So, jetzt geht es weiter auf unserer Reise nach South Carolina … Atlanta liegt fast hinter uns, aber wir haben jetzt erst einmal Hunger! Riesige Werbetafeln und entsprechende Food-Wegweiser kurz vor den Ausfahrten weisen auf der Interstate auf das nächstgelegene, kulinarische Angebot hin.
Welchen Burger hätten’s denn gerne?
Da wir heute nichts dem Zufall überlassen möchten und Hunde nur in Einzelfällen willkommen sind, haben wir unseren eigenen Snack mit im Gepäck. Wir harren noch etwas aus, lassen das Tanger Outlet in Commerce mit seinen vielen Brand Stores links liegen und machen erst am Welcome Center South Carolinas länger Halt für ein Picknick. Das ist etwas mehr als die halbe Strecke und hier haben auch die Hunde schön Auslauf.
Welcome Center gibt es überall an den Übergängen zu den einzelnen Bundesstaaten. Diese Informationszentren bieten großzügig angelegte Sanitäranlagen, Picknicktische, Gassi- und Poopie-Flächen für Haustiere und nicht zuletzt eine überwältigende Gratis-Auswahl an Hotel-, Restaurant- und Reiseführer, Stadt- und Landkarten sowie Hotelbuchungsservice inklusive. Oft lädt das äußerst hilfsbereite Personal zu frischgebrühtem Kaffee ein und wünscht zum Abschied freundlich eine gute Weiterreise. Wir verlassen also den Peach State und der Palmetto State begrüßt uns mit einem großen „South Carolina Welcomes You“.
South Carolina, der “Palmen-Staat”, produziert mehr Pfirsiche als Georgia, der “Pfirsich-Staat” – häääh???
Wir haben die freie Auswahl und steuern auf einen etwas abseits gelegenen Parkplatz zu. Shellie und Nils sind überwältigt von der neuen Umgebung, den vielen fremden Gerüchen, den vielen Fremden und ganz aufgeregt, aus ihrer „Drahtbox“ herauszukommen. Wahrscheinlich hoffen sie auf etwas zu fressen… sorry, meine Kleinen, noch nicht, aber Wasser dürft ihr trinken!
Wir wollen raus!
Sobald die Pfoten den Boden berühren, geht’s auch schon los: Schwanz in die Höhe, immer der Nase nach am Boden entlang, quer über den Asphalt! Der kleine Nils auf seinen O-Beinen wie ein Nähmaschinchen vorneweg, Shellie und Spencer am anderen Ende der Leine im Schlepptau. Ich halte währenddessen Ausschau nach einem Picknicktisch. Der ist schnell gefunden, halbschattig unter Pinien, sogar mit einer Vorrichtung zum Grillen. Nun, unser Grillzubehör haben wir heute ausnahmsweise nicht dabei, so schnappe ich mir meine selbstgeschmierten Brote und will endlich frühstücken. Aber, oh weh, die wirklich schöne, waldige Ecke hier mit Tischen und Bänken ist die Picknick Area. Und die ist nur für Menschen. Tiere gehören in die Pet Area, ein ziemlich unebener und steiler Grashügel in gleißender Sonne auf der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes, immerhin ausgestattet mit Tütchenspender und Entsorgungstonne. Ich erspähe einen weiteren, einsamen Tisch, mitten auf einem Grünstreifen zwischen Center-Einfahrt und Center-Gebäude, fast wie auf einem Präsentierteller, dafür aber in einer undefinierten Area, mit Blick auf Lake Hartwell, sonnengewärmt und sauber.
Sicht auf den Lake Hartwell
Wir ziehen um, und da die Hunde eh keine Ruhe geben, läuft mein Spencer mit ihnen seine Runden und ich vertilge mein Frühstücksei.
… damit’s jaaaa keine Verwechslungen gibt …
Abschließend noch eine Fotosession mit Hund und Halter am South Carolina State Sign – ich komme mir vor wie ein Touri!
… thank you …
Nach 45 Minuten ist die Pause um. Richtig Lust auf eine Weiterfahrt haben Shellie und Nils nicht, aber geduldig machen sie es sich wieder in ihrem Nest bequem. Der kommende Interstate-Abschnitt ist reizvoll. Er gibt immer wieder die Sicht auf Lake Hartwell frei, der in der strahlenden Morgensonne funkelt. Dort tummeln sich die Boote und manch hübsche Häuser mit eigenem Anlegesteg sind zu sehen. Linker Hand schließt sich der Lake Hartwell State Park an.
Noch einmal müssen wir halten. Zeit zum Tanken. Benzin ist in South Carolina etwas günstiger als in Georgia. (Normal-)Benzinpreise schwanken seit geraumer Zeit so um die $3.15 bis $3.40 die Gallone – für den Europäer verhältnismäßig günstig, der Amerikaner mit seiner Vorliebe für Riesenautos knirscht jedoch mit den Zähnen, wenn mal eben locker $100 in den Riesentanks verschwinden. Und auch ich – oh shit, Frau Schmitt – latze $72!!
Hinten im Cargo-Bereich bleibt alles ruhig und ohne weitere Unterbrechungen setzen wir unsere Fahrt als geradeaus auf dem I-85 Richtung Greenville fort.
I-85 North Greenville
… als geradeaus …
In der Greenville-Spartanburg-Region hat sich vor allem die Automobilindustrie angesiedelt, z.B. hat BMW hier sein einziges Werk in Nordamerika. Aber auch andere internationale Unternehmen, darunter viele deutsche Firmen, haben hier ihren Sitz. Das verhilft der Region zu einem entsprechend schnellen Wachstum, expandierendem Gewerbe und reger Geschäftigkeit. Es geht zu wie im Bienenstock. Nach Atlanta kann uns der Verkehr nicht aus der Ruhe bringen, und wir nehmen den Greenville-Exit Woodruff. Wir halten bei Trader Joe’s.
