Robbie Williams
“Swings Both Ways”
(Universal)
Na, da darf man wohl gratulieren? War ja nicht mehr so selbstverständlich in den vergangenen Jahren. Die letzten Alben, nun ja, bemüht, aber ohne den Esprit, die Lässigkeit der Jahrtausendwende und vor allem ohne die richtig großen Songs. Vater geworden, das schon, die Reunion mit Take That nicht nur überstanden, sondern auch klar dominiert, aber sonst: Zu oft in mittelmäßigen, deutschen Fernsehshows aufgetaucht, der Anzug in schweinchenrosa zu eng, der vergoldete Torso eher lächerlich, so richtig zu rechnen war mit Robbie Williams eigentlich nicht mehr, man hatte ihn drangegeben, den Born Entertainer. Zu früh, wie man jetzt weiß, denn schon kurz nach dem letzten Reinfall und somit keinen Tag zu früh erinnert sich der Junge aus Stoke-On-Trent an die Gründe für seine damaligen Triumphe und bringt endlich wieder zusammen, was zusammengehört – den Swing und Guy Chambers.
Was auf den ersten Blick wie der letzte Strohhalm aussieht, ist bei genauerem Hinsehen simply clever: „Swing When Your Winning“ war eines seiner erfolgreichsten Alben überhaupt, hier wirkte er austrainiert und angekommen wie selten, voller Grandezza, Charme, selbstbewusst bis unter die Halskrause, bereit, auch den letzten Zweifler auf seine Seite zu bringen. An den Qualitäten eines Guy Chambers wiederum bestehen ebenfalls kaum Zweifel, schrieb ihm dieser doch die erfolgreichsten, die eingängigsten Hits seiner Karriere – „Angels“, „Feel“, „Let Me Entertain You“, „Kids“ und „Supreme“. Und so vereint „Swings Both Ways“ bewährte Swingklassiker, bei denen Williams nicht allzuviel falsch machen kann und sechs eigene Stücke, die ihm Chambers auf den mittlerweile etwas fülligeren Leib geschrieben hat.
Dazu eine beachtliche Gästeliste, die Williams genügend Platz zum Glänzen läßt, ihm mit Kalkül und etwas Glück aber auch den fälligen Respekt und ein paar neue Käuferschichten generiert: „I Wanna Be Like You“ ist der wohl passendste Song aus dem grandiosen Dschungelbuch-Soundtrack und klingt gemeinsam mit Olly Murs wie ein ausgelassener, knallbunter Kindheitstraum, „Soda Pop“ featuring Michael Bublé gefällt mit quirlig-nervösem Bigbandsound. Während sich die wiedererwachte Lily Allen beim flauschigen „Dream A Little Dream“ etwas unter Wert verkauft, macht Kelly Clarkson aus „Little Green Apples“ von Bobby Russell ein anständiges Rührstück – Amerika wird es lieben. Den größten Pluspunkt aber fährt Williams für sein Duett mit Rufus Wainwright ein, beim Titelsong treffen sich zwei begnadete Bühnenprofis, um gutgelaunt und erfrischend eindeutig über Zweideutigkeiten zu plaudern – „come out of the same box“ (hatte man’s nicht immer schon geahnt?), „face it Robbie, you’re a little bit gay“ (na also).
„Minnie The Moocher“ kommt leider an der zwar fürchterlich abgenagten, aber omnipräsenten Version der Blues Brothers kaum vorbei, „Puttin‘ On The Ritz“ passt wie der Topf auf den Deckel, bringt aber nichts wesentlich Neues mit. Ein weiterer Glanzpunkt die fabelhafte Chambers-Nummer „Go Gentle“, die Melancholie der alten Tage, das größenwahnsinnige Karnevalsvideo, da sind sie wieder, die glorreichen Zeiten. Es sei ihm gegönnt, dass er sich im Stile eines Freddie Mercury mit einer Art Pop-Oper von seinen Zuhörern verabschiedet ("No One Likes A Fat Popstar"), schließlich ist und bleibt er der Einzige in diesem Geschäft, der in Sachen Format wenigstens ansatzweise an diese Legende heranreichen kann. Ob er allerdings Lust darauf hat, darf bezweifelt werden – man kann sich eher vorstellen, dass der Mann die Genugtuung über dieses Album daheim auf der Couch genießt, ein diebisches King-Louie-Grinsen im Gesicht … http://www.robbiewilliams.com/
“Swings Both Ways”
(Universal)
Na, da darf man wohl gratulieren? War ja nicht mehr so selbstverständlich in den vergangenen Jahren. Die letzten Alben, nun ja, bemüht, aber ohne den Esprit, die Lässigkeit der Jahrtausendwende und vor allem ohne die richtig großen Songs. Vater geworden, das schon, die Reunion mit Take That nicht nur überstanden, sondern auch klar dominiert, aber sonst: Zu oft in mittelmäßigen, deutschen Fernsehshows aufgetaucht, der Anzug in schweinchenrosa zu eng, der vergoldete Torso eher lächerlich, so richtig zu rechnen war mit Robbie Williams eigentlich nicht mehr, man hatte ihn drangegeben, den Born Entertainer. Zu früh, wie man jetzt weiß, denn schon kurz nach dem letzten Reinfall und somit keinen Tag zu früh erinnert sich der Junge aus Stoke-On-Trent an die Gründe für seine damaligen Triumphe und bringt endlich wieder zusammen, was zusammengehört – den Swing und Guy Chambers.
