Plötzlich gelingt es Bernard, seine Mutter mit anderen Augen zu betrachten, sie wird mehr für ihn als nur seine Mutter. Auch sie war als junge Frau in eine Dreiecksgeschichte verstrickt, und der Film ist nur der Auslöser für sie, ihren Sohn in ihre Vergangenheit einzuweihen.
Gleichzeitig ist Wer einmal die Augen öffnet aber auch eine Auseinandersetzung mit europäischer Geschichte – denn Bernard Appelbaum ist Jude, und sein Vater in Auschwitz gestorben. Robert Bober schafft es, dieses Thema so präsent zu machen, ohne es auf jeder Seite ansprechen zu müssen – es schwingt ganz selbstverständlich mit, immer anwesend – als Teil von Bernards Persönlichkeit und Vergangenheit.
Zu guter Letzt ist der Roman dann eine Liebeserklärung. An Paris. Nicht die großen, bekannten Plätze spielen die Hauptrolle, es sind die kleinen, versteckten, die Nebenstraßen und Gassen, die kleinen gemütlichen Cafés und Bistros. Sie sind so lebendig, dass ich das Gefühl habe, ich könnte sie mir anschauen, und ich möchte sie mir anschauen – ich möchte sofort nach Paris fahren!
Robert Bober erzählt mit sehr ruhiger Stimme von einer Jugend in Paris, seine Erzählweise ist selbst wie ein Streifzug durch Paris. Durch die ruhigeren Ecken, von denen man die Hektik der Hauptstadt nur immer kurz zu Gesicht bekommt. Und ihm gelingt ein ganz besonderer Schachzug – er bringt sich selbst in die Erzählung ein, als Statisten, nicht als Erzähler selbst.
Wer einmal angefangen hat, dieses Buch zu lesen, kann nicht mehr aufhören.
Gebundene Ausgabe: 255 Seiten, erschienen bei Kunstmann, August 2011. Aus dem Franösischen von Tobias Scheffel, Originaltitel: On ne peut plus dormir tranquille quand on a une fois ouvert les yeux.
ISBN: 978-3888977251