Trader Joe’s in Greenville, North Carolina
Der kultige Supermarkt, wo Lebensmittel-Shopping zum Event wird, gilt als Discounter. Kein Wunder, denn hier hat unser Landsmann Herr Albrecht, der aus dem Norden, seine Finger mit im Spiel. Bei Südsee-Atmosphäre und cooler 80-er Musik haben sowohl die Kunden beim Einkaufen als auch die hilfsbereite Crew in ihren bunten Hawaii-Hemden jede Menge Spaß. Man singt fröhlich mit Kool & Gang „Celebration“, swingt im Takt durch die Gänge und füllt seinen Wagen mit Öko-, Health-, Gourmet-, Import- und Discount-Produkten der Eigenmarke. Dabei ist die Auswahl an originellem Bier, Qualitätswein und Sekt guter Güte nicht zu verachten. Und das alles zu wirklich fairen Preisen!
Hier kann es einem passieren, dass die große Schiffsglocke im Kassenbereich läutet, weil ein Kunde heute seinen Geburtstag feiert. Zeit für ein Happy Birthday-Ständchen von allen Anwesenden muss sein, bevor der normale Geschäftsbetrieb weitergeht. Da die ausgefallenen Eigenkreationen nirgendwo sonst zu kriegen sind, nutzen wir die Chance, um uns mit ein paar unserer Favoriten einzudecken.
Auch Shellie und Nils kommen dabei nicht zu kurz: Die mit getrockneten Chicken-Strips umwickelten Doggie Bones sind der Hit und so einen dürfen sie sich gönnen, bevor es in die letzte Etappe geht. Vorbei geht es am Greenville-Spartanburg International Airport (international? Hier starten und landen nur nationale Flüge!) und den direkt am Interstate gelegenen BMW-Gebäuden, inkl. Besucherzentrum.
BMW Facilities
Kurz vor Gaffney, dem letzten Ort vor unserer Ausfahrt, lädt uns ein Schild ein, die Cowpens Battlefields zu besuchen. Dort siegte 1781 Brigadegeneral Daniel Morgan mit seiner Kontinentalarmee im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg über das gut ausgebildete Heer der britischen Kolonialmacht. Diese Schlacht gilt als taktisches Meisterstück und markiert gemeinsam mit der Schlacht am Kings Mountain (National Military Park ebenfalls zu besichtigen, ein Stückchen nördlicher am I-85 in North Carolina, Exit 2) den Wendepunkt der Amerikanischen Revolution.
Cowpens National Battlefield, South Carolina, Eingang
Cowpens National Battlefield ist ganzjährig geöffnet. Eintritt wird nicht verlangt. Das Visitor Center hält reichlich Information bereit, stellt authentische Kriegswaffen aus und zeigt die Schlacht in einer spielfilmähnlichen Dokumentation. Das Schlachtfeld kann man über einen 1,25 Meilen langen Weg begehen, auf dem Infotafeln weitere Kriegsdetails preisgeben. Eigentlich kommt man sich vor wie in einem Park. Nach langer Autofahrt wäre so ein Spaziergang gar keine schlechte Idee, schließlich darf man Hunde zumindest auf das Feld mitnehmen. Aber so kurz vorm Ziel wollen wir uns nicht mehr lang aufhalten lassen, deshalb verzichten wir heute abermals auf amerikanische Geschichte.
Informationstafel auf dem ehemaligen Schlachtfeld
Auch die Outlet-Mall in Gaffney kann uns nicht hinterm Steuer hervorlocken, denn der Wasser-Silo in Form eines riesigen Pfirsichs zeigt uns in seiner unnachahmlichen und immerwährenden Art an, dass wir es bald geschafft haben.
Silo als TV-Star: Dieser Pfirsich wird in der amerikanischen Politthriller-Serie House of Cards mit Kevin Spacey in der Hauptrolle zum Diskussionsgegenstand, als dieser den Bürgermeister Gaffneys (gespielt von …?) nach seiner wahren Meinung über die Optik dieses Silos fragt…
: … letzte Etappe auf dem Highway 5, ebenso gerade und breit wie der Interstate, jedoch mit auf 55 mph gedrosselter Cruise Control …gähn! Weckt mich, wenn wir da sind!
Kurz darauf ist Exit 102 erreicht und wir fahren ab. An der BP am Ende der Rampe machen wir einen letzten, kurzen Stopp. Pippi-Pause für alle! Unsere Critters haben langsam die Schnauze voll und als sie abermals zurück ins Auto müssen, bedarf es einer Extraportion Geduld auf beiden Seiten: Meine Süßen, in weniger als einer halben Stunde, dürft ihr rennen, spielen, Hühner jagen, Katzen ärgern, Ziegen und Schweinchen beschnüffeln, Papageien bestaunen und vor allem: endlich was fressen!
…nach 6,5 Stunden Fahrt Begrüßung durch die (vierbeinigen!) Esel …
Hundecamp im Pet Room
Rennen bis zum Umfallen mit den Corgi-Cousins …
So, Ihr Lieben, das war unsere erste Reise mit Shelly und Niels. Ich hoffe, es hat Euch ein wenig Spaß gemacht, etwas über Georgia, South Carolina und unsere erste Hundereise zu erfahren. Irgendwann kommt bestimmt nochmals eine Geschichte. Viele Grüße aus den USA!!
Fotos und Text: Andrea Hill
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