Rom – Die Vatikanischen Museen

Von Cordula Kerlikowski


Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Vatikanischen Museen sollte man sich unbedingt anschauen! Den Besucher erwarten Kunst von der Antike bis zur Gegenwart, atemberaubende Architektur und Pracht, die (für mich) alles vorher gesehene in den Schatten stellt:

Vatikanische Museen – ein Überblick

Ein bisschen Geschichte

Die Päpste waren zu allen Zeiten große Kunstliebhaber und Sammler. Bereits Nikolaus V. und Alexander VI. ließen ab 1450 Räume errichten, die heute für das Museum genutzt werden. Papst Julius II., der bereits eine private Antikensammlung besaß und diese ausgewählten Besuchern zeigte, baute an und tätigte gezielte Käufe für  die Erweiterung seiner Sammlung. Als Architekten werden Donato BramanteAntonio da Sangallo d. J. und Gian Lorenzo Bernini beauftragt. Auch Raffael gestaltete einige Räume. Und die Sixtinische Kapelle mit den Fresken Michelangelos zählt sicher zu den absoluten Highlights.

“Weltkugel” im Cortile della Pigna von Arnaldo Pomodoro

Die Vatikanischen Museen heute

Die gesamte Anlage hat heute über 1.400 Räume und ca. 55.000 Quadratmeter Grundfläche, von denen die meisten öffentlich zugänglich sind. Nur einige dem Papst vorbehaltene Räume und Areale sind von einer Besichtigung ausgeschlossen.

Blick in die Vatikanischen Gärten

Pinienzapfen im Cortile della Pigna

Reiseführer nennen eine Strecke von ca. 7 km, wenn man sich alles anschauen will. Ich hatte mich entschieden, einige wichtige Exponate und die Sixtinische Kapelle anzuschauen und mich ansonsten von meiner spontanen Neugier treiben zu lassen. Eine gute Entscheidung, denn beim besten Willen ist man mit der schieren Größe und Pracht der Museen total überfordert. Ich bin auf insgesamt 5 km Wegstrecke  gekommen und habe längst nicht alles gesehen.

Mein Besuch in den Vatikanische Museen

Tipps für  die Planung

Das Angebot für einen Besuch in den Vatikanischen Museen ist nahezu überwältigend. Vom einfachen Kombiticket (Vatikanische Museen + Sixtinische Kapelle) über das Special mit Petersdom und Katakomben, Gruppenführungen, Abendführungen, Privatführungen – es ist für jeden etwas dabei!

Öffnungszeiten:

Montag-Samstag:    09.-16.00 Uhr  Einlass  (Schließung um 18 Uhr)
Sonntag:                   geschlossen
letzter Sonntag im Monat: freier Eintritt
Mehr Informationen gibt es auf der Webseite der Vatikanischen Museen.

Spontan in die Vatikanischen Museen zu gehen, ist keine gute Idee – es sei denn, es sollte wirklich einmal keine Besucherschlange zu sehen sein. Normalerweise gibt es lange Reihen von Wartenden.

Besser ist es, sich eine Eintrittskarte online zu buchen, die für ein bestimmtes Zeitfenster gilt. Das ermöglicht einen Zugang ohne anzustehen. Im Internet sind viele Buchungsmöglichkeiten über Agenturen zu finden. Auch überall in der Gegend um den Vatikan bieten Guides ihre Dienste an. Ich bin kein Gruppenmensch und deshalb habe ich ein Einzelticket (ohne Führung) direkt bei den Vatikanischen Museen online reserviert – zum Preis von 16 € zzgl.4 € Vorverkaufsgebühr. Die Bestätigung kommt per Email und CV-Code, den man einfach bei den Kontrollen am Eingang vorweist. An einer speziellen Kasse wird der Code gescannt und man erhält einer offizielle Eintrittskarte.

Vatikanische Museen -Kasse für Online-Tickets

Eintrittskarte

Wichtig: Planen Sie ihren Besuch. Manchmal sind erst für den übernächsten Tag oder später Buchungen möglich. Sonntags ist geschlossen. Von den Gratis-Tagen am letzten Sonntag im Monat wird allgemein abgeraten – es ist einfach zu voll.

Mein Rundgang

Wie schon erwähnt, hatte ich meinen Besuch auf bestimmte Exponate fokussiert.

Im Einzelnen kann man folgende Museen anschauen, die gut ausgeschildert sind. Manchmal bemerkt man den Übergang vom einen zum anderen kaum:

Museo Egizio
Ägyptische Kunst (habe ich ausgelassen)

Museo Pio Clementino
älteste Antikensammlung des Vatikans (u.a. Apoll von Belvedere und Laokoon-Gruppe)
hier wollte ich unbedingt hin!

Laokoon-Gruppe – weltberühmt!

Apoll von Belvedere Foto: (c) Reise Leise

Beeindruckend zeigen diese Werke einerseits das klassische Schönheitsideal der Antike, andererseits aber auch die hohe Kunstfertigkeit der Bildhauer. Für mich gehören sie einfach zum Schönsten, was Künstler geschaffen haben. Sie befinden sich in den Nischen des Cortile di Belvedere, dessen Mitte ein Brunnen ziert. Das frische Grün der Orangenbäume bildet einen sanften Kontrast zu den Farben der Marmor-Bildnisse, hier lässt es sich verweilen!

