ROMMEL Wir sind auch für unseren Gehorsam verantwortlich

Von Verdin @verdinguenter

Von GÜNTER VERDIN

Hat der Generalfeldmarschall Erwin Rommel, der legendäre "Wüstenfuchs", von den Attentatsplänen gegen Adolf Hitler gewusst oder war er sogar in die Verschwörung involviert? Die Aussagen von Zeitzeugen widersprechen einander. Ihn nachträglich zum Widerstandskämpfer hoch zu stilisieren, vermeidet der  von Niki Stein aufwändig an vielen Schauplätzen inszenierte dokumentarische Spielfilm "Rommel" (ARD) ebenso  wie die beim Thema Nationalsozialismus sonst übliche Dämonisierung. 

"Rommel" ist ein nüchterner, unaufgeregter Film, in dem die Drahtzieher für Hitlers Angriffskriege ein menschliches Gesicht bekommen, ohne dass die Kriegsgreuel  verharmlost würden. Erwin Rommel selbst wird als dem Führer blind ergebener Gefolgsmann und Karrierist gezeigt, dessen anfängliche Erfolge gegen die Engländer im "Afrikafeldzug"  ihn zum Volkshelden und zum Vorzeigesoldaten der Nazi-Propaganda erhoben. 

Umso tiefer war der Fall nach der späten Einsicht, dass die Schlacht am Atlantikwall durch die Invasion der Alliierten am 6. Juni 1944, dem D-Day, verloren sei. Da er von Hitler als Konsequenz den Abzug der deutschen Truppen forderte, entzog ihm der misstrauisch gewordene Führer das Vertrauen. Am 14. Oktober 1944 wurde Rommel wegen des Verdachts der Mitwisserschaft bezüglich des Attentats auf Hitler zum Selbstmord gezwungen. Offiziell starb der Volksheld an seinen Kriegsverwundungen, am 18. Oktober wurde ihm im Ulmer Rathaus ein opulentes Staatsbegräbnis ausgerichtet.

Zwei Schauspieler ragen aus dem hochkarätig und auffallend typgerecht besetzten Ensemble hervor. Johannes Silberschneider trifft Tonfall und autistischen Chrakter Hitlers frappierend, ohne in Parodie zu verfallen.

Und Ulrich Tukur charakterisiert Erwin Rommel in faszinierender analytischer Genauigkeit als Streber, auch als aufrechten Soldaten im falschen politischen System. Niki Stein hat seinem Film einen Satz von Hannah Arendt als Motto vorangestellt: "Wir sind auch für unseren Gehorsam verantwortlich."