Die Wellnesstempel in der Schweiz haben aufgerüstet, mit langweiligem Thermalbaden, wie man es in meiner Kindheit noch tat, gibt sich kein Kunde mehr zufrieden. Speziell muss es sein, oder zumindest danach klingen. Die Sauna, die “Meiner” und ich gelegentlich besuchen, wirbt zum Beispiel jeden Dienstag mit einem romantischen Abend mit Kerzenschein & Co. In der Realität sieht dieser romantische Abend dann so aus:
Da hat es erst mal ganze Rudel von alleinstehenden Männern, die sich zum Schwitzen und Quatschen treffen. Während des Aufgusses fühlt es sich deshalb an, als wäre man in eine Stammtischrunde geraten, bei der jeder dem anderen beweisen will, wie hart er ist. Wieherndes Gelächter und doofe Sprüche, als der Mitarbeiter, der für warme Luft sorgen soll, sein Hüfttuch verliert. Die wenigen Paare erkennt man an diesem Abend daran, dass sie sich verzweifelt an ihn klammert, damit er nicht plötzlich von der fröhlichen Männerrunde mitgerissen wird und sie alleine im Dampfbad – Sauna ist ihr zu heiss – schmoren lässt. Für das Romantikprogramm sorgt ein Alleinunterhalter, der abwechslungsweise auf der Querflöte, am Saxophon oder singend das komplette Schnulzen-Repertoire der vergangenen siebzig Jahre zum Besten gibt. Eine Geräuschkulisse also wie in einer Hotellobby in den Neunzigern, die “Meinen” dazu veranlasst, so zu tun, als würde er mitsingen, was ich ihm aber verbiete, da er den Kerl nicht ermutigen soll, noch lauter zu heulen. Kerzen sucht man übrigens vergeblich, dafür hat es ein paar Feuerschalen mit lodernden Scheiten im Aussenbereich, um die sich die Raucher zu einer geselligen Runde versammeln.
Eine wirklich eigenartige Vorstellung von Romantik haben die, aber mir ist das eigentlich egal. Ein Abend ganz alleine mit “Meinem” ist romantisch genug für mich.
oggi conto le lenticchie; prettyvenditti.jetzt