Von der (erfolglosen) Jagd nach Polarlichtern
Polarlichter haben uns schon immer fasziniert. Diese von Grün über Rot bis hin zu Blau und Violett leuchtenden Erscheinungen am Himmel der Polargebiete unserer Erde haben eine große Anziehungskraft auf uns. Eine Chance auf die Sichtung dieser Phänomene hat man aber nur im Winter bei völliger Dunkelheit. Somit haben wir uns im Februar zusammen mit dem Urlaubär in unserem Auto auf den Weg zum nördlichen Polarkreis in Norwegen gemacht.
Uns war klar, dass die Sichtung eines Nordlichts nicht nur vom möglichst weit nördlich gelegenen Standort, sondern auch von den Wetterverhältnissen (Bewölkung) und nicht zuletzt den Sonnenaktivitäten, also der solaren Teilchenstrahlung (Kp-Index) abhängig ist.
Somit war das primäre Ziel dieser Reise in möglichst kurzer Zeit mindestens bis zum Polarkreis zu gelangen. Dort wollten wir die Winterlandschaft genießen und darauf hoffen, bei gutem und wolkenlosen Wetter ein Polarlicht zu sehen.
Sollten wir ein Nordlicht zu Gesicht bekommen, wollten wir das natürlich auch fotografieren. Daher haben wir uns vorher darüber informiert, wie wir mit unseren Kameras gute Fotos bei Nacht machen können und das zu Hause geübt. Für Fotos mit dem Smartphone bei Dunkelheit gibt es entsprechende Apps.
TIPP : Polarlichter fotografieren: Tipps für gelungene Fotos (PDF)Montag
Da wir aus Norddeutschland anreisen, führt unser Weg nach Nordskandinavien über die norddänische Stadt Hirtshals mit der Fähre nach Südnorwegen. Hier ist zu bedenken, dass eine Fahrt mit der Fähre im Winter anders verlaufen kann als im Sommer. Auf dem Hinweg hatten wir vier Meter hohe, auf dem Rückweg fünf Meter hohe Wellen. Nicht jeder kann bei einem solchen Seegang alle Inhalte seines Körpers problemlos bei sich behalten ... 😉
Natürlich kann man auch eine Route über Dänemark, die Großer-Belt-Brücke sowie Öresundbrücke und dann weiter über Schweden an den Polarkreis in Betracht ziehen. Dann spart man sich auf jeden Fall die Kosten für eine Fähre, zahlt aber entsprechende Mautgebühren über die Brücken.
Nach unserer Ankunft in Langesund in Südnorwegen am Nachmittag unseres ersten Reisetages, fuhren wir noch mit dem Auto bis nach Oslo und suchten uns hier ein günstiges Hotel in der Stadt.
Hier hatten wir auch gleich unser erstes „Erlebnis". Der Parkautomat vor dem Hotel war lediglich in norwegischer Sprache erklärt und wir waren von der Bedienung etwas verwirrt. So brachten wir erst unsere Taschen auf unser Zimmer und kehrten zum Parkplatz zurück. Doch da war es schon zu spät! Wir hatten innerhalb von 14 Minuten einen Strafzettel über 600,00 Kronen erhalten! Jetzt fanden wir eine Anleitung in englischer Sprache und stellten fest, dass wir lediglich unser Kennzeichen in dem Parksystem hinterlegen hätten müssen und die Gebühr später per Kreditkarte hätte bezahlt werden können.
TIPP : Macht euch vor einem Besuch in Oslo mit dem örtlichen Parksystem vertraut, oder umfahrt die Stadt. Das Parken in der Hauptstadt ist teuer und nicht immer einfach zu verstehen.Wie in Oslo, übernachteten wir auf unserem Roadtrip zum Polarkreis hauptsächlich in günstigen Hotels. In den meisten Hotels in Norwegen ist das Frühstück inbegriffen. So konnten wir morgens ordentlich frühstücken, brauchten tagsüber keine weitere große Mahlzeit und verpflegten uns abends in der Regel kalt. Auf diese Weise gingen wir den hohen Preisen für Lebensmittel in Norwegen sehr gut aus dem Weg. Das Frühstück war in jedem Hotel, in dem wir übernachtet haben, sehr gut. Es wurden immer auch frische Waffeln, Pfannkuchen oder anderes leckeres Gebäck gereicht. Das überzeugte unseren Urlaubär natürlich ganz besonders ... 😉
Dienstag
Der weitere Verlauf unseres Roadtrips führte uns von Oslo aus über die Europastraße 6 (E6) sowie den Riksveg 3 (Rv3) und die sogenannte „Grüne Abkürzung" nach Trondheim in Richtung Norden.
Auf diesem über 500 Kilometer langen Streckenabschnitt trafen wir im Østerdalen auf den größten Elch der Welt und hatten auch andere Begegnungen mit Kunststücken in Form von Elchgeweihen. Hier trafen wir das erste Mal auf Schnee und es wurde zunehmend kälter (bis zu -5 °C). Als wir kurz vor Trondheim wieder auf die E6 trafen waren die Straßen wieder frei von Schnee und Eis.
