Ich werde entführt, ganz bald, mit Vorankündigung allerdings. Und ich weiß auch schon, wohin es gehen wird. Also ist es streng genommen wahrscheinlich keine Entführung aber die Überraschung war riesig. Großes Kino, was mich regelrecht aus den Schuhen gehauen hat.
Nichts ahnend stieg ich am Wochenende nach meiner Arbeit zu meinem Mann ins Auto und fand zwei zusammengefaltete Zettel auf dem Beifahrersitz. Mit einem “da kannst du einen Blick drauf werfen” faltete ich alles auseinander und fand einen Ausschnitt eines Stadtplans mit einem kleinen Fähnchen. Auch nachdem ich San Marco gelesen hatte, machte es noch nicht “klick”. Meine kognitiven Reserven waren aufgebraucht und erst der Blick auf Zettel Nummer zwei ließ bei mir den Groschen fallen.
Augenblicklich öffneten sich sämtliche Schleusen, dass ich damit wahrscheinlich zu Aqua Alta in Venedig hätte beitragen können. So bin ich sonst nicht, mein Nervenkostüm war nur etwas angeschlagen und so konnte ich nicht anders. Es geschah mit mir.
Ja, es geht nach Venedig, für 3 Tage über meinen Geburtstag.
Erst kürzlich saß ich wieder (ganz die Krimi-Mimi, die ja bekanntlich nicht ohne selbigen ins Bett geht) vor dem Fernseher und schwelgte mit Commissario Brunetti durch die Lagunenstadt. Vorbei an der Questura, über San Marco in eine der kleinen Calle mäandern und in einer winzigen Trattoria zusammen mit Vianello einen kleinen Weißen trinken, am Panino knabbern und hinterher einen kräftigen Espresso doppio nehmen. Oh,ja!
Dem scheint, zumindest was die kulinarischen Wünsche anbetrifft, nichts mehr im Weg zu stehen. Ich freu mich unbändig und auch das vorherige Wissen tut dem keinen Abbruch. Wir sind alle groß und ein bisschen Planung muss sein.
Und, Goodness, der Liebste hat auch einen Besuch bei Giovanni Ciresa geplant, da tropft mir schon jetzt der Zahn. So sehr, dass ich mich gleich an einen Risotto machen muss.
Um mal damit aufzuräumen – man kann sowohl der als auch das Risotto sagen. Ich habe mich an der Risotto gewöhnt und es gibt Risotto mit einem Rucola-Pistou. Das Pistou ist die französische Variante des Pesto, wird jedoch nicht mit Pinienkernen und Käse zubereitet. Das klassische Pistou ist mit Basilikum, ich habe es hier durch Rucola ersetzt und Zitronenabrieb hinzugefügt.
Dem Risotto wird häufig nachgesagt, dass er so zickig sei beim Zubereiten. Wenn man ihn nicht aus den Augen lässt, kann eigentlich nichts schief gehen.
Ein wenig Olivenöl mit einem Spritzer Zitronensaft gibt schon einen Hauch Frühlingsfrische dazu und auch ein kleiner Weißer passt recht gut. Über den Grad der Schlotzigkeit des Risottos lässt sich, meiner Meinung nach, nicht streiten. Jeder nach seiner Façon. Ich möchte den Käse schmecken können, bei mir darf’s etwas mehr sein.
Für ein frühlingshaftes Feeling, hier das Rezept zum Risotto und die Empfehlung, mal wieder den alten Adriano Celentano rauszuholen.
Risotto mit Rucola-Pistou:
für 2 Personen
für das Pistou
500 g Rucola, gewaschen und verlesen
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
Salz und Pfeffer
Olivenöl
Abrieb von einer Zitrone
1 Prise Zucker
Die Stiele des Rucola abschneiden und in einer Pfanne mit etwas Olivenöl und der Knoblauchzehe für 2 Minuten anschwenken. In eine Schüssel geben und den Zitronenabrieb und den Zucker dazu geben. Mit dem Pürierstab alles fein pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und beiseite stellen.
für den Risotto
3 Tassen (200 ml) Risotto-Reis Carnaroli oder auch Arborio
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
200 ml trockener Weißwein, am besten den, den man auch zum Essen trinkt
500 ml Gemüsefond
mind. 50 g Parmigiano reggiano, gerieben
Salz und Pfeffer
1 EL frische, kalte Butter
In einem größeren Topf die Knoblauchzehe in etwas Olivenöl anschwitzen. Den Reis dazugeben und ebenfalls anschwitzen. Vorsichtig sein und aufpassen, dass der Reis nicht anbrennt. Mit dem Weißwein ablöschen und die Hitze reduzieren. Nun nach und nach den Fond dazu geben und immer wieder umrühren. Es ist wichtig, dass die Flüssigkeit gut vom Risotto aufgenommen wird. Das ständige Umrühren verhindert, dass der Reis anbrennt.
Nach ca. 20 Minuten (den Reis kosten, er soll Biss haben aber nicht mehr körnig sein) den Parmigiano dazu geben. Nun einen Teil des Pistou unter den Risotto heben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zum Schluss das Stückchen kalte Butter unterrühren.
Zum Anrichten den Risotto auf die Teller geben und mit ein wenig Olivenöl-Zitronensaft beträufeln. Den Rest des Pistou in ein Glas geben, mit Olivenöl auffüllen und am nächsten Tag zu einem frisch gerösteten Brot genießen.