Roadtrip durch Israel: Von Hummus und drei Meeren. Ein Guide.

Von Planetbackpack @planet_backpack
Israel also.

Schon länger wollte ich dieses Land mal erkunden.

Zwei gute Freunde hatten beschlossen einen Roadtrip dort zu machen. Ich bin direkt mit ins Boot gesprungen und hab ganz kurzfristig meinen Flug gebucht. Von Helsinki über Kiev nach Tel Aviv mit Ukrainian International Airlines. Was sonst halt.

Warum Israel?

Nicht von der Hand zu weisen: Israel hat ja so einiges zu bieten.

  • Krasse historische Geschichte.
  • Faszinierende Kultur.
  • Sensationelle Landschaften.
  • Drei Meere (Mittel, Rot & Tot)

Da muss Frau und Herr Backpacker einmal im Leben schon hin.

Unsere Roadtrip-Route durch Israel

Wir hatten 10 Tage Zeit für unseren Roadtrip – eh schon wenig.

Auch wenn Israel nicht groß ist, wussten wir, dass es sinnlos wäre zu versuchen den Norden UND den Süden zu sehen.

Somit haben wir uns ab Ankunft in Tel Aviv für eine Ecke entschieden – den Süden plus Totes Meer und Jerusalem.

Warum?

  • Wir wollten unbedingt in die Wüste.
  • Wir wollten unbedingt das Rote Meer auschecken.

Das wars dann auch schon wieder mit unserer Planung. Bei so wenig Zeit würde ich es jetzt vielleicht ein wenig ausgeklügelter machen.

So sah schließlich unsere Route aus – von der wir vorher nicht viel wussten:

Hier kannst du sie nachfahren.

Tel Aviv

Ich hatte ja schon einiges über diese Stadt am Mittelmeer gehört und immer wieder andere Israelis von dort auf Reisen getroffen – aber dass die Stadt einen solche coolen, cosmopolitan Vibe hat?

Hat sie. Und einen sensationellen Beach direkt vor der Haustür.

Wie haben im Beachfront Hotel direkt am Strand eingecheckt. Bis auf den Ausblick beim Aufstehen und die coole Dachterrasse mit Meerblick, würde ich aber nicht nochmal dort nächtigen.

(Der Staff war zum Teil recht unfreundlich, das Wifi hat so gut wie nicht funktioniert, unser 3-er Zimmer war megaklein, und irgendwie war alles etwas lieblos im Hostel. Aber wie gesagt, die Location macht das leider trotzdem wett.)

Hostel-Alternativen: Hayarkon 48 und Florentine Backpackers.

Saudoof war, dass unsere zwei Tage direkt auf den Sabbat fielen und somit nicht sehr viel los war in der Stadt an sich.

Trotzdem war es cool die Strandpromenade entlangzuflanieren, die Altstadt Jaffa zu erkunden und kleine Seitenstraßen mit netten Cafés zu entdecken.

Heißer Tipp: Das Hummus bei Abu Hassan in Jaffa. Alter Schwede ist das geil. Suchtgefahr.

Kibbuz Neot Semadar

Nach zwei Tagen in Tel Aviv wollten wir so schnell wie möglich raus aus der Stadt und rein in die Wüste.

Diese Weite. Diese surreale Landschaft. Diese Ruhe. Diese Sonnenuntergänge!

Meine Freundin Lena hatte einen Kibbuz namens Neot Semadar ausfindig gemacht, etwa 300km südlich von Tel Aviv.

Wir waren die einzigen Gäste, aber wir haben unsere einsame Abgeschiedenheit vollstes genossen – besonders bei 450 Shekel pro Nacht (ca. 100 Euro)!

Nur etwas störend war der Stacheldrahtzaun, der den Kibbuz umgeben hat, und der gelegentliche Schießlärm der Trainingssoldaten in der Umgebung.

Unweit des Kibbuz befindet sich das dazugehörige Neot Smadar Café, in dem du richtig super vegan essen kannst. Zudem werden im Shop lokale, nachhaltige Produkte wie Olivenöl, Weine, Tees und Naturkosmetika, die alle vom Kibbuz hergestellt werden, verkauft.

Eilat (Rotes Meer)

Eilat ist die einzige israelische Stadt am Roten Meer – viel Platz gibt es da auch nicht!

Wir so: “Geil, Rotes Meer! Da müssen wir hin!”

Aber was Israel mit seinen paar Kilometern Küste da unten angestellt hat, fällt schon fast unter “kriminell”.

Fette Hotelbetonbauten und Industrie ziehen sich entlang des israelischen Streifens zwischen Jordanien und Ägypten. Alter. Leicht schockierend, aber nun gut, kann passieren. Ich hab es dann auch unterlassen von der nicht so schönen Seite Fotos zu machen.

Ein kleines Fleckchen steinigen Strand konnten wir am Coral Beach entdecken.

Schön war’s dann schon ein wenig: Jordanien direkt gegenüber, ein kurzer Spaziergang in Richtung Ägypten, ein paar Kilometer die Straße weiter. Das Wasser blau und die Fische am Start. Ein kleines Schläfchen in der 28 Grad heißen Sonne (im Januar).

