandkarte der USA gehen die Grüße von „Just For Today“: Da wird Otis Rush ebenso Tribut gezollt wie jüngst verstorbenen Musikern wie Hubert Sumlin und Robert Nighthawk. Natürlich klingt der Texas Blues an, wor Earl in den 70er Jahren mit der Gang um Kim Wilson und Jimmy Vaughan seine ersten Schritte tat - schon der Opene „The Big Train“ könnte eigentlich auch von Stevie Ray Vaughan gespielt sein... Und dann gibt es dann noch die unerwarteten Ausflüge: John Coltranes Equinox wird bei den Broadcasters als Latin-Rock quasi neuerfunden.
„Just For Today“ ist ein Bluesalbum für Genießer, für aufmerksame Hörer, die den langen und klaren Linien Earls folgen wollen und dem Zusammenspiel mit Dave Limina (p, org), Lorne Entress (dr) und Jim Mouradian (b). Und es sind vor allem die vielen Zwischentöne, die scheinbar zufällig aufblitzenden Noten, die einen über die dreizehn Stücke fast ohne Gesang gespannt lauschen lassen. Ach ja: Auf „I‘d Rather Go Blind“ mit Diane Blue als Gastsängerin könnte man da fast verzichten. Obwohl auch das eine der gelungeneren Versionen des leider viel zu häufig gecoverten Klassikers ist. (Stony Plain)