“ROAD TO GUANTANAMO” ist ein Doku-Drama über drei britische Häftlinge in Guantánamo Bay

“ROAD TO GUANTANAMO”  ist ein Doku-Drama über drei britische Häftlinge in Guantánamo BayThe Road to Guantánamo ist ein Doku-Drama über drei britische Häftlinge in Guantánamo Bay (Kuba) aus dem Jahr 2006. Regie führte Michael Winterbottom zusammen mit Mat Whitecross. Der Film wurde am 14. Februar 2006 bei der Berlinale erstaufgeführt und erhielt dort den Silbernen Bären für die Beste Regie. Seine TV-Premiere feierte der Film beim britischen Sender Channel 4 am 9. März 2006. Bereits am folgenden Tag erschien er gleichzeitig im Kino, auf DVD und im Internet. Der Film wurde in Afghanistan, Pakistan und als Ersatz für Kuba im Iran gedreht.

Der Film erzählt die Geschichte von Ruhal Ahmed, Asif Iqbal und Shafiq Rasul (den so genannten „Tipton Drei“), drei jungen Briten aus Tipton, die 2001 von Milizen der Nordallianz in Afghanistan festgenommen wurden und fast drei Jahre in Guantánamo Bay inhaftiert waren, ohne Anklage oder juristische Vertretung. Zu Interviews mit den Dreien und Archivaufnahmen wird eine dramatisierte Geschichte von ihren Erfahrungen während ihrer Festnahme durch die Nordallianz, ihrer Auslieferung an die US-Streitkräfte und ihrer Haft in Kuba erzählt. Der Film zeigt die Anwendung von Prügel während des Verhörs, Foltermethoden wie Sensorische Deprivation und Reizüberflutung oder über lange Zeit erzwungene schmerzhafte Körperhaltungen und den Versuch der US-Streitkräfte, ihnen falsche Geständnisse über die Mitgliedschaft bei al-Qaida und den Taliban zu entlocken.

2004 wurden die „Tipton Drei“ ohne Anklage zu erheben freigelassen. Der vierte Jugendliche Mounir, der während der Flucht aus Kundus vor dem amerikanischen Bombardement verschwand, wurde nie wieder aufgefunden.

Der Film wurde in der internationalen Kritik generell gut aufgenommen. Allerdings wird allgemein kritisiert, der Film bleibe dem Zuschauer die Erklärung schuldig, warum die drei Hauptfiguren trotz des schwer verletzten Freundes nach Afghanistan reisen, wo augenscheinlich jeden Moment der Krieg ausbrechen kann. In diesem Zusammenhang spricht etwa die britische Zeitung The Times von einem „unbeschreiblichen Mangel an Weitblick“ („insane lack of cool perspective“).Dennoch greift Winterbottom weitverbreitete Anschuldigungen von Organisationen wie Amnesty International auf, denen zufolge in Guantánamo Verstöße gegen die Menschenrechte geschehen sind. So nannte Amnesty International das Gefängnis „das Gulag unseres Zeitalters“.Angela Merkel betont: „Eine Institution wie Guantánamo kann und darf auf Dauer so nicht existieren“

Vier der Schauspieler wurden ungefähr eine Stunde lang von der Polizei am Flughafen London-Luton festgehalten, nachdem sie von der Premiere des Films in Berlin zurückgekehrt waren. Rizwan Ahmed erklärte, er hätte während der Befragung angeben müssen, ob er Schauspieler geworden wäre, um den Islam zu fördern und was er vomIrakkrieg denke. Weiterhin gab er an, dass ihn die Polizisten beschimpft und ihm ein Telefon verweigert hätten.

Eine Sprecherin der Polizei von Bedfordshire sagte, keiner der Männer sei verhaftet worden und der Terrorism Act 2000 erlaube der Polizei, „Menschen anzuhalten und zu überprüfen, wenn etwas passiert, das verdächtig sein könnte“

Der Weg nach Guantanamo

auch zu sehen bei Weltkrieg.cc kann sein das YouTube das Video löscht

KRITIKEN • ROAD TO GUANTANAMO

21. September 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Frankfurter Rundschau

Michael Kohler ging mit zwiespältigen Gefühlen aus dem Kino. “Winterbottom und Whitecross machen Propaganda für die Wahrheit und lassen uns dabei mit Erschütterung über das Gesehene, aber auch mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Für sie kommt die Straße nach Guantanamo einem Kreuzweg gleich, auf dem der Krieg gegen den Terror seine moralische Glaubwürdigkeit verloren hat. Den Fragen über die Glaubwürdigkeit ihres eigenen Materials stellen sich die Filmemacher dabei nicht.”

