Roger Willemsen attackiert Politik und Fernsehbranche beim SWR UniTalk

Von Tobaro

Autor und Ex-TV-Moderator Roger Willemsen hat beim „SWR UniTalk“ am gestrigen Montag, 1. Dezember 2014, in der Johannes Gutenberg-Universität Mainz scharf Fernsehbranche und Politik attackiert. Angesprochen auf seine frühere Kritik an Heidi Klum und ihre Show „Germany’s next Topmodel“, legte Roger Willemsen nach und bezog sich diesmal vor allem auf Heidi Klums Vater, Günther, und dessen Modelagentur „ONEeins“. Willemsen im „SWR UniTalk“: „Der einzige, der dieser Kritik damals intellektuell nicht gewachsen war, war der Vater von Heidi Klum, und bei dem wäre es besser, angesichts der Verträge, die er mit jungen Modells macht, wenn er aus dieser Form des Mädchenhandels entfernt würde.“

Auf die Frage des Moderators, SWR-Chefredakteur Fritz Frey, wie sich die Diskrepanz von Willemsens massiver Kritik an Kanzlerin Merkel in dessen aktuellen Buch über den Bundestag „Das Hohe Haus“ (Merkel erzeuge „politische Anästhesien“ und gelinge eine „Depolitisierung bei existentiellen Themen“) und der hohen Zustimmung zu ihr in Umfragen erklären lasse, sagte Roger Willemsen: „Weil Angela Merkel die Transposition von Helene Fischer auf die Politik ist. Das heißt: sehr geringe Reibungsfähigkeit, hoher Konsensanteil, niemals einen Standpunkt haben, niemals Schärfe zeigen, niemals irgendetwas, was Friktionen erzeugen könnte. Und mit diesem riesigen Konsens haben wir das Gefühl: Die tut nicht weh.“

Willemsen plädierte zudem für eine häufigere Aufhebung des Fraktionszwangs im Bundestag, wie es bei der aktuellen Sterbehilfe-Debatte der Fall ist. Willemsen, der als 15-Jähriger miterlebte, wie sein Vater lange Zeit an Krebs litt und dann starb, sprach sich für eine Erlaubnis des ärztlich assistierten Suizides bei Schwerstkranken aus: „Ich glaube, dass rückblickend die Zukunft irgendwann sagen wird, was habt Ihr es den Menschen schwer gemacht, aus dem Leben zu gehen. Mit welcher archaischen Vorstellung von dem, was noch lebenswert ist, habt Ihr existiert. Dass sich Menschen jenseits der 75 und 85 so aus dem Leben quälen müssen, scheint mir nicht human.“

Schließlich überraschte der „Vorzeige-Intelektuelle“ Roger Willemsen mit seiner Leidenschaft für Fußball und verteidigte den angeschlagenen Dortmunder Trainer Jürgen Klopp: „Wie kann man dem Mann jetzt Kompetenz absprechen, sagen, er habe kein Gefühl für die Motivation der Mannschaft in der Niederlage. Alles Käse! Es ist einer der besten, die man sich wünschen kann, und er ist ein Glückfall für den Fußball in jeder Hinsicht.“

Willemsen äußerte sich auch zur Debatte um die Diskriminierung von homosexuellen Fußballspielern. Von der Homosexualität von Ex-Profi Thomas Hitzelsperger, mit dem er befreundet ist, habe er eine geraume Zeitlang vor dessen Outing gewusst. Hitzelspergers Outing habe aber in der Öffentlichkeit keine große Wirkung gezeigt, so Willemsen: „Ich weiß, dass aus dieser Debatte maßgeblich nichts gefolgt ist. Ich glaube, dass heute ein Spieler, der in der Kabine sagen würde, dass er schwul ist, der hätte vor ähnlichen Ressentiments Angst zu haben, wie vor zehn Jahren. Was dringend notwendig wäre: ein noch auf dem Spielfeld agierender Spieler, der einen verwandten Schritt sich traut.“
Der „SWR UniTalk“ am Montag, 1. Dezember 2014, mit Roger Willemsen war eine Veranstaltung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und des Südwestrundfunks.

Sendetermine des „SWR UniTalk“ in den ARD-Digitalkanälen: am Sonntag, 14. Dezember 2014, 19.30 Uhr in EinsPlus, und am Montag, 15. Dezember 2014 um 22 Uhr in tagesschau24. www.swr.de