Der dritte Tag auf der Donauinsel und die Luft staut sich. Nicht nur vor der Bühne, auch im Pressebereich schwitzt man ordentlich und ärgert sich über nicht funktionierendes Internet. Insgesamt muss man leider sagen, dass der dritte Festivaltag von Rock in Vienna an musikalischer Qualität einbüßen musste.
Nachmittags lockten Opeth, Babymetal und Heaven Shall Burn das Publikum zu den Bühnen. Neben Sonnenbrand, 1 Liter Spritzweinbecher und Kiss Gesichtsbemalungen, fiel die Aufmerksamkeit auf die japanische Metal Band Babymetal. Nicht weil es besonders gut war, sondern weil drei bedenklich jung aussehende Mädchen (nur eine der drei Sängerinnen ist volljährig) in kurzen Röckchen zu Metalmelodien tanzten. Kawaii Metal nennt man das, aha.
Nu-Metal Helden Limp Bizkit motivierten die Festivalbesucher mit Klassikern wie My Way, Break Stuff und Rollin’. Fred Durst zeigte sich mit melierten Bart, leichten Gedächtnislücken und großer Dankbarkeit in Wien sein zu dürfen. Nach einem George Michael Cover von Faith hatte Vinnie Paul von Hellyeah einen kurzen Gastauftritt am Schlagzeug. Gitarrist Wes Borland überzeugte in Horror-Vogelscheuchen Kostüm, das böse F-Wort kam bei diesem Auftritt wahrlich nicht zu kurz.
Darauf folgte Power-Metal Gruppierung Sabaton, die mit Orchester angereist waren und die Bühne in Feuer verschwinden ließ. Tarnhosen und Brustpanzer konnten die Band jedoch nicht davor retten, dass man ihnen die Performance nicht glauben wollte. (Das der Sänger kurz nach dem ersten Lied ein Bier geext hat, rettet den Gig auch nicht).
Mit halbstündiger Verspätung betraten Kiss in Plateaustiefeln und Haarspray die Bühne. Die Zunge, Gene Simmons, flog durch die Luft und die Band posierte einstudiert für Fotografen und Publikum. Natürlich wurden Hits wie I Love It Loud, Creatures of the Night und I Was Made For Lovin’ You zum Besten gegeben, dennoch klang die Stimme von The Starchild Paul Stanley etwas verbrauchter als beim letzten Österreich Besuch (Nova Rock 2013, Anm. d. Red.). Kiss sollte man gesehen haben, zumindest einmal, aber irgendwie war zwischen den ohrenbetäubenden Dauerpyrofeuerwerk wenig Glam-Rock zu hören und spüren. Körperlich hat sich die Band gut gehalten, bevor sie sich mit Rock and Roll All Nite verabschiedeten, gaben sie noch ihre Liebe zu Österreich und Schnitzel bekannt. Eh lieb!
Ja, Wien hat seit diesem Wochenende sein eigenes Rock-Festival, mit Spielraum nach oben. Originalität findet man hier leider genauso wenig, wie Schattenplätze. Das kulinarische Angebot (Frittiertes und Paniertes) und die kaum vorhandenen Chill-Out Areas machen dem Festivalbesucher schwer den Tag bei 30 Grad durchzustehen. Einzig Masters of Dirt steuerte eine Chill’n’Charge Area bei. Hier konnte man Menschen beim Rocket Bungy beobachten und sich ein gratis M.O.D. Tattoo stechen lassen. Wem es noch nicht zu heiß war, konnte beim Chilli-Wettessen körperliche Qualen erleben oder Bubble Football spielen.
Zusammenschließend kann die Premiere des Rock in Vienna Festivals eine positive Bilanz ziehen, auch wenn die ersten beiden Tage verhältnismäßig mehr hergaben als der Letzte. 31 Bands, zwei große Doppelbühnen und 25.000 bis 30.000 Besucher pro Tag sind dennoch nicht zu verachten. Der Veranstalter (DEAG) hat bereits eine zweite Auflage für nächstes Jahr angekündigt, man darf gespannt sein.
FYI: Das nächste Musik-Festival lässt nicht lange auf sich warten, von 12. bis 14. Juni findet in Nickelsdorf zum elften Mal das Nova Rock statt, pressplay wird natürlich auch von dort berichten.