Roman mit Rückenwind

Wahrscheinlich wäre eine Neuausgabe bei uns kaum bemerkt, geschweige denn gewürdigt worden, doch inzwischen hat es dieses Fallada-Buch in die Regale der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Israels geschafft und dort für enthusiastische Urteile und fantastische Verkaufszahlen gesorgt. Solche Resonanz hat es bei uns nie gefunden, auch damals nicht, 1947, als es erstmals erschien, und so nutzt der Aufbau-Verlag das gewaltige Echo, um der Wiederkehr des Romans »Jeder stirbt für sich allein« den kräftigen Rückenwind zu verschaffen. …

Man kannte den Roman bisher nur in der Form, die ihm sein Lektor Paul Wiegler gegeben hat. Der Literaturhistoriker, Mitbegründer des Aufbau-Verlages und der Zeitschrift »Sinn und Form«, hat damals das Manuskript für den Druck vorbereitet, hier und da, um die Richtlinien der Alliierten nicht zu verletzen, eingegriffen, hier und da gestrichen, getilgt auch alles Unwahrscheinliche und Widersprüchliche. Das Buch, das wir jetzt lesen, stellt den ursprünglichen Zustand des Romans wieder her, die von Fallada übergebene, in Rekordzeit verfasste Fassung. Almut Giesecke hat in ihrem Nachwort die Veränderungen eingehend beschrieben und begründet. Der Text, ergänzt mit Faksimiles, historischem Bildmaterial und einem Glossar, weicht nun in Einzelfällen von dem ab, was wir bislang kannten. Er ist dadurch etwas umfangreicher und stellenweise ein bisschen kantiger geworden, aber es ist natürlich noch immer derselbe bedeutende (und spannende) Roman. / Klaus Bellin, ND

Hans Fallada: Jeder stirbt für sich allein. Ungekürzte Neuausgabe. Aufbau Verlag, 704 S., geb., 19,95 €.

 



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