Wir machten in Trondheim eine Pause und besuchten den bekannten Nidarosdom, der zu den bedeutendsten Kirchen in Norwegen gehört und als Nationalheiligtum betrachtet wird.
In einem kleinen Ort kurz hinter Trondheim suchten wir uns ein Hotel mit Ausblick auf den nächtlichen Trondheimfjord.
Mittwoch
Am frühen Mittwochmorgen setzte sich unser Roadtrip auf der E6 fort. Nach dem Frühstück ging es ca. 460 Kilometer weiter in Richtung Norden bis in die kleine Stadt Mo i Rana.
Genau wie die gesamte Umgebung war die Straße jetzt durchgehend von einer festgefahrenen Schneedecke und/oder Eis bedeckt, doch sehr gut befahrbar. Unsere durchschnittliche Geschwindigkeit lag nun bei 60-70 Km/h, was bei der Planung von Tagesetappen im winterlichen Nordnorwegen berücksichtigt werden sollte.
Für uns als Mitteleuropäer war die winterliche, weiße Landschaft sehr ungewohnt und faszinierend zugleich. Die für uns ungewohnte Menge an Schnee tauchte die Landschaften in ein wunderbares Licht und sorgte nach jeder Kurve für einen neuen beeindruckenden Ausblick. Einmal lief sogar ein weißes Rentier eine Weile neben unserem Auto her.
Die E6 ist eine wichtige Nord-Süd-Verbindung in Norwegen. Doch trotzdem wurde die Straße auf diesem Abschnitt immer leerer. Zeitweise vermuteten wir uns allein auf der E6 unterwegs, wenn bis zu fünf Minuten lang weder vor noch hinter uns ein Fahrzeug auftauchte.
In Mo i Rana angekommen suchten wir uns wieder ein kleines Hotel. Von hier waren es nur noch wenige Kilometer bis zum Polarkreis. Leider war es in der Nacht sehr bewölkt, so dass wir keine Polarlichter entdecken konnten.
Donnerstag
Am Morgen dieses Tages trafen wir auf dem Hotelparkplatz ein Paar aus Deutschland, das von schwachen Polarlichtern am Nordkap erzählte. Doch so weit hoch in den Norden konnten wir nicht mehr fahren, da wir für unsere „Expedition" insgesamt nur sieben Nächte Zeit hatten.
So machten wir uns auf dem Weg zum Polarkreis, den wir nach ca. 85 Kilometer Fahrt durch eine unbeschreiblich beeindruckende weiße Winterlandschaft erreichten. Hier legten wir einen Halt am Polarsirkelsenteret ein, das auf eine Ebene in ca. 700 Meter Höhe mitten im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark liegt.
Das Polarkreiszentrum war zu dieser Jahreszeit geschlossen und die Zufahrt nicht vom Schnee freigeräumt. Mit dem Allradantrieb unseres Autos konnten wir uns jedoch einen kurzen Weg in die Zufahrt bahnen und die endlosen, weißen Weiten in der Umgebung des Zentrums ganz allein genießen. Bei -15 °C schien die tief stehende Sonne vom pastellfarbenen Himmel und es herrschte kaum Wind. Ab und zu passierte uns ein Lkw auf der E6. Ansonsten herrschte Geräuschlosigkeit. Unser Urlaubär wurde hier fast zu einem Eisbären.
Nachdem wir uns sattgesehen hatten, ging es weiter Richtung Norden. Wir hatten uns für die Nacht ein bekanntes Holzhotel ausgesucht, das ganz in der Nähe in den 1950er Jahren erbaut wurde: Das war im Winter jedoch geschlossen ...
So kam es, dass wir noch weitere ca. 90 Kilometer durch den Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark in Richtung Nordnorwegen fuhren. Kurz vor der Stadt Bodø fanden wir abseits der E6 ein abgelegenes kleines Hüttendorf, die Arctic Cabins - Vestvatn. Hier mieteten wir uns eine kleine, gemütliche Hütte im meterhohen Schnee und hofften hier Polarlichter zu Gesicht zu bekommen.
Doch auch an diesem Tag zogen am tagsüber wolkenlosen und sonnigen Himmel abends dicke Schneewolken auf. Es begann stark zu schneien. Und obwohl wir fast die ganze Nacht immer wieder nach Nordlichtern Ausschau hielten, bekamen wir auch in Schneepausen keine Polarlichter zu sehen.
Unsere Apps zur Vorhersage von Polarlichtern klärten uns über zu geringe Aktivitäten der Sonne auf (Kp-Index). 😐
TIPP : Apps, die euch bei der Suche nach Polarlichtern unterstützen können ...- Northern Eye Aurora Forecast
- My Aurora Forecast - Aurora Alerts Northern Lights
- Norway Lights
Freitag
Unsere Vorhersage-Apps sagten auch für die nächsten zwei Tage keine großen Sonnenaktivitäten und somit auch keine Aussicht auf Polarlichtsichtungen voraus. Daher beschlossen wir langsam den Rückweg anzutreten.
