„Romeo und Julia“ / Schaubühne Berlin / Regie –Lars Eidinge

Nachtrag zum Spektakel

Rasant und ein Spektakel ist Eidingers Inszenierung „Romeo und Julia“ an der Schaubühne Berlin. Mit vielen Feinheiten, einem großen Sinn für Humor umgesetzt – erschöpft sich die Umsetzung im letzten Teilstück und: einen Theaterabend, den man gleich zu Beginn feiern wollte, beendet man leider zwiespältig und auch ein wenig müde.

Jung, pointiert, lasziv – und nicht weniger „trashig“ erzählt die Regie ihre Version des Stücks: Gespart wird nicht an Feuerwerk zu Beats und Kunstblut und mit der Zeit  zeichnet sich ganz deutlich Baz Luhrmanns filmische Umsetzung sowie popkulturelle  Obszönitäten nach Art der Rocky Horror Show (Doppelrollen, permanente Travestie)  als  Vorlagen  ab. Mit diesen Elementen im Repertoire fällt die Inszenierung nun nicht so innovativ aus – werden jene Bezüge zwar feiner ausgearbeitet und „bühnentauglich“ gemacht, bleiben jedoch unverkennbar.

Dramatisch schreiten die guten zwei Stunden mit gewagter Schnelle voran: ganz begeistert, an mancher Stelle gerührt, ist man still hingerissen vom Arrangement der Szenen , vom außerordentlichen Einfallsreichtum der Kulisse und Kostüme, von irrwitzigen Einfällen Eidigners – bis zum Bruch, denn so großartig der Aufbau bis zur Erschießung Tybalts ausfällt, so sehr fehlt der Atem für eine angemessene Ausführung der Retardation und Lysis: Mantua und der Tod der Liebenden verblassen,  werden belanglos und müssen sich mit dramaturgischen Restposten begnügen. Fatal, verlässt man doch mit diesen Szenen in Gedanken das Theater!

schaubühneromeoundjulia

Moritz Gottwald – anfangs unsicher-, ein wirklich „junger“ Romeo, wird während der Vorstellung noch Mut zu lauterer Stimme fassen: enttäuscht so wenig, wie er brilliert und stellt damit der Aufführung passend seine Maske vor. Großartig hingegen das Duo Mercutio/Strauß und Benvolio/Porras, die es schaffen, die ganze Spielzeit durchgehend als getriebenes Pack zweier junger Schwerenöter gleiche Späße ohne abnehmende Komik mit einer gefälligen, vulgären Süffisanz zu präsentieren.

Noch zu erwähnen: The Echo Vamper als musikalische Begleitung! Ein großer Spaß, für die meisten Besucher wohl unverhofft – jedenfalls schön schrill und gut laut.

Resümiert man die Umsetzung nüchtern – und nicht im Rausch der ersten Effekte -, ist  sie ausgelegt auf den schnellen Witz und die große Show: vielleicht ganz im Sinne Shakespeares, lässt man besonders viel passieren und kommandiert dramatisches Geschehen. Würde das jedoch ein wenig tiefer angedacht und eigenwilliger durchgeführt werden, nichts wäre verloren.


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