21. September 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Junge Welt

“Winterbottom hat die gängigen Medienberichte aus und über Guantánamo bebildert, teilweise Original-Filmsequenzen von CNN und anderen einmontiert. Hätte man davon noch nie gehört, wäre es schockierend, statt dessen wirkt es so, wie man es sich schon vorgestellt hat. In Guantánamo passiert nichts – außer permanenter Barbarei.”

21. September 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • epd-Film 09/2006

Rainer Gansera lobt: “Ein packender Film. Ein Albtraum, dessen Bilder sich einbrennen, auch wenn man vor ihnen die Augen verschließen will. Ein politischer Horrorfilm, der in mancherlei Hinsicht – was seine politische Argumentation und ästhetische Vorgehensweise angeht – fragwürdig bleibt und doch als Vision besticht. … Winterbottom argumentiert gegen das Guantánamo-Lager mit der Geste einer verständlichen und zweifellos berechtigten moralisch-politischen Empörung. Aus dem Geist rechtsstaatlicher und menschenrechtlicher Prinzipien, die von den USA verraten und mit Füßen getreten werden.”

20. September 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Berliner Zeitung

Unredliche Mittel für eine gute Sache benutzt zu haben, bescheinigt Harald Jähner den Filmemachern. “Der Film geht unter die Haut. Dafür sorgt schon die Kamera: Sie wackelt, die Zooms sind bewusst unprofessionell, das Videomaterial ist kunstvoll auf billig getrimmt. So wirkt die Passion der Drei wie von Augenzeugen gefilmt, beglaubigt durch technisch simulierte Nähe und fingierte Makel. … Folgt man den Aussagen seriöser Quellen, gibt es wenig Grund, an der Realistik des Films zu zweifeln. Die halbdokumentarischen Mittel Winterbottoms, im Dienste der Empörung schwankend zwischen Fiktion und Dokumentarismus, hinterlassen trotzdem einen zwiespältigen Effekt. Je packender der Film ist, umso mehr fühlt man sich gleichzeitig übertölpelt.”

20. September 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Die Tageszeitung

Laut Bert Rebhandl geht es den Regisseuren nicht darum, die Geschichte nochmals zu prüfen. “Sie nehmen für bare Münze, was sie zu hören bekommen, und finden dann die fahlen und unruhigen Bilder dazu, wie man sie aus einigen von Winterbottoms Arbeiten schon kennt – etwa aus IN THIS WORLD (2002). Der Eindruck von Reportagematerial, das unter schwierigen Umständen vor Ort gedreht wurde, entsteht, geht aber auf die Konventionen einer Fake-Authentizität zurück, die das Kino in den letzten Jahren ausgebildet hat. … Die mühsame Arbeit der Wahrheitssuche unterlassen Winterbottom und Whitecross, sie nehmen sie jedenfalls nicht in den Film auf, weil er dadurch von seiner Mission ablenken würde, die allzu simpel auf dem Freund-Feind-Schema beruht.”

20. September 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Der Spiegel

Der Regisseur sperrt seine Geschichte in Vorurteile ein, meint Cristina Moles Kaupp. “Mag die Kritik an Bush noch so berechtigt sein, was Winterbottom hier mit seinen unschuldig ins Mahlwerk der Weltpolitik geratenen Jungs zeigt, ist billiger Populismus. Ohne Gegenrecherche verlässt er sich auf die Berichte der “Tipton Three” und führt sie gutgläubig am Ende als geläuterte, bessere Menschen vor. Wie das geschehen konnte? Davon weiß ROAD TO GUANTANAMO nichts zu erzählen.”

28. April 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Neue Züricher Zeitung

Vorwiegend Agitprop will Thomas Binotto gesehen haben. “Auch wenn die Betroffenen in nachgestellten Szenen sich selbst spielen, dürfte für diesen Film das Etikett ‘Dokumentarfilm’ gar nicht verwendet werden, und auch das prätentiöse ‘Doku- Drama’ wäre ein Schwindel – wir haben es schlicht mit einem Spielfilm zu tun. Wobei sich die Frage stellt, welche Zuschauer Winterbottom und Whitecross eigentlich erreichen wollen. Wenn es sich um erfolgreichen Agitprop handelte, müsste THE ROAD TO GUANTANAMO vor allem in den USA einschlagen wie eine Bombe und die Leute dort wachrütteln. Mit Sicherheit werden aber genau jene erschüttert aus dem Kino gehen, die schon vorher davon überzeugt waren, dass Guantánamo ein Schandfleck ist.”

