Jazzig und äußerst relaxt geht es zu: Robben Fords neues Album „Bringing It Back Home“ ist formal ein Streifzug durch die Bluesgeschichte. Musikalisch ist es eine Kombination der zwei Persönlichkeiten des Gitarristen: des Blueshelden und das Jazzers.
Er hat mit Jimmy Witherspoon Blues gespielt, war auf Tour mit George Harrison und Joni Mitchell. Und Robben Ford gehörte in den 80er Jahren zur Band von Miles Davis: Als Gitarrist ist er im Jazz ebenso zu Hause, wie im Blues und Bluesrock. Vor allem Kollegen halten den Kalifornier für einen der versiertesten Meister der Gitarre überhaupt.
Als 2007 sein letztes Studioalbum „Truth“ erschien, wurde das für einen Grammy als bestes zeitgenössisches Bluesalbum nominiert. Die Bluesfans bekamen darauf den Saitenzauberer zu hören, den sie erwarteten. Sein jetzt bei Provogue veröffentlichtes Werk „Bringing It Back Home“ kommt fast ohne technische Hexereien aus. Denn Robben Ford hat für die Aufnahmen eine All-Star-Band zusammengesucht, die genügend Raum lässt, dass er sich ganz entspannt als Sänger von Klassikern der Bluesgeschichte präsentieren kann.
Ob er nun Werke des Vorkriegsblues wie Charley Pattons „Birds Nest Bound“ oder Allain Toussaints „Everything I Do Gonna Be Funky“, seine eigene (ganz wundervolle) Komposition „Oh Virginia“ oder Bob Dylans „Most Likely You Can Go Your Way and I‘ll Go Mine“ interpretiert: Hier stimmt jede Note die er singt, jede stimmliche Nuance, die er setzt - und natürlich auch jeder einzelne Klang, den er seiner Gitarre entlockt. Und das ganze geschieht mit einer Relaxtheit, die einen in eine nachmitternächtliche Session in einem kleinen Jazzclub versetzt. Ford spielt den Kollegen in der Band (herausragend: Larry Goldings - org, Stephen Baxter - tb) Ideen zu und diese jonglieren sie zu ihm zurück. Besonders schön zu verfolgen ist das in der mehr als sieben Minuten langen Instrumentalnummer „On That Morning“. Und auch wenn es funky wird, der Groove über das Schaukelstuhl-Level angezogen wird, ist hier eine Präsenz und Prägnanz zu erleben, die faszinierend ist.
Ach ja: Wer Belege dafür braucht, dass Ford wirklich einer der begnadedsten Gitarristen der Gegenwart ist, sollte sich anhören, was er aus Earl Kings „Trick Bag“ macht. (Provogue/Mascot)