Was auf den ersten Blick wie der letzte Strohhalm aussieht, ist bei genauerem Hinsehen simply clever: „Swing When Your Winning“ war eines seiner erfolgreichsten Alben überhaupt, hier wirkte er austrainiert und angekommen wie selten, voller Grandezza, Charme, selbstbewusst bis unter die Halskrause, bereit, auch den letzten Zweifler auf seine Seite zu bringen. An den Qualitäten eines Guy Chambers wiederum bestehen ebenfalls kaum Zweifel, schrieb ihm dieser doch die erfolgreichsten, die eingängigsten Hits seiner Karriere – „Angels“, „Feel“, „Let Me Entertain You“, „Kids“ und „Supreme“. Und so vereint „Swings Both Ways“ bewährte Swingklassiker, bei denen Williams nicht allzuviel falsch machen kann und sechs eigene Stücke, die ihm Chambers auf den mittlerweile etwas fülligeren Leib geschrieben hat.
Dazu eine beachtliche Gästeliste, die Williams genügend Platz zum Glänzen läßt, ihm mit Kalkül und etwas Glück aber auch den fälligen Respekt und ein paar neue Käuferschichten generiert: „I Wanna Be Like You“ ist der wohl passendste Song aus dem grandiosen Dschungelbuch-Soundtrack und klingt gemeinsam mit Olly Murs wie ein ausgelassener, knallbunter Kindheitstraum, „Soda Pop“ featuring Michael Bublé gefällt mit quirlig-nervösem Bigbandsound. Während sich die wiedererwachte Lily Allen beim flauschigen „Dream A Little Dream“ etwas unter Wert verkauft, macht Kelly Clarkson aus „Little Green Apples“ von Bobby Russell ein anständiges Rührstück – Amerika wird es lieben. Den größten Pluspunkt aber fährt Williams für sein Duett mit Rufus Wainwright ein, beim Titelsong treffen sich zwei begnadete Bühnenprofis, um gutgelaunt und erfrischend eindeutig über Zweideutigkeiten zu plaudern – „come out of the same box“ (hatte man’s nicht immer schon geahnt?), „face it Robbie, you’re a little bit gay“ (na also).
„Minnie The Moocher“ kommt leider an der zwar fürchterlich abgenagten, aber omnipräsenten Version der Blues Brothers kaum vorbei, „Puttin‘ On The Ritz“ passt wie der Topf auf den Deckel, bringt aber nichts wesentlich Neues mit. Ein weiterer Glanzpunkt die fabelhafte Chambers-Nummer „Go Gentle“, die Melancholie der alten Tage, das größenwahnsinnige Karnevalsvideo, da sind sie wieder, die glorreichen Zeiten. Es sei ihm gegönnt, dass er sich im Stile eines Freddie Mercury mit einer Art Pop-Oper von seinen Zuhörern verabschiedet ("No One Likes A Fat Popstar"), schließlich ist und bleibt er der Einzige in diesem Geschäft, der in Sachen Format wenigstens ansatzweise an diese Legende heranreichen kann. Ob er allerdings Lust darauf hat, darf bezweifelt werden – man kann sich eher vorstellen, dass der Mann die Genugtuung über dieses Album daheim auf der Couch genießt, ein diebisches King-Louie-Grinsen im Gesicht … http://www.robbiewilliams.com/