Rikscha-Taxi mit bedingungslosem Grundeinkommen

Von Geozentrale
von Steffen Hirth
Ideen für eine lebenswerte Zukunft zu sammeln, dieses Ziel verfolgen die Deutsche UNESCO-Kommission und die Drogerie-Kette dm in ihrem gemeinsamen Wettbewerb "Ideen Initiative Zukunft". Mit dem Vorschlag, einen kostenlosen Rikscha-Taxi-Service in der Mainzer Innenstadt anzubieten, bewirbt sich auch die Geozentrale. Hinter dieser Idee steckt eine Frage der Initiative Grundeinkommen: Was würden Sie tun, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre?
Für mich ist die Antwort klar: Ich würde Rikschafahren. Vielleicht nicht jeden Tag, vielleicht nicht immer acht Stunden am Stück, aber ich halte es für äußerst sinnvoll, Menschen auf eine umweltfreundliche und unterhaltsame Weise zu transportieren. Über meinen ungewöhnlichen, aber attraktiven Nebenjob und die Potentiale der Rikscha für nachhaltige Stadtentwicklung berichtete ich bereits (mehr...).
Arbeit und Sinn
Einen tieferen Sinn in seiner Arbeit zu sehen, das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Arbeit dient in der arbeitsteiligen Gesellschaft nicht mehr der direkten Befriedigung von Bedürfnissen, sondern zunächst der Generierung eines Einkommens. Was wir dann konsumieren, haben Andere für uns hergestellt.
Wenn uns der Überblick über die Wertschöpfung verloren geht (Marx sprach von der Entfremdung), dann kann auch ihr Sinn verloren gehen. Weil Menschen aber ein Einkommen brauchen, sind sie erpressbar, akzeptieren ungerechte Gehälter oder schlechte Arbeitsbedingungen, verrichten Tätigkeiten in denen sie keinen Sinn sehen oder die sogar schädlich sind (z.B. für sie selbst, für Andere oder für die Umwelt). Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen, das jeder Bürger unabhängig von seiner Erwerbstätigkeit bekommen würde, so die Grundidee des Konzepts, hätte man die Möglichkeit "nein" zu sagen.
Wenn für mein Einkommen gesorgt wäre, dann hätte ich endlich Zeit, das zu tun, worin ich wirklich einen Sinn sehe - z.B. Leute mit der Rikscha zu transportieren. Wer nun sagt, "So ein Quatsch, mit einem gesicherten Einkommen würde doch keiner mehr arbeiten!" der sollte sich einmal den Film-Essay "Grundeinkommen" anschauen oder eines der zahlreichen Interviews mit dm-Chef Götz Werner, z.B. FAZ, derStandard oder das Video von der re:publica 2010 - aber Vorsicht, allzu leicht kann man sich mit dem "Virus Grundeinkommen" infizieren ;-)
"Mit kleinen Ideen großes Bewirken"
Doch zurück zur Initiative Zukunft: Die Absicht des Wettbewerbs ist es Ideen und Projekte zu fördern, die sich für eine lebenswerte Welt von morgen einsetzen. Nach Bewerbungsschluss am 15. Oktober 2010 trifft zunächst einmal eine Jury aus Experten von dm und der Deutschen UNESCO-Kommission eine Auswahl. Anschließend stellen sich in jedem dm-Markt mehrere nominierte Projekte vor und die dm-Kunden wählen den Gewinner ihres lokalen Marktes. Zum großen Finale im Frühjahr 2011 wählt die Jury dann nochmal 10 Projekte aus, die online zur Abstimmung stehen. Die besten drei gewinnen den dm-Nachhaltigkeitspreis und sind eingeladen zu einer Reise für jeweils fünf Personen nach Paris zum Sitz der UNESCO.
Ich simuliere mein Grundeinkommen
Mit meiner Idee ein kostenloses Rikscha-Taxi anzubieten, möchte ich die drei wichtigen Teilbereiche der Nachhaltigkeit streifen: die ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ebene. Auf den ersten Blick mag es als Idee etwas banal erscheinen, sich einfach nur Zeit zu nehmen und gratis Leute zu kutschieren. Der springende Punkt ist der