Ende Januar steht, wie jedes Jahr, der Rodgau 50 an. Sozusagen die Wiege meines persönlichen Ultralaufes. Als ich vor 5 Jahren als blutiger Laufanfänger zum Zuschauen kam, wurde ich sofort infiziert.
Rodgau ist kein “normaler Lauf”. Rodgau ist für mich ein großes Familientreffen in der Ultraszene und ein optimaler Einstieg in diese Welt. Es gibt wenige Läufe die in solch einer entspannten und familiären Weise ablaufen als der in Rodgau.
Dazu eine tolle und freundschaftliche Betreuung. Läuferherz was willst Du mehr?
Hier kann man 50 laufen, muss es aber nicht!
Trotzdem sollte man nie vergessen, dass der Lauf im dicksten Winter stattfindet und die Witterungen manchmal ziemlich unangenehm werden. Aber Läufer sind ja nicht aus Zuckerwatte und können einiges ab.
Und gestern stand er nun wieder an. Ich glaube es war mein vierter Start beim Rodgau 50.
Gefinisht habe ich bisher erst einmal. Entweder kamen Verletzungs- oder Erkältungsprobleme dazwischen, oder die Grundlage war einfach nicht ausreichend. Soll es ja auch mal geben.
Entsprechend war für den Samstag absolut nix festes geplant. Laufen so lange es geht und viele Freunde treffen.
Nicht mehr und nicht weniger. Im Hinterkopf saßen so ungefähr 30 Kilometer fest die es auf jeden Fall sein sollten.
Die ganze Sache veränderte sich am Freitag Abend. Völlig überraschen kam eine Anfrage von Didi Beiderbeck ob ich nicht für Ihn den Guide machen könnte und Ihn begleiten wolle. Da musste ich natürlich nicht überlegen und habe spontan zugesagt. So isser halt!
Samstag ging´s wie immer gegen Viertel vor 9:00Uhr nach Rodgau. Liegt ja um die Ecke und meine Frau liefert mich jedes Jahr dort ab.
Startunterlagen abgeholt und sofort Didi auf dem Weg zur Sporthalle getroffen. Der Parkplatz vor der Sporthalle war komplett mit Eis bedeckt. Der festgedrückte Schnee der letzten Woche war extrem glatt. Also entschloss ich mich kurzfristig von den Salomon Speedcross auf die Icebugs zu wechseln. Auf fester, glatter Oberfläche auf jeden Fall die bessere Schuhwahl.
Kurz mit Didi abgesprochen und nochmals für ein paar Minuten in der warmen Sporthalle aufgewärmt und die Schuhe gewechselt. Außerdem traf ich mich noch mit Stephan. Wir wollten urspünglich sowieso zusammen laufen.
Nun waren wir also zu dritt!
20 Minuten vor dem Start um 10:00Uhr ging´s Richtung Startaufstellung. Ein paar Infos von Didi zu meiner Aufgabe, schließlich war´s meiner erster Auftritt als Guide, und los ging´s bei knackig kalten Temperaturen und einer schneebedeckten Strecke.
Rodgau 2013 – Didi und Diro -
Danke an Andy Dyrtz für das Foto
Nach dem Start kam direkt der asphaltierte Abschnitt der Strecke. Eigentlich fast schneefrei und sehr gut zu Laufen. Weiter an der Verpflegungsstelle vorbei und nach knapp einem Kilometer in´s freie Feld. Piste immer noch sehr fest und mit prima Grip. Lediglich der eiskalte Wind, der hier anscheinend vom Veranstalter extra jedes Jahr gebucht wird
Aber eigentlich war das alles noch sehr gut laufbar. Fester Tritt und keinerlei Wegrutschen.
Die änderte sich aber schlagartig nach zwei Kilometer als es in den Wald ging. Nun lag auf der Strecke keine feste Schneeauflage, sondern eine sulzige Masse. Kein fester Abdruck mehr und schon nach wenigen Metern spürte man die erhöhte Anstrengung. Für uns zwei “federleichte Laufelfen” natürlich nicht unbedingt optimal Bedingungen.
Aber noch war ich guter Hoffnung. Das Laufen mit Didi machte keine Probleme und selbst an der engen Wendestelle gab´s im Zweierpack genügend Platz.
Leider zeigten sich die restlichen 3 Kilometer der Runde die gleichen Untergrundbedingungen, und entsprechend schwand mein Elan analog zur Kraft.
Supi Diro, auf was hast Du dich da wieder eingelassen. Aus dem entspannten Samstag wird wohl nichts.
Die Aussage von Didi, dass er hier noch nie gefinisht hatte und dies unbedingt heute der Fall sein sollte, entfachte zusätzliche Jubelschreie. Ich war eigentlich nach 5 Kilometern schon ziemlich am Ende.
Klasse!
