Robbie Williams: Der letzte Schrei

Robbie Williams: Der letzte SchreiRobbie Williams
„Under The Radar Vol. 1“

(self released)
Soll mal keiner behaupten, diesem Blog wäre der Dienstleistungsgedanke völlig fremd. Wenn also jemand daherkommt mit der Frage: „Muss ich mir denn diese in aller Eile zusammengestöpselte Nicht-ganz-so-Best-Of-Platte von Robbie Williams, formerly knows as The Born Entertainer, unbedingt kaufen?“, dann steht hier auch eine Antwort parat. Und die lautet: „Mmhhh, naja…“ Müssen muss man schon mal grundsätzlich nicht, es sei denn, man hat sein Leben dem smarten Dauergrinser aus Stoke-On-Trent verschrieben und ist nun dazu verdammt, jede gesungene Verlautbarung seines Idols kritiklos ins heimische Regal zu ordnen – dann: „Ja!“ Ansonsten macht man keinen Fehler, wenn man die vierzehn Lieder so nimmt, wie sie gemeint sind: Als launige Ad-hoc-Veröffentlichung einiger mehr, eher weniger geglückter Songs, die es zwischen 1997 und 2013 nicht auf ein reguläres Album des Briten geschafft haben und wohl eher dazu gedacht sind, seine früheren Kumpels Gary, Howard und Mark – mittlerweile unterwegs als die drei Fragezeichen – daran zu erinnern, wer denn der bessere Songschreiber war und ist.
Wenn deren aktuelle Platte „III“ schon als vertonte Bankrotterklärung daherkommt, so kann der kleine Dicke (wie er sich ja selbst gern persifliert) wenigstens das sattsam bekannte Standardrepertoire aus Powerpop, Schweinerock und Kuschelballade auffahren und muss sich dabei nicht einmal sonderlich anstrengen. So richtig aus den Schuhen hebt einen das allerdings nicht mehr, man kennt die immergleichen Schmachtfetzen mittlerweile zur Genüge, den breitbeinigen Möchtegern-Mercury ebenso und vom gelungenen Swing des Vorgängers ist ja leider auf der Sammlung so gar nichts zu hören. Stattdessen gehen dem Jungvater desöfteren die Filly-Pferde durch – Stücke wie „All Climb On“, „Love Is You“ oder „Greenlight“ lassen sich wahlweise für Outdoor-Werbespots, Olympia-Jingles oder Disney-Filmchen zweitverwenden, richtig packen können sie einen nicht mehr.
Gleiches gilt für die recht dürftigen Pubrocknummern „Raver“ und „H.E.S.“ – wenn es stimmt, dass Williams für „Under The Radar“ eigenmächtig und überstürzt kompiliert hat, dann kann man den Ärger der Herren Chambers, Heath und Metcalfe gut verstehen – die besten Songs, die sie zusammen mit ihm geschrieben haben, sind wahrlich schon erschienen. Gerechterweise sollte man allerdings die Ausnahmen noch erwähnen: Der Opener „Bully“ hat noch den Biss („I simply don't care, if you hate me or love me …“), mit dem frühere Stücke in Serie daherkamen, „The Pilot“ funkt und poppt auf höherem Niveau und das spöttische  „The BRITS“ zeigt wenigstens, was Williams auch weiterhin sympathisch bleiben läßt: Zum Diplomaten wird er es in diesem Leben nicht mehr bringen. Das Album rettet das alles nicht, dem hört man leider allzu deutlich an, dass es schnell noch unter die geschmückte Tanne geschustert worden ist. „One Scream for the last romatic“ singt Williams in „Raver“, sollte es so weitergehen, wäre das mal besser der letzte Schrei gewesen. http://www.robbiewilliams.com/
21.04.  Linz, Tipsarena
22.04.  Linz, Tipsarena

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