Romy Wolf: Zechengeister

Romy Wolf: ZechengeisterZechengeistervon Romy Schneider
Fantasy-Historien-Romanca. 240 Seitenerschienen im Verlag in Farbe und Bunt am 15.07.2015
Taschenbuch14, 80 €ISBN 978-3-941864-18-4
eBook8,99 €ISBN 978-3-941864-19-1

Klappentext

Ende des 19. Jahrhunderts geht im Ruhrgebiet Seltsames vor sich: Reihenweise fallen Menschen der "Narrenkrankheit“ zum Opfer, einem todesähnlichen Schlaf, aus dem sie nicht wieder erwachen. Die Angst ist in der Zechensiedlung allgegenwärtig, munkelt man doch, der Teufel gehe um. Der junge Bergmann Micha muss seit dem Tod seines Vaters für den Lebensunterhalt der Familie sorgen. Für dummes Gerede und Aberglauben an eine übernatürliche Welt hat er keine Zeit. Dabei kann ausgerechnet seine zwölfjährige Schwester Neni Geister sehen, und die Geschwister sind die Einzigen, die die Narrenkrankheit aufhalten könnten.

Inhalt in eigenen Worten

Micha lebt mit der ständigen Angst im Nacken und den schrecklichen Bildern seines bei einem Zechenunglück gestorbenen Vaters. Nun muss er den Lebensunterhalt für sich selbst, seine kleine Schwester Neni und die depressive Mutter verdienen. Eine große Last, die auf den Schultern des jungen Mannes lastet. Umso schlimmer, als die "Narrenkrankheit" um sich greift und Micha nun zudem noch befürchten muss, dass die Krankheit ihn selbst oder seine Familie an sich reißt. Eines Tages begegnen ihm zwei komische Gestalten in den Stollen, ein zerlumpter Mann mit einem "Sklaven". Die beiden, Falkor und Jari, behaupten, dass allein Michas kleine Schwester Neni das Unheil von der Zeche Alba abhalten kann. Sie, eine Geisterseherin, könne gegen die Schattengestalten ankämpfen. Und so wird Micha in eine Welt der Magie und Geister hineingezogen, an die er nie geglaubt hätte. Und auch in ihm schlummert eine unsagbare Macht. Doch das Böse hat schon weit um sich gegriffen und die Menschen innerhalb der armen Siedlung beginnen sich gegenseitig verantwortlich zu machen.

Meinung

Von Anfang an überkommt einen ein beklemmendes Gefühl, wenn man Romy Wolfs Roman liest. Sie zeichnet eine schaurig-schöne Zechenkulisse im Ruhrgebiet, so wie man sie sich vorstellt: kohlrabenschwarz, dreckig,  Industrialisierung, Schuften bis zum Umfallen. Und Micha ist nur einer unter vielen, der jeden Tag hinab fährt in die todbringenden Stollen. In dieses recht düstere, historische Setting stellt Wolf schillernde Magie. Geister und Männer, die man wohl heute als Druiden bezeichnen würde. Schattenwesen, die Seelen rauben. Und im Endeffekt besagt Wolfs Roman vor allem eines: Nur wenn wir die Vorurteile abstreifen, können wir es gemeinsam schaffen. Aber mal der Reihe nach:Inhaltlich ein wirklich überragender Roman. Diese Mischung aus Deutscher Historie und Fantasy ist umwerfend. Die Zeche hat ihren ganz eigenen, düsteren Charme. Die Geschichte rund um Falkor und Jari ist unfassbar schön und regt zum Nachdenken an. Auch die Geschichte der Geschwister Micha und Neni liest sich rührend. Wolf thematisiert hier sehr stark das Zusammenleben, wenn man einander fremd geworden ist und Schicksalsschläge all die Entfremdung auch umkehren können.  Ein daher sehr ausdrucksstarker Text. Auch die Thematisierung des Fremdenhasses innerhalb der Zechenarbeiter (Deutsche, Italiener, Polen) ist sehr spannend und aktueller denn je. Micha springt über seinen Schatten, oder besser gesagt seine Vorurteile und bald schon verbindet ihn eine tiefe Freundschaft mit einem italienischen Mädchen. Die Personen habe ich im oberen Teil ja bereits ein wenig angesprochen. Insgesamt handelt es sich um keine schillernden, kantenlosen Helden - und das ist gut so. Neni ist ein etwas verschrobenes Mädchen, denn keinem kann sie sich und ihre Gabe anvertrauen. Micha ärgert sich über die Sonderheiten Nenis und geht allmählich am Grubenalltag und den Sorgen kaputt. Die Mutter ist depressiv, da sie ihren Mann und eine Tochter verloren hat und nu ganz offensichtlich nicht zurück ins Leben findet. Jari ist ein vor Jahrhunderten verurteilter Zauberer. Ihm wurde auferlegt in der Dunkelheit zu leben, bis er Buße tut. Sein Aufseher, Falkor, ist mittlerweile jedoch so verbittert, dass er die Veränderung an Jari gar nicht bemerkt. Die Personen in Wolfs Roman sind starkem Wandel unterzogen. Beinahe bei jeder Person tritt eine Art Erkenntnis ein, die notwendig war um ein besseres Leben zu beginnen. Sehr wichtig: glaube an dich selbst; und: gemeinsam schaffen wir das. Eine sehr, sehr schöne Botschaft.Die Sprache des Romans ist sehr angenehm und spannend zu lesen. Hier und da habe ich winzige Tippfehler gefunden. Aber das kommt ja bekanntlich immer vor! ;) Das Lesevergnügen beeinträchtigen diese Kleinigkeiten auf keinen Fall. 

Autorin

Die Literaturwissenschaftlerin Romy Wolf fühlt sich schon ihr ganzes Leben dem Ruhrgebiet verbunden, vermutlich weil sie dort aufwuchs, studierte und immer noch lebt. Sie arbeitet als Redakteurin, Übersetzerin und Autorin und hofft, dass sich so schnell nichts daran ändert. In ihrem schriftstellerischen Schaffen kommen immer wieder Romy Wolfs Vorlieben für historische Stoffe, Steampunk und altmodische Schauerromane durch.

Fazit

Ich wäre selbst vielleicht nie auf dieses Buch gestoßen.  Als ich jedoch durchs Verlagsprogramm des Verlags in Farbe und Bunt stöberte, sprang mir dieses Cover ins Auge. Und da wusste ich: das will ich lesen. Ich wusste nicht worum es geht, nicht was mich erwartet. Aber das Cover hatte mich gefangen genommen, also los! Und schnell wurde ich für meine Spontaneität belohnt. Ich liebe diese Mischung aus Historischem und Fantasy, Romy Wolfs Erzählstil ist zudem einfach schön. Ein für mich daher rundum gelungener Roman, den ich wirklich jedem ans Herz legen kann!  Definitiv schon jetzt eines meiner Jahreshighlights! 

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