Roms frühchristliche Kirchen und Cäsarenkrempel

Palatin am Circus Maximus

Der Palatin, zwischen Forum Romanum und Circus Maximus, gilt als der frühest bewohnte Teil der Stadt Rom. Der Gründungslegende nach, strandeten die Zwillinge Romulus und Remus hier auf ihrem Tiberfloß. Gesäugt von der kapitolischen Wölfin und vom Hirten Faustulus aufgezogen, brachten sie später ihre Familiengeschichte gewaltvoll ins Reine, gründeten eine Stadt und zestritten sich trotzdem, sodass erst nach einer Vogelschau über die sieben Hügel hinweg schließlich Romulus hier zum Sieger und Regenten gekürt wurde. 753 – Rom schlüpft aus dem Ei.

Kapitolische Wölfin Forum Romanum

Forum und Colosseum

Forum Boarium Viehmarkt am Forum Boarium

Das Forum Boarium ist das älteste in Rom und diente früher als Viehmarkt, weil die Hirten ihre Tiere durch die flache Stelle des Tibers trieben. Hier befinden sich der Tempel des Hercules Victor (120 v. Chr.) sowie des Hafengottes Portunus (um 100 v. Chr.). Dahinter liegt die Basilika Santa Maria in Cosmedin, die im 6. Jahrhundert geweiht wurde.

Tempel des Portunas Tempel des Herkules
Basilika Santa Maria in Cosmedin

Die aus der Statio Annonae erhaltene Säulenhalle aus 18 korinthischen Säulen findet sich im Innern wieder. Typisch für eine frühchristliche Kirche, dass nicht der Altar, wie später, in der Apsis steht, sondern der Bischofsthron. Der Altar stand damals, wie hier in Cosmedin, vor der Apsis. Der Beiname „Cosmedin“ wurde erst später, vermutlich aufgrund der reichen Verzierungen im Cosmatenboden und am Ziborium über dem Altar, vergeben. An einem antiken Kanaldeckel der Cloaca Maxima, dem Bocca della Verità, lassen sich Touristen heute noch gern die Hände abbeißen. Laut einer Legende schnappt der Deckel zu, wenn einer nicht die Wahrheit spricht.

Eingang zur Basilika Santa Maria Altarraum
Mund der Wahrheit Gebeine des Valentin von Terni

Cosmatenboden

Mausoleum des Kaiser Augustus

Das Mausoleum des Kaiser Augustus wurde im Jahr 29 v. Chr. auf der Piazza Augusto Imperatore errichtet. Wenige Schritte weiter herrschen Katzen über ein Forum am Largo di Torre Argentina, in dem vier Tempel aus Zeiten der Römischen Republik in Ruinen freigelegt sind. Am Rande der Tempel sind Strukturen eines Theaters und der Kurie zu sehen, in der Gaius Iulius Caesar im Jahr 44 v. Chr. bei einer Senatsversammlung ermordet wurde.

Katzenforum Katze am Torre Argentina
Tempelanlage Tempel A

Das alte Rom

Bei der Basilica San Clemente al Laterano stehen heute drei Kirchen übereinander. Das Mosaik in der Oberkirche zeigt den Triumph des Kreuzes und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Voller Details und reich an Farben, ist es ein ikonographisches und stilistisches Novum und damit vor allem kunstgeschichtlich von Bedeutung. Die Unterkirche ist Pilgerziel für die Orthodoxe Kirche, weil hierhin die Reliquien Clemens I überführt und der im 9. Jahrhundert von Byzanz zur Missionierung der Slawen entsandte Kyrill beigesetzt wurde.

Durch antike Ausgrabungen erreicht man außerdem das Mythrasheiligtum mit seinem Altar. Das aus dem Iran stammende Mythras zählte zu den meist verbreiteten Mysterienkulten und als Konkurrenz zum entstehenden Christentum, welches viele Gebräuche in sich aufgenommen hat. So galt für fast alle Vöker und Religionen die Wintersonnenwende als Sieg über die Finsternis und für die Mythrasanhänger als Geburtsfeier der unbesiegbaren Sonne, des „sol invictus“. Zur Unterwanderung dieser heidnischen Bräuche bestimmte Papst Hippolytos 215 den 25. Dezember als Geburtsdatum Jesus und Kaiser Konstantin erklärte 330 den alten Sonnengott zum Christengott um, der als Licht der Welt die „Sonne der Gerechtigkeit“ geschaffen habe.

Santa Clemente Lämmerfries

Gladiatorenschule

San Sebastiano vor den Mauern

Vorchristlichen Ursprungs sind auch die ältesten Katakomben in Rom. Vom 2. bis 5. Jahrhundert bauten die Christen neue und bestehende erheblich aus, Märthyrer wurden hier beigesetzt und Basiliken zur Heiligenverehrung geschaffen. Mit dem Einfall der Germanen ab dem 4. Jahrhundert, dem Niedergang Roms, wurden diese zestört und gerieten in Vergessenheit. Die Päpste verteilten die Reliquien der Märtyrer im 8. und 9. Jahrhundert in alle Welt. Über einer der Katakomben erbaute man im 4. Jahrhundert unter Kaiser Konstantin die Kirche San Sebastiano, in der die Reliquie eines Fußabdrucks Christi aufbewahrt wird. Ursprünglich war sie als Apostelbasilika den Heiligen Petrus und Paulus geweiht. Steigt man die Stufen hinab, findet man altrömische und christliche Gräber, antike Häuser und Reste des konstantinischen Kirchenbaus.

