Es gibt diese Momente, in denen die Maske fällt und aus der Rüstung der Selbstdisziplin aus selbsterhaltungsdrang der wirkliche Mensch steigt. Kurt Beck, seinerzeit Chef der deutschen Sozialdemokratie, hatte einen solchen Augenblick der Wahrhaftigkeit, als er einem wucherbärtigen Vollzeitpunk, der vor seiner Rednertribüne gegen die Kürzung der Sozialausgaben protestierte, mitteilte, der junge Herr solle sich doch erstmal waschen und rasieren. Dann klappe es auch mit einem Job.
Den Spuren von Beck, heute längst vergessener Arbeiterführer, ehemals aber die Hoffnung der SPD auf bessere Zeiten, folgt nun Dietmar Bartsch, derzeit die Hoffnung der Linkspartei auf bessere Zeiten. Bei einer Diskussionsveranstaltung in Berlin-Mitte offenbarte der Steiter für eine gerechtere Welt, dass er so weltfremd gar nicht ist, wie man das eigentlich sein muss, wenn man sich um ein PDS-Parteibuch bewirbt. Auf die Frage, wie er sich all die seit Monaten beherzt tobenden Fraktionskämpfe in der Linkspartei erkläre, soll Bartsch nach Angaben des Blogs Rationalgaleriegestanden haben, dass er durchaus wisse, woran das liege. Und er sagte es sogar: In Zeiten schlechter Wahlergebnisse würden die Mandate knapper. Und daher stritten sich die Abgeordneten der Linkspartei um die Posten eben wie "die Hartz-Vierer um den Alkohol".
Parteichef wird Dietmar Bartsch nun zwar nicht mehr. Aber ein Beispiel für wirklich ehrliche Politik ohne Drumherumrederei, das hat er immerhin gegeben.
Bartsch dementiert inzwischen, das offene Wort gepflegt zu haben.
Gerechtigkeit muss sein: Spielkonsolen ins Bildungspaket!