Cortile di Belvedere (Hof des Belvedere)

Venus und Amor – perfekt inszeniert

Museo Gregoriano Etrusco
Funde aus etruskischen Grabungsstätten von Todi und Cerveteri.

Torso von Belvedere

Büste des Perikles

Ein Blick nach oben lohnt sich immer!

Farbenfrohe Mosaiken

Mosaiken und Statuen

Nachfolgend kommt man durch verschiedene Säle, die Schritt für Schritt überleiten zu den prachtvollen Werken der Renaissance – Schilder zeigen auch immer wieder zum Höhepunkt der Vatikanischen Sammlungen, der Sixtinischen Kapelle. Aber davon etwas später…

Sala della Biga
noch einmal Skulpturen, u.a. mit dem berühmten Diskuswerfer

Salla della Biga

anrührend, dieser alte Mann…

Galleria dei Candelabri
diverse Götterstatuen

Galleria degli Arazzi
Galerie der Gobelins

Galleria degli Arazzi

Galleria degli Arazzi

Galleria della Carte Geografiche
Kartografische Wandmalereien von Regionen Italiens (spätes 16.Jh.)

Dieser Raum hat mir schon die Sprache verschlagen: die Brillanz der Farben, die Größe der Darstellungen und der Versuch, bekannte Orte zu finden – fast zu viel für den ersten Besuch. Da es hier auch auf Grund der zunehmenden Besucherzahl immer enger wurde, blieb leider wenig Zeit und Platz für eine ausgiebige Beschäftigung:

In der Galerie der Landkarten

In der Galerie der Landkarten

In der Galerie der Landkarten

In der Galerie der Landkarten

Deckengemälde in der Galerie der Landkarten

Selbst die Fensternischen –  prachtvoll

Höhepunkt der Besichtigung waren weiterhin:

Stanze di Raffaello
Räume und Loggien – gestaltet von Raffael
-Stanza della Segnatura (“Schule von Athen”)
-Stanza d’Elidori (“Vertreibung Helidors aus dem Tempel”, “Messe von Bolsena”)
-Stanza dell’Incendio (“Konstantin der Große”)
-Loggien (aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich)

Stanzen Raffaels

Stanzen Raffaels

Stanzen Raffaels

Stanzen Raffaels

Sixtinische Kapelle
Weltberühmte Kapelle, von Michelangelo und anderen Renaissance-Künstlern ausgemalt und der absolute Höhepunkt der Vatikanischen Museen.

Hier muss ich Bilder schuldig bleiben – Fotografieren aus guten Gründen verboten. Ohnehin sollte man sich für eine Besichtigung von der romantischen Vorstellung verabschieden, hier die großen Kunst Michelangelos in Ruhe genießen zu können. Der Saal ist proppenvoll mit weiteren Besuchern und es drängt sich langsam alles vorwärts. Lautsprecherdurchsagen “Silence please” weisen darauf hin, dass das hier immer noch eine Stätte des Gebets und der Andacht ist.

Diesem Zug der Massen kann man durch einen Schritt in die Mitte entkommen, um still zu stehen und zu schauen. Natürlich – ich wollte ja auch unbedingt hier hin. Da bleibt nichts anderes übrig, als den Blick schweifen zu lassen, zu staunen und für nähere Betrachtung einen Bildband zu kaufen. Für Menschen mit Platzangst und anderen Phobien ist die Sixtinische Kapelle definitiv nicht geeignet.

Nebenbemerkung: Für Menschen mit Handicap, insbesondere für Rollstuhlfahrer, sind die Vatikanischen Museen vorbildlich ausgestattet.

Biblioteca Apostolica Vaticana
bedeutende Sammlung von Handschriften und gedruckten Büchern, Archiv des Vatikans (ausgelassen)

Museo Sacro
frühchristliche und mittelalterliche Kunst
Keine Ahnung, ob ich das gesehen habe.

Pinacoteca
Gemäldesammlung in 15 Sälen
Auch hier verlässt mich die Erinnerung – ich denke, ich habe sie gesehen, aber nicht mehr bewusst wahrgenommen. Caravaggio, Tizian, Raffael,…. Leonardo soll da auch gewesen sein? Nun ja – auf alle Fälle war ich erstaunt, dass hier auch Moderne Malerei hing: Matisse, Paul Klee, Miro u.v.m.

Mein Fazit

Versuchen Sie erst gar nicht, diese Museen an einem einzigen Tag voll zu erkunden – und eine Tageskarte mit allen Sehenswürdigkeiten inkl. Petersdom, Katakomben etc. kann man sich sparen. Suchen Sie sich stattdessen ihre ganz persönlichen Highlights aus und genießen Sie diese mit Ruhe und Freude am Detail.

Der Vatikan ist ein guter Grund, um wieder nach Rom zu kommen. Ich werde bei meinem nächsten Besuch im Oktober 2016 auf jeden Fall eine Abend-Führung buchen!

Übrigens – besuchen Sie bloß nicht das “Restaurant/Bistro” im Museum. Nach all den wunderbaren Exponaten und der Schönheit des Ortes ist Fastfood auf Plastik-Geschirr ein echter Schlag ins Gesicht. Meine Füße waren platt, ich war durstig und hatte wirklich Hunger, aber DAS ging gar nicht… Also lieber wieder zur “Hostaria dei Bastioni” gleich um die Ecke – und richtig römisch essen!

Wendeltreppe Scalone Elicoidale, nahe dem Ausgang