Meer ist und bleibt einfach Meer.

Ein Tamar

Auf diesen ganz kleinen Ort in der Wüste leicht südlich vom Toten Meer kamen wir, da alles reeelativ günstige rund um das Tote Meer schon ausgebucht war als wir zwei Tage davor unsere Suche starteten.

Merke: Unterkunft am Toten Meer vorplanen.

Unser Ferienhaus “Mountain Shadow” war aber dafür eine sensationelle Alternative. Geräumig und eine tolle Aussicht über die Wüste. Für 100 Euro für drei Personen pro Nacht also echt in Ordnung!

Von unseren Hosts haben wir nicht nur etwa 3 Kilo frische Paprika von ihrem Feld und selbst gemachte Kekse bekommen, sondern auch noch eine gratis Tour der Umgebung.

Mensch, haben wir uns unglaublich wohlgefühlt hier.

Masada

Da kommt man nicht drum herum!

Ich bin zwar kein Ruinen-Fan, aber diese ehemalige jüdische Festung auf einem Berg gelegen lohnt sich allein schon wegen dem Ausblick über die Wüste und das Tote Meer (leider an unserem Tag recht diesig).

Aus Zeitgründen haben wir die Gondel hoch und runter genommen – vorgezogen hätte ich aber bei mehr Zeit sicher den Wanderweg, Snake Path.

Das Tote Meer (Ein Gedi)

Auf dem Weg von Masada nach Jerusalem liegt der Ort Ein Gedi am Toten Meer.

Hier wollten wir ursprünglich auch im empfohlenen Beit Sarah Guest House & Youth Hostel übernachten (ausgebucht).

Einen kurzen Stop mussten wir natürlich trotzdem wegen dem dortigen Zugang zum Toten Meer einlegen.

Et Voila!

Jerusalem

Puh, welch Stadt.

Alles und nichts wie ich sie mir immer vorgestellt hatte.

Ich persönlich war etwas überfordert mit den sehr präsenten Religionen und der Geschichte dieses Ortes.. Aber ohne Frage ist Jerusalem eine faszinierende und beeindruckende Stadt.

Wenn ich versucht habe, wie zum Beispiel an der Klagemauer, Religion als etwas zu sehen, das einfach ist ohne es zu bewerten, konnte ich mir das Spektakel am Freitag Abend zu Sonnenuntergang auch mit einer etwas distanzierteren Perspektive ansehen.

Dann strömen nämlich tausende Juden die Treppen und kleine Gassen der Altstadt hinunter zum Beten an die Klagemauer.

Etwas verstörend war aber eine große Truppe junger Soldaten in Uniform und mit Maschinengewehren, die sich auch unter die Menge mischten. Das hat für mich nicht so richtig zusammengepasst.

Aber besonders in Jerusalem wird man mit der Situation in Israel konfrontiert. Es wäre sinnlos die Augen davor zu schließen. Wie kann ich auch die vielen junge Typen in zivil ignorieren, die händchenhaltend mit ihrer Freundin und ihrem fetten Gewehr auf der Straße spazieren gehen. So als wären bei nur zwei Accessoires.

Je mehr ich über Jerusalem verstehe, was besonders auf der Free Tour durch die Altstadt passiert, desto mehr verstehe ich Israel.

Und die Altstadt mit ihren vier Vierteln – das armenische, das jüdische, das christliche und das muslime – und den Ausblicken über die Stadt und seine Hügel – allein das ist schon so einige Spaziergänge wert. Nicht zu vergessen natürlich den Souk Markt mitten in der Altstadt!

  • Sehr gut vegetarisch/vegan gegessen haben wir im Village Green.
  • Gutes local Bier haben wir in der Uganda Bar getrunken (+ coole Musik).
  • Und gechillt haben wir im Sacher Park.
  • Ein cooles Hostel soll das Abraham Hostel sein (wir hatten ein AirBnb-Apartment mitten in New Jerusalem für 100 Euro pro Nacht)

Du willst auch Israel bereisen?

Hier ein paar allgemeine Tipps:

1. Israel ist nicht billig!

Ich war schon recht überrascht wie teuer doch das Land ist!

Preise bewegen sich im europäischen Rahmen. Aber Hostels gibt es zu genüge in größeren und touristischeren Orten und selber kochen bietet sich an um Geld zu sparen.

Als Tagesbudget würde ich wahrscheinlich um die 40-50 Euro einplanen (bei Shopping im Supermarkt und selbst kochen).

Bei uns wars etwas teurer, aber wir waren auch nicht mega-budget unterwegs:

  • Im Schnitt haben wir etwa 30 Euro pro Nase pro Nacht für die Unterkunft ausgegeben (immer Privatzimmer)
  • Plus etwa 300 Euro für insgesamt 10 Tage Mietwagen (plus Benzin zu deutschen Preisen)
  • Bier 0,5L vom Supermarkt: Ca. 2,50 Euro. Bier in einer Bar: 6 Euro für 0,5L.
  • Vegetarisches Essen im Restaurant: Gut und gern um die 10 Euro

2. Achtung: Shabbat!

Wenn du nicht viel Zeit in Israel hast, versuche deinen Trip nicht um Sabbath herum zu legen. Da geht etwa 1 1/2 Tage gar nichts – alles Shops und Restaurants dicht, Straßen leergefegt, keine öffentlichen Verkehrsmittel am Start (von Freitag Sonnenuntergang bis spät abends am Samstag).