Zeitgleich wurden wir kurz vor Kilometer 5 vom ersten Mann überholt. Als ich die Leichtigkeit sah wie er über den Boden schwebte, war mir klar dass ich nie mehr was Essen werde!
Dieses Versprechen hielt exakt noch einen Kilometer. Dann war Verpflegung angesagt.
Auf dem schneefreien Streckenabschnitt kam ich wieder einigermaßen zu Kräften, meine Zuversicht wurde aber nicht unbedingt besser. Und spätestens als es wieder auf den schlimmen Streckenabschnitt im Wald ging, kreisten die Gedanken zum ersten Mal ums Abbrechen.
Aber da hatte ich die Rechnung ohne Didi gemacht. Als erfahrener Motivator lies er keinerlei negative Gedanke zu. Arschbacken zusammen und weiter.
Das Ding ziehen wir durch.
Besser gesagt er zog es durch und mich hinterher. Wer passte hier eigentlich auf wen auf? Meinen ersten Auftritt als Guide hatte ich mir anders vorgestellt.
Nach knapp 30 Kilometern fühlten sich meine Beine an als hätten sie schon einen Hunderter hinter sich. Währe ich alleine gelaufen hätte ich mich nun von der Strecke verabschiedet.
Meine Beine wollten dies. Mein Kopf wollte dies schon lange.
Aber Didi wollte nicht!
Also einigten wir uns auf eine Mischung zwischen Gehen und Joggen. Hauptsache das Ding zu Ende bringen.
Als uns Stephan nach 35 Kilometern verließ um auf eine Feier aufzubrechen kam schon ein wenig Wehmut auf.
ICH WILL AUCH MIT!!!!
Aber innerlich hatte ich mich eigentlich schon darauf eingestellt mit Didi seinen ersten Rodgau 50 zu finishen. Der Körper hatte sich an die Belastung gewöhnt, der Kopf wirkte nicht mehr negativ dagegen, und die langsame Geschwindigkeit erlaubte es dem Körper sich zu festigen.
Dazu kamen immer mehr Gespräche mit netten und allerliebsten Lauffreunden. Bei dem lichter werdenden Teilnehmerfeld war dies nun prima möglich und es war ja auch genügend Platz auf der Strecke.
Nach 15 schweigenden Kilometern kam nun die zweite Luft und ich unterhielt mich prächtig.
Die Karenzzeit von 6 Stunden war schon lange kein Thema mehr. Als wir bei 40km über die Matte liefen zeigte die Uhr bereits 4,5 Stunden an. Und 10 Kilometer in 30 Minuten traute ich uns beiden leider nicht mehr zu.
Aber ich hatte nun fest vor die 50 Kilometer mit Didi zu laufen. Ob mit oder ohne offizielle Zeitmessung war mir zu dem Zeit schon lange Wurscht. Der Kopf hatte die 50 Kilometer akzeptiert und so zogen wir relativ gut gelaunt weiter einsam unsere Runden durch den Rodgauer Wald.
Als wir in der 9 Runde vom Aufräumkommando überholt wurden welches die Zwischenstationen und die Schilder einsammelte. kam bei Didi nun auch der erste Gedanke daran auf bei Kilometer 45 die Sache zu beenden. Hat zwar wieder nicht geklappt, aber nächstes Jahr gibt´s ja wieder die Chance.
In mir hatte er sehr schnell einen Befürworter für diese Idee. Denn zu den schmerzenden Beinen hatte ich mir dankenswerter auch noch den Wolf gelaufen. Wenn schon, denn schon!
So liefen gingen wir einsam unsere neunte Runde in Ruhe zu Ende. Zufrieden mit uns und dem Rodgau 50.
Nach 6 Stunden und 22 Minuten liefen wir das letzte Mal über die Zeitmessung. Für 45 Kilometer bisher meine absolut längste Zeit. Irgendwie ja auch ein Rekord!
Aber das allerwichtigste war die gemeinsame Zeit mit Didi und den Anderen auf der Strecke. Es war zwar ein wenig anders angedacht, aber ohne Didi hätte ich die 45 Kilometer nie geschafft. Für mich wieder einmal ein ganz besonderer Lauf. Ein Lauf bei dem ich wieder sehr viel gelernt habe. Vor allem was das positive Denken betrifft.
Ganz herzlichen Dank dafür lieber Didi!
Nicht zu vergessen die vielen lieben Lauffreunde die ich wieder mal in Rodgau getroffen habe. Zwar nur kurz aber mit ganz viel Freude im Herzen. Das sind dann immer die Momente, die mir zeigen warum ich das mache.
Warum ich mich über 6 Stunden durch die Wälder schleife.
Es sind genau diese Menschen die mir den Antrieb dazu geben. Die mir bei jeder Begegnung Freude bereiten und gemeinsam eine Leidenschaft teilen.
DAS LAUFEN!
Wir sehen uns wieder 2014 in Rodgau!
Keep Running.