Romanesco-Quinoa-Frikadellen

Von Antje Radcke @ARadcke

Wenn ich aus dem Fenster sehe, kommen mir mittlerweile langsam Zweifel, dass dieser Winter jemals enden wird. Meine Begeisterung (nach meinem Umzug in den Harz) über Schneeschaufeln, Schneewandern und Schneefotografieren ist alle. Nix mehr da. Die Katzen kriegen langsam einen Lagerkoller und hauen sich ständig. Und ich will jetzt endlich mit der Gartenarbeit anfangen. Hallo? Es ist fast Mitte März und auf ganz vielen Samentütchen steht "Aussaat ab Mitte März". Wohin denn bitteschön?

Genug gejammert. Wenn ich jetzt den ganzen Tag im Garten gewurschtelt hätte, hätte ich wahrscheinlich keine Zeit gehabt, dieses hier zu kochen. Na ja, kochen vielleicht schon - aber Fotografieren bestimmt nicht. Also hat's ja auch was Gutes. Das Wetter. Behaupte ich jetzt mal.
Doch doch, es hat was Gutes. Es erzeugt nämlich Tagträumereien. Und die Träume handeln von Sommer, mit netten Menschen im Garten sitzen und - grillen zum Beispiel. Lange wohne ich ja noch nicht hier auf dem Lande (ca. 3 Monate erst), aber eines ist jetzt schon klar: Willste am Sozialleben teilhaben, musste im Sommer grillen - die ersten lockeren Termine stehen bereits. Pffft. Ich und grillen. War bisher nicht meine Welt. Und wenn ich mal wo eingeladen war, dann musste ich das vegetarische Grillgut, welches extra für mich vorbereitet war, mit Zähnen und Klauen verteidigen. Die Fleischgriller hätten das auch ganz gern gehabt. Nur als Beilage natürlich.

Für den kommenden Sommer (ja, doch, ich glaube schon noch, dass er irgendwann wiederkommt) wird die Grillsaison deshalb systematisch und strategisch vorbereitet. Auf dem Lande sind die Vegetarier/innen nach meiner Erfahrung noch nicht sooo präsent - und so ein klitzekleines bisschen habe ich das Gefühl, dass die meisten hier das mindestens gaga finden, so ganz ohne Fleisch (und ohne Auto noch dazu, tststs...). Macht nichts. Das spornt mich zu einer Charmeoffensive an. Und deshalb teste ich jetzt schon mal in Ruhe Vegetarisches, das sich zum Grillen eignet. Und ich hab mich schlau gemacht über grilltechnische Hilfsmittel, die die einladenden Grill-Gastgeber/innen ohne Aufwand einfach von mir entgegen nehmen und mit auf den allgemeinen Grill legen können - wie einen Grillwender zum Beispiel.
Und dafür habe ich schon mal ein Rezept erfunden:
Romanesco-Quinoa-Frikadellen

Zutaten (alles bio, reicht für 4 große Frikadellen)
  • 1 Schalotte, evtl. 1 Knoblauchzehe
  • Olivenöl
  • 1 Becher (100 ml) rotes Quinoa
  • Salz, Pfeffer, Muskat
  • 1/2 Kopf Romanesco oder Broccoli
  • 1 Ei
  • 2-3 El. Kastanienmehl  
  • Sonnenblumenöl
Zubereitung
  1. Romanesco (oder Broccoli) über Dampf garen. (Wer es schade findet, dieses wunderschöne Gewächs zu schreddern und zu vermusen: Das finde ich eigentlich auch. Aber ich hatte vom Vortag noch einen halben gegarten Kopf übrig - und geschmacklich ist er auch geschreddert ein Genuss.)
  2. Schalotte (und evtl. Knoblauch) fein würfeln, im Olivenöl andünsten. 
  3. Quinoa hinzufügen, kurz mit anrösten und mit dreifacher Menge Wasser aufgießen. Aufkochen lassen, salzen und bei geringerer Hitze garen (die Körner sind weich, wenn sie aufgeplatzt sind und die kleinen weißen Keime sichtbar sind).
  4. Romanesco mit dem Kartoffelstampfer zerkleinern, Quinoa, Ei und gesiebtes Kastanienmehl zufügen. Mit Salz, Pfeffer und frisch geriebener Muskatnuss kräftig würzen. Alles gut miteinander vermengen.
  5. Aus dem Teig Frikadellen formen und von beiden Seiten im Sonnenblumenöl schön braun braten. (Zwecks Optik habe ich für das Formen der Frikadellen so'n Dings zum Formen von Hamburgern verwendet: Unterteil beim ersten Mal leicht eingeölt und mit Mehl bestäubt, Teig eingefüllt, eingeölten "Stempel" in Mehl gestupst und dann den Teig platt gedrückt. Bei allen folgenden reicht das Einmehlen ohne Öl.) 
Dazu passen ein Rotkrautsalat und eine kräftig schmeckende Cocktailsauce, z.B. Curry-Mango-Mayonnaise.
Guten Appetit!