Zurück in Richtung Süden sollte unser Roadtrip uns durch Schweden führen, um die norwegischen Mautgebühren zu sparen. Da es am Morgen aber noch kräftig schneite und wir keine Informationen über die Straßenverhältnisse in Schweden hatten, traten wir die Rückreise durch Norwegen über die E6 an.
So passierten wir noch einmal die wunderschöne Gegend am Polarkreis und bekamen auch ein paar freilebende Elche und Rentiere am Straßenrand zu Gesicht. Nach ca. 630 Kilometern auf der E6 übernachteten wir dann in einem Hotel bei Trondheim.
Samstag
Nachdem wir auf dem Hinweg den Nidarosdom besucht hatten, unternahmen wir am Samstag noch einen kurzen Ausflug in die Altstadt von Trondheim und machten uns dann wieder auf den Weg in Richtung Süden.
Auf dem Rückweg folgten wir der Europastraße 6 (E6) 511 Kilometer weit bis in die Nähe von Oslo um von hier aus am nächsten Tag bequem unsere Fähre von Langesund (N) nach Hirtshals (DK) erreichen zu können.
Dabei durchquerten wir bei Sonnenschein und blauen Himmel das schneebedeckte Gudbrandsdalen. Im weiteren Verlauf, entlang von Dovrefjell-Sunndalsfjella Nasjonalpark, Grimsdalen und Rondane Nasjonalpark, staunten wir nicht schlecht über Mengen von Eiskletterern an fast ebenso vielen gefrorenen Wasserfällen.
Sonntag
Am Sonntagmorgen war in Südnorwegen nichts mehr von der winterlichen Pracht der letzten Tage in Nordnorwegen zu sehen: Es regnete! Und zwar ohne Unterlass. So genossen wir ein weiteres Mal ein leckeres Frühstück mit frischen Brötchen sowie Pfannkuchen und machten uns dann auf den noch 174 Kilometer langen Weg nach Langesund. Hier würde gegen 14:00 Uhr unsere Autofähre nach Dänemark ablegen.
Ganz untypisch hatte die Fähre Verspätung. Als wir an Bord die erste Lautsprecherdurchsage hörten, wussten wir warum. Das Orkantief „Victoria" fegte über die Nordsee und sorgte für bis zu fünf Meter hohe Wellen! Schon kurz nach der Ausfahrt aus dem geschützten Hafen führte dies dazu, dass vielen Passagieren das Essen der letzten Stunden noch einmal durch den Kopf ging ... 😉
Wie gut, dass der Urlaubär sich nach so vielen Pfannkuchen mit Butter und Himbeermarmelade im Auto unter Deck schlafen gelegt hatte.
Durch den Sturm verlängerte sich die Fährfahrt von vier auf sechs Stunden. Daher übernachteten wir in einem Hotel in Hirtshals, um nicht über Nacht nach Hause fahren zu müssen.
Montag
Wo wir schon mal in Norddänemark waren, besuchten wir auf der letzten Etappe unseres Roadtrips noch den berühmten Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr bei der Ortschaft Lønstrup. Dieser wurde im Oktober 2019 aufgrund des drohenden Absturzes in die Nordsee ca. 80 Meter ins Landesinnere verschoben.
Über Dänemark wütete noch der Orkan und der Weg zum Leuchtturm führte uns daher durch einen Sandsturm. Hier erfuhren wir von anderen Reisenden, dass der Fährbetrieb nach Norwegen wegen des Sturms eingestellt wurde. Wir hatten also Glück am Vortag noch mit der letzten Fähre über die Nordsee gekommen zu sein.
Der weitere Heimweg führte uns mit einigen Stopps quer durch Dänemark bis kurz hinter die deutsch-dänische Grenze, so dass wir am Abend, nach 3.607 Kilometern Gesamtfahrstrecke glücklich und zufrieden zu Hause ankamen.
Fazit zu unserem Roadtrip zum Polarkreis
Auch wenn wir auf unseren Roadtrip zum Polarkreis keine Polarlichter zu sehen bekommen haben, hat sich die Reise auf jeden Fall gelohnt! Wir als Norddeutsche hatten schon sehr lange keinen Schnee mehr für länger als zwei bis drei Tage gesehen. Deshalb waren die Eindrücke in der verschneiten und vereisten Landschaft am Polarkreis für uns geradezu überwältigend. Jederzeit wieder! Die Planungen für eine ähnliche Tour im nächsten Jahr laufen bereits.
TIPPS
- Euer Auto sollte für eine derartige Tour technisch in einem guten Zustand sein (Winterreifen, Frostschutz, Beleuchtung, Schneeketten, ...).
- Die Straßen sind in der Regel sehr gut befahrbar. Denkt aber daran, dass die Straßenränder und Parklpätze oft nicht geräumt sind (kaum Möglichkeiten für Stopps, keine WCs).
- Bei einer Fährüberfahrt nach Skandinavien im Winter ist mit starkem Seegang zu rechnen. Eine Alternative sind die kostenpflichtigen Brücken von DK nach Schweden.
Weiterführende Links
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