3. Setz dich mit der Situation vor Ort und der Geschichte auseinander

So kannst du viel reflektierter durch Israel reisen und mehr von dem verstehen was du siehst und erlebst.

4. Hummus, Baby!

Wir waren süchtig von Tag 1.

Frisch und selbstgemacht vom Laden natürlich der Hammer, aber es gibt auch eine sensationelle günstige Auswahl im Supermarkt.

Im Schnitt um die 2-3 Euro (10-15 Shekel) pro mittelgroße Packung. Und dazu noch geiles Pitabrot und los gehts.

5. Militär und Maschinengewehre

Haben wir am meisten in Jerusalem gesehen. In z.B. Tel Aviv so gut wie gar nicht.

Für uns als Deutsche ein eher unangenehmes Bild so viel Militär zu sehen, aber das Level an Paranoia in dem Land ist groß. Zudem muss jeder Israeli (Männer und Frauen) zur Armee für zwei bis drei Jahre – also völlig normal da unten.

6. Roadtrip Alternativen

Als Alternative habe ich auch vernommen dass der Hop-on-Hop-off-Bus von Abraham Tours gut sein soll.

Oder ansonsten eben die öffentlichen Verkehrsmittel, mit denen man auch sehr gut rumkommt. Die Distanzen sind nicht sehr groß in Israel, da es ein recht kleines Land ist.

Vielleicht auch überlegen Jordanien direkt mitzunehmen, ist ja gleich nebenan.

7. Einreise/Ausreise

Ein ziemlicher Heckmeck am Flughafen. Ich dachte schon, die wollen uns gar nicht mehr raus lassen.

Für die Ausreise, ellenlange Befragungen und tausend Sicherheitschecks am Flughafen solltest du auf jeden Fall 2-3 Stunden extra einplanen.

8. Visum & Stempel

Visum brauchen wir nicht mit deutschem Pass.

Es gibt auch keinen Stempel mehr, was für zukünftige Reisen nach deinem Israel-Trip ein großes Plus ist, viele Länder sehen es nicht gerne wenn du schon mal dort warst.

9. Wie lange solltest du einplanen?

Für den Norden und Süden würde ich mindestens zwei Wochen einplanen. Länger natürlich immer besser.

Hätten wir noch ein paar Tage länger gehabt, hätten wir den Norden noch machen können. Beim nächsten Mal dann.

Ist Israel sicher zu bereisen?

Meiner Erfahrung nach: Ja, auf jeden Fall. Ich habe mich nie unsicher gefühlt.

Klar ist es etwas komisch, wenn man weiß was in dem Land schon abging (zuletzt 2012), aber das hat mich nicht davon abgehalten.

Als Tourist kann man auch nach Palästina fahren, wenn man denn so will. Wir sind nur durchgefahren – vom Toten Meer nach Jerusalem muss man das sowieso – und hatten uns auch überlegt nach Ramallah zu fahren, es aber dann doch nicht geschafft.

Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit (aber kamen mir auch hier und da etwas unnahbar vor) und oft haben sich die Leute gefreut wenn wir sagten, dass wir aus Deutschland sind. Total easy die Israelis.

Soll ich überhaupt nach Israel fahren?

Tja. Ich kann die Frage gut verstehen.

Der ein oder andere zweifelt sicherlich an ob es Sinn macht die Politik mit seinem Besuch dort zu unterstützen.. Das selbe kann man aber von vielen anderen Ländern behaupten (Indien, Südafrika, Oman etc fallen mir spontan ein).

Am Ende des Tages finde ich wichtig sich mit den Hintergründen des Landes auseinanderzusetzen. Und ja, unter Umständen kann es für dich auch Sinn machen dir die anderen Seiten des Landes anzusehen – Westbank, Palästina.. – um ein vollständigeres Bild der Situation zu bekommen.

Siehe dazu auch ein paar Kommentare (inkl. Meinen und der des Autors) auf diesem Beitrag.

Mein Israel-Resüme

Was soll ich nur sagen.

Der Trip war einer der interessantesten meiner Reisekarriere.

Das Land, seine Menschen, Geschichte und aktuelle Situation auf einmal mit eigenen Augen zu sehen war oft konfrontierend, aber auch sehr beeindruckend.

Als ich am Jaffa-Tor in Jerusalem saß und die Sonne für ein paar Minuten genoss, hat gerade ein Filmemacher einen älteren Einheimischen interviewt zum Thema Frieden. Letzere antwortete: “Of course we want peace. We all do.”

Ich wünsche es ihnen.

Warst du schon einmal in Israel? Würdest du gern hier? Du hast Fragen, Tipp und Anregungen? Rein damit in die Kommentare!