16. Februar 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Frankfurter Rundschau

Für Daniel Kothenschulte vermittelt das Werk Politik mit den Mitteln filmisch erzeugter Emotion. “Dass die Regisseure dabei nie dem Exploitation-, dem Sensationskino verfallen, ist ein Phänomen: Obwohl alle Leidenszenen dramaturgisch eingebunden sind, wirken sie nicht äußerlich emotionalisiert. Sie genügen allen Anforderungen an eine seriöse Demonstration, die den Zuschauer in die Lage versetzen soll, sich selbst ein Bild davon zu machen, ob hier gefoltert oder aber lediglich “sicher gestellt” wird. Oder wie man wohl selbst die sinnlosen Fragen beantwortet hätte, die einen Unschuldigen zur Verzweiflung bringen müssen. … Indem dieser Film den Zuschauer zum virtuellen Teilnehmer dieser Versuchsanordnung macht, erreicht er eine Unmittelbarkeit, die gleichzeitig objektivierbar ist.”

16. Februar 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Neues Deutschland

Nichts ist ausgedacht, nichts übertrieben, behauptet Michael Hanisch. “Über 600 Seiten Interviewabschriften bildeten die Grundlage für diesen aufrührenden Film, der erst wenige Tage vor der Berlinale fertig wurde. In England wird er im März von Channel 4 im Fernsehen ausgestrahlt. Wird man ihn auch in den USA sehen können? Wann in Deutschland? Eine Auszeichnung auf der Berlinale könnte helfen. Denn es ist nicht nur ein knallharter Stoff. Es ist auch ein richtig guter Film. Einer, der den Blick nach Guantánamo lenkt, wo noch immer 500 Menschen illegal festgehalten werden.”

16. Februar 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Junge Welt

Das anzuschauen, ist nicht sehr erhellend für Christof Meueler. “Winterbottom hat die gängigen Medienberichte aus und über Guantánamo bebildert, teilweise Original-Filmsequenzen von CNN und anderen einmontiert. Hätte man davon noch nie gehört, wäre es schockierend, statt dessen wirkt es so, wie man es sich schon vorgestellt hat. Trotzdem ist es bemerkenswert, Brutalität als etwas Banales und Monotones vorgeführt zu bekommen. In Guantánamo passiert nichts – außer permanenter Barbarei.”

15. Februar 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Berliner Zeitung

Jens Balzer findet THE ROAD TO GUANTANAMO erregend und tief verstörend. “Man mag an Winterbottoms Film manches monieren; mit seiner dramatischen Musik und der gelegentlichen Unschärfe zwischen nachgestellten und dokumentarischen Szenen neigt er manchmal zur Überinstrumentierung; und natürlich ist die Geschichte, die er rekonstruiert, nicht in jedem Detail zu überprüfen. Dieser Geschichte ordnet Winterbottom die psychologische Erkundung seiner Gesprächspartner unter; aber es ist nicht an uns, über die Motive und die mangelnde Klugheit junger Menschen zu richten, die im September 2001 trotz aller etwaigen Bedenken nach Afghanistan reisen. Es ändert nichts daran, was Winterbottom in niederwerfender Dringlichkeit zeigt: Guantanamo Bay ist die Schande der westlichen Welt.”

15. Februar 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Die Tageszeitung

Vorhersehbar ist der Film für Barbara Schweizerhof. Nicht gerechnet hat die Kritikerin allerdings mit der Wirkung: Voller Empörung über das geschilderte Unrecht verläßt sie das Kino. “Mit der Verbindung von Statements und Reenactment überzeugt einen der Film davon, dass alles auf Fakten beruht. Die vollendete Nachahmung des Nachrichtenstils unterbindet jede Subjektivität. Nie sagen die Jungs, was sie empfunden haben. Sie reden zu hören, wäre aber wohl interessanter gewesen, als schmissig nachgestellte Szenen von Krieg, Gefangenschaft und Folter.”

15. Februar 2006 | ROAD TO GUANTANAMO • Kritik • Der Spiegel

Laut Wolfgang Höbel ist der Film “natürlich schon deshalb ein heißer Anwärter auf den Goldenen Bären, weil der Film einen politische Anklage ist. Gegen die Missachtung der Menschenrechte, die zynische Willkür und letzten Endes auch die monströse Hilflosigkeit der Bush-Regierung und ihrer Unterstützer. Darüber hinaus ist Winterbottoms Film aber auch ein erschütterndes, manchmal fast unerträgliches Kinowerk, das ohne jedes überflüssige Beiwerk eine grausame Geschichte erzählt. Die Darsteller müssen sich hier endlich mal nicht anstrengen, um jeden Preis alle Emotion und allen Schmerz aus ihren Gesichtern zu verbannen – und sie sind trotzdem oder gerade deswegen großartig.”

Quellen: Wikipedia - film-zeit.de


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