Man mag es kaum glauben, aber es gibt keine Gleichberechtigung in Deutschland. Wenn ich mit dem Kinderwagen am Vormittag durch die City schiebe ernte ich sie zu Hauf. Die traurigen Blicke älterer Frauen. Ich wurde noch nie angesprochen, aber ich habe einmal zwei Damen über mich reden hören. Das Wort Scheidung wurde erwähnt, und dann noch Witwer.
Das war so absurd, dass ich nicht mal schmunzeln konnte. Sind wir denn so wenige? Ist das Bild eines Vaters, der zu Hause bleibt und sich um Kinder und Haushalt kümmert so fremd, dass man sich darunter keine intakte Familie vorstellen kann? Vermittle ich etwa den Eindruck verlassen worden zu sein?
Oder wohne ich im falschen Viertel?
Gut, ich werde häufiger angesprochen, dass ich ziemlich müde aussehe und in unserem Viertel sieht man wirklich erstaunlich wenige Väter mit Kinderwagen, aber das kann nicht alles sein. Mir ist bewusst, dass nicht jeder Vater zu Hause bleiben kann, da so mancher von seinem Arbeitgeber nicht so ohne Weiteres freigestellt werden kann. Natürlich habe auch ich schon von Geschichten gehört, in denen der frische gebackene Vater von seinem Chef gesagt bekam: “Kommen Sie mir jetzt aber nicht auf die Idee in Elternzeit zu gehen, wenn doch, brauchen Sie gar nicht erst wiederzukommen.”
Ich kenne niemanden privat, dem soetwas passiert ist, aber es soll diese Chefs geben. Auch möchten sich manche Väter erstmal um die Karriere kümmern, damit Sie eine finanzielle Unabhängigkeit erreichen und ihren Kindern damit eine Zukunft bieten können. Für mich ist dieser Wunsch sehr gut verständlich, aber bei uns war der Wunsch nach Kindern zuerst da.
Doch wie lässt sich die Aufmerksamkeit der Menschen verschärfen? Ich gebe mir doch schon Mühe, wenn ich mit meinem Kickboard und dem Kinderwagen durch die Straßen fahre. Wahrscheinlich brauchen wir prominente Genossen, die im Vormittagsfernsehen laufen, damit mehr Menschen über Väter in Elternzeit Bescheid wissen.