Da sind sie, die Posen von Stars, der Nebel, der die Helden zu fast gottgleichen Figuren stilisiert, die Schnappschüsse, die auch die Verletzlichkeit der Musiker erkennen lässt: Neal Prestons Konzertfotografien sind nicht nur große Kunst. Sie sind auch zu einem großen Teil für das Image von Led Zeppelin in den 70er Jahren verantwortlich. Damals waren sie zwar von der Kritik geschmäht. Doch die Fans vergötterten Page, Plant & Co. geradezu. Dass die Band einen Fotographen bei ihren energiegeladenen Shows einen derartigen Zugang auf der Bühne eingeräumt haben, ist ein Glücksfall. Auch wenn es durchaus auch Aufnahmen jenseits der Konzerte gibt, werden Page und seine Mitstreiter auch dort weniger als normale Menschen nach einem anstrengenden Arbeitstag sondern immer irgendwie aus dem Blickwinkel eines staunenden Fans gezeigt. Und für die noch immer zahllosen Fans der Band ist „Sound And Fury“ eigentlich ein Pflichtkauf. Ergänzt werden die Bilder von Setlisten der entsprechenden Konzerte ebenso wie durch Erinnerungen von Zeitzeugen an die Band oder den Fotografen.
Vor einigen Jahren hätte der Verlag daraus ein Buch gemacht, dass man großprotzig auf dem Kaffeetisch ausbreiten kann, wenn Freunde zu Besuch kommen. Allerdings nicht im Jahre 2013. Warner Music hat das Werk exklusiv nur für ipads als iBook veröffentlicht. Das ist für den Musikgiganten ein prima Projekt, um bei der Veröffentlichung ganz neue Wege zu gehen und gleichzeitig die Möglichkeiten eines konventionellen eBooks durch Sound und anderes zu ergänzen. Zu den einzelnen Kapiteln gibt es also Tonbeispiele, die Möglichkeit sich durch Galerien zu klicken und damit die Bilder in voller Größe anzuzeigen,... für Zeppelin-Fans ein Traum. So sie denn ein iPad ihr Eigen nennen. Andere Reader kommen mit der Datei nicht klar. Simulatoren oder Programme wie Digital Editions von Adobe zeigen bestenfalls die Bilder an. Und selbst auf einem PC von Apple schaut man in die Röhre. Nein, wenn Warner meint: exklusiv für iPad, dann ist das durchaus ernst zu nehmen.
Nun mag man sich fragen, warum Warner sich so auf eine spezielle Marke festlegt. Die technischen Möglichkeiten, die so eine rein elektronische Publikation bietet, müssten sich doch ohne großen Aufwand auch als App für andere Tablets unter anderen Betriebssystemen exportieren lassen. Oder ist unter Android oder Windows der strenge Schutz durch DRM ,wie ihn Apple bietet, nicht gegeben? Ich bin da nicht ganz sicher.
So bleibt das Fazit zum Schluss ein zwiespältiges: Neal Prestons Fotos sind absolut großartig und schicken einen zurück in die 70er, als Led Zeppelin für einige Jahre die absolut Größten waren. Wer aber kein glücklicher Besitzer eines iPad ist, wird dieses eBook leider nicht genießen können. Und das ist wirklich schade. So ist es eine Veröffentlichung nur für eine ganz spezielle Käuferschicht: Wer ein iPad hat, kann bei einem Preis von derzeit 7 Euro bedenkenlos zuschlagen.