Zwischen Katakomben und San Sebastiano

Römische Stadttore Römische Kasernen
Via Appia Obelisk

Über die Via Appia gelangt man hinterher durch alte Stadttore und vorbei an römischen Kasernenanlagen zum Colosseum. Zwischen 72 und 80 n. Chr. erbaut, gilt der größte geschlossene Bau der römischen Antike heute als Wahrzeichen der Stadt. Neben vielen logistischen Besonderheiten, konnte der Boden des Collosseums komplett geflutet werden, sodass sich hier sogar Seeschlachten abspielten.

Colosseum

Santa Sabina

Die Basilika Santa Sabina all’Aventino wurde 422 bis 432 unter Papst Coelestin I. auf dem Hügel Aventin gebaut. Santa Sabina ist eine der ältestesten christlichen Bauten der Stadt und gilt als die wichtigste Basilika ihrer Zeit. Äußerlich ist es ein schlichter Ziegelbau dieser frühchristlichen Anlage. Die Tür aus Zypressenholz stammt aus dem Jahr 432 und gilt als älteste existierende Kirchentür und Kreuzigungsdarstellung. Statt waagerechten Architracen der Antike wurden im Inneren erstmals Rundbögen über korinthischen Säulen angelegt. Architekturgeschichtlich wird dies als entscheidendes neues Stilmittel angesehen. Seitdem wurde die Kirche immer wieder restauriert, doch das großflächige Fries aus Porphyr und Marmor über den Arkaden oder das Mosaik der Apsis sind heute nur noch in Resten erhalten. Über dem Ausgang erkennt man die Weiheinschrift, die auf den Erbauer hinweist. Die Frauenfiguren rechts und links symbolisieren Juden bzw. Heiden, die zum Christentum gefunden haben. Ursprünglich konnten nur Juden konvertieren. Im 13. Jahrhundert schenkte Papst Honorius III. die Kirche dem Dominikanerorden. Die angrenzende Klosteranlage wurde daraufhin gebaut. Aus dieser Zeit stammt auch der Kreuzgang. Besondere Berühmtheit erlangte der Ort, weil hier u. a. Thomas von Aquin lehrte.

Kirchentür  Santa Sabina Bodenmosaik Absis Kreuzgang
Weiheinschrift Santa Sabina

MalteserordenEin Stück weiter, auf der Piazza dei Cavalieri di Malta bietet sich nochmal ein grandioser Ausblick im Gartentor des Malteserordens – das berühmteste Schlüsselloch von Rom. Durch einen Laubengang blickt man hier auf die Kuppel vom Petersdom.

Sankt Pau vor den Mauern

Außerhalb der antiken aurealischen Stadtmauern wurde Sankt Paul vor den Mauern als erste Paulusbasilika im Auftrag von Kaiser Konstantin über dem vermeintlichen Grab des Apostels errichtet, vermutlich 324 geweiht und bereits 386 erheblich vergrößert. Paulus starb um 69 n Chr. nicht durch Kreuzigung, sondern als römischer Bürger durch Enthauptung und wird darum auch mit dem Schwert dargestellt. Unter dem Hauptaltar befindet sich der 1600 Jahre alte Sarkophag. Ein Feuer beschädigte die einzige noch intakte Großkirche Roms. Luigi Poletti, Architekt des Wiederaufbaus, ließ weitere Teile abreißen, doch die heutige fünfschiffige Basilika hält sich in den Dimensionen an das ursprüngliche Vorbild. Aus alter Zeit sind nur noch der Bogen, der Baldachin und die Apsis mit den Mosaiken aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Über den Säulen sind in einem Band von 265 Medaillons die Portraits der Päpste dargestellt. Als der Platz mit drei Medaillons knapp wurde, legte man unter Johannes Paul II weitere Stellen frei, obschon eine Legende besagt, dass Christus wieder erscheinen soll, wenn alle Medaillons belegt sind.

Die heilige Pforte Bogen, Baldachin und Apsis in Sankt Paul vor den Mauern Klostergang Sankt Paul Säulen im Klostergang
Klostergang Sankt Paul vor den Mauern

Mosaik Laurentius vor den Mauern

Sankt Laurentius vor den Mauern ist als eine der sieben Pilgerkirchen im 4. Jahrhundert dem heiligen Lautentius, u.a. Schutzpatron der Köche, geweiht und der Überlieferung nach durch Kaiser Konstantin errichtet worden. Mit dem Konzil von Chalkedon 41 wurde sie eine Hauptkirche der Christenheit und Sitz des Patriarchen von Jerusalem, falls dieser mal in Rom war. Nach einigem hin und her wurde 2006 der Titel endgültig in Päpstliche Basilika geändert. Der Schrein unter dem Altar enthält Reliquien der Heiligen Laurentius und Stephanus, dahinter liegt der Sarkophag von Papst Pius IX. Hinter der Kirche befindet sich ein romanischer Kreuzgang.

Der heilige Stuhl Altar von Sankt Laurentius

Im Inneren von Sankt Laurentius vor den Mauern

Romanischer Kreuzgang Romanischer Kreuzgang

Sie dient heute vor allem als Begräbniskirche für den anliegenden Friedhof Campo Verano, auf dem neben diversen Kurienkardinälen auch Berühmtheiten wie Sergio Leone, Marcello Mastroianni oder Alessandro Moreschi – letzter Kastrat der Sixtinischen Kapelle beigesetzt sind.

Friedhof Campo Verano

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