Romeo und Julia – Schauspielhaus Ffm

Ich habe die Verfilmung schon oft gesehen, die Tragödie gelesen und die Grundhandlung bereits aus dem Lateinischem übersetzt: Pyramus und Thisbe (aus Ovids Metamorphosen). Am Montag vor einer Woche habe ich Romeo und Julia zum ersten Mal auf der Bühne gesehen.

Tickets und Text

Der Theatersaal war nahezu ausverkauft, nur wenige der roten Sitze waren frei. Die restlichen Plätze besetzte ein sehr junges und überwiegend weibliches Publikum.

Die Inszenierung ähnelt der Verfilmung von Baz Luhrmann (William Shakespeare’s Romeo + Juliet: 1996) und ist doch viel jugendlicher: vulgäre Sprache, fluchende Teenager, Wortspiele und zwischendurch Sätze, die nach Shakespeares Versen klingen.

Schwache Hauptfiguren stärken die Nebenfiguren

Gekleidet sind die Figuren auf der Bühne in drei Farben: Schwarz, Weiß, Blau. Pater Lorenzo mimt am Anfang des Stückes den Erzähler und führt in die Situation der verfeindeten Familien, Montague und Capulet, ein.

Danach sehen wir Romeo, der mit Mercutio und Benvolio vor der Bretterwand lungert, sie spielen Gitarre und singen. Hier wird bereits deutlich, dass die Figur des Mercutio Romeo in den Schatten stellt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Mercutio am Ende der Vorstellung der lauteste Applaus gehört.

Insgesamt fallen die Nebenfiguren sehr stark aus: Julias dominanter Vater, Tybalt, Pater Lorenzo und Julias Amme haben bei mir einen tieferen Eindruck hinterlassen, weil diese Figuren authentisch angelegt sind – viel authentischer verglichen mit Romeo und Julia, um die es schließlich geht. Die Figur der Julia ist an einigen Stellen zu überzeichnet, ihre Stimmungsschwankungen zu oft, zu schnell, zu heftig, sie ist zu weinerlich und zu sehr ein pubertierender Teenager als die Julia, die ich aus meinem Reclam-Heft kenne.

Ein Bretterwald der Möglichkeiten

Eine Bretterwand mit zwei Türen – davor spielt sich fast der gesamte erste Akt ab. Dieses Bühnenbild schränkt weniger ein, als ich es für möglich hielt:

Bühnenbild

  • Der Maskenball der Capulets findet hinter der Wand statt, die Gespräche davor. Das Wechselspiel von Türauf-Türzu lässt die basslastige Instrumentalmusik durch den Saal hallen oder sie verdumpfen, wenn die Türen verschlossen sind. Es ist, als wäre man der ungeladene Gast, hinter dessen Rücken eine Party gefeiert wird.
  • Später bringt Tybalt die Bretterwand zu Fall und sie klappt auf die Bühne herunter. Stille. Und dann stehen sie da: Romeo und Julia und sehen sich zum ersten Mal.

In dem Moment, in dem die Wand umgestürzt wird, bekommt das Bühnenbild Tiefe und es erstreckt sich Veronas Bretterlandschaft mit Balkon- und Bodentüren auf mehreren Ebenen vor dem Publikum.

Den nächsten Effekt, schön und einfach, bringt die fluoreszierende Farbe, mit der die gesamten Bretter und Türen bemalt sind (im Bild oben ist die Farbe schwach an der Tür zu sehen). Wenn es auf der Bühne Nacht wird, wird die Farbe mit Schwarzlicht zum Leuchten gebracht.

Der letzte Akt

Nach Romeos und Julias Tod fasst Pater Lorenzo die Geschehnisse noch einmal zusammen. Danach übernimmt Benvolio und singt das Lied über die Liebe, das Romeo, Mercutio und er bereits am Anfang des Stückes gesungen haben und beendet es mit der Frage: „[Die Liebe…] Was ist sie noch?… Was ist sie noch?“



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