Seit mein liebster Schwabe mir gesagt hat, dass er die klassische Bündner Gerstensuppe mag, habe ich mich wieder mit Gerste beschäftigt. Gerste kenne ich schon lange. Zum Beispiel esse ich seit Jahren mein Müsli mit Gerstenflocken. Und ich liebe es! Als Zutat für Suppen und Eintöpfe ist Gerste auch zu empfehlen. Doch es geht noch weiter. In Risotto zum Beispiel. Doch Gerste im Salat war ein neuer Gedanke für mich. Irgendwie dachte ich immer, Gerste muss gekocht werden. Doch ich habe mich eines Besseren belehren lassen.
Trotzdem muss ich unbedingt auch mal die Gerstensuppe machen. Für passionierte Skifahrer gehört sie zu einem gelungenen Skitag in den Alpen. Natürlich zusammen mit Spaghetti Bolognese, die es auch auf jeder Skihütte gibt. Mein liebster Schwabe ist mit seiner Familie jeden Winter in die Schweizer Alpen gefahren. Und obwohl er als Kind nicht gerade ein Körner-Fan war, gehörte die Gerstensuppe mittags zum Standard-Repertoire. Ich selber bin kein Skifahrer. Höchstens mal Langlauf. Trotzdem mag ich die Berge im Winter. Das muss an meiner Heimat Kanada liegen. Mein liebster Schwabe besteht ja darauf, dass die Schwäbische Alb voller Berge ist. Als ich die zum ersten Mal sah, musste ich lachen. Verglichen mit Kanada sind das doch nur ein paar hügelige Erhebungen. Das hat seinen schwäbischen Stolz tief verletzt. 900 Meter über dem Meer ist für ihn schon ein Berg. Was soll man da sagen, wenn man mehrere tausend Meter über dem Meer gewohnt ist? Seitdem ist das ein Running Gag. Aber was die Gerste angeht, sind wir uns einig, dass es immer ein leckeres Gericht ergibt.
Rollgerste ist eins der ältesten genutzten Getreide überhaupt. Sie ist voller Nährstoffe mit einem malzigen, leicht nussigen Geschmack. Und so lecker und vielseitig! Ob warm oder auf Raumtemperatur, das ist egal. Aber man muss ein bißchen im Voraus planen, wenn man Gerste verwendet. Also mal eben schnell ein Gerste-Gericht, wie zum Beispiel bei Pasta funktioniert nicht.
Das heißt nicht, dass es schwierig ist. Wenn ich Gerste koche, nutze ich die halbe Stunde, um irgendetwas anderes zu machen. Ab und zu schaue ich dann in die Küche, ob noch alles ok ist, rühre kurz um, und weiter geht's. Das nenne ich mal Multi-Tasking! Und sobald die Gerste fertig gekocht ist und abkühlt, lege ich mit den Vorbereitungen für den Rest des Gerichtes los. Bei diesem Salat würde ich sagen braucht man dann höchstens noch 15 Minuten. So schnell geht das!
Ich habe für diesen Salat viel Estragon verwendet. Das hat meinen liebsten Schwaben zu dem Kommentar gebracht, dass das Essen wie Medizin schmeckt. Hmm, er ist wohl kein Estragon-Fan. Trotzdem hat er zwei Mal einen Nachschlag genommen. Die Medizin scheint nicht so schlecht gewesen zu sein. Mir schmeckt ja der leichte Anis-Geschmack von Estragon. Aber das geht verständlicherweise nicht jedem so. Deswegen trinkt mein liebster Schwabe auch keinen Pastis, Ouzo oder andere Anis-Liköre. Das darf er in Frankreich oder Griechenland auch Keinem erzählen. Als er als Teenager zum Schüleraustausch in Frankreich war, gab es natürlich immer Pastis. Er hat sein Glas dann in einem unbemerkten Moment einfach in die Topfpflanze geschüttet und war schon froh, die Völkerverständigung nicht zu beschädigen. Doch schwupps, war sein Glas wieder nachgefüllt. Also musste er da durch. Und seitdem wars das mit Anisgeschmack für ihn. Schon lustig, wie sich solche Erlebnisse aus der Kindheit und Jugend das ganze Leben über auswirken.
Für diesen Salat habe ich auch noch eine schöne Auswahl an Heirloom Cherry Tomaten verwendet. Die gibt es im Hochsommer auf dem Markt. Damit wird es schön bunt und sie haben einen schönen süßen, saftigen Geschmack. Ihr könnt bei den Tomaten frei wählen, welche Ihr bevorzugt. Das gilt auch für die Gerste. Ihr könnt auch Dinkelweizen (farro perlato) stattdessen verwenden. Doch ich empfehle die Gerste, wegen des nussigen Geschmacks.
Rollgerste Salat mit Tomate, Joghurt und Zitrone
Zutaten für 4 Personen:
Für den Salat:
220 g Rollgerste
1 EL Natives Olivenöl extra
1 Bund Lauchzwiebeln, klein geschnitten
250 g Heirloom Cherry Tomaten, halbiert
4 Mini-Gurken, klein geschnitten
1 Kleiner Bund frischer Estragon, klein geschnitten (Tipp: kann auch durch Dill ersetzt werden)
1 Kleiner Bund glatte Petersilie, die Blätter klein geschnitten
Meersalz und frisch gemahlener, schwarzer Pfeffer nach Geschmack
Für das Dressing:
6 EL Natives Olivenöl extra
Saft von 1 Bio-Zitrone, frisch gepresst
1 TL Zitronenschale, fein gerieben
3 EL Griechischer Joghurt
Zubereitung:
1. In einem mittel großen Topf, Wasser zum Kochen bringen. Dann die Rollgerste hinein geben und den Herd auf mittlere bis kleine Stufe stellen. Dann 30 Minuten unbedeckt köcheln lassen, bis die Gerste al dente ist. Jetzt den Topf vom Herd nehmen und 15 Minuten stehen lassen. Wenn dann noch Wasser im Topf ist, könnt Ihr es über einem Sieb abschütten. Dann die Rollgerste in eine große Schüssel geben und zum Abkühlen auf die Seite stellen.
2. Sobald die Gerste abgekühlt ist, wird die Lauchzwiebel gekocht. Dazu das Öl in einer großen Pfanne auf mittlerer Stufe erhitzen und die Lauchzwiebeln andünsten. Dabei ab und zu umrühren, bis sie weich und leicht bräunlich werden (ca. 4-5 Minuten). Dann kommen sie zur Gerste in die Schüssel.
3. In einer kleinen Schüssel das Olivenöl, den Zitronensaft, die Zitronenschale und den Joghurt vermischen.
4. Jetzt die Tomaten, die Gurke und die Kräuter in die Schüssel dazu geben und alles gut vermischen. Zum Schluss das Dressing darüber verteilen und mit Salz und Pfeffer würzen. Dann gut vermischen, bis das Dressing sich gut verteilt hat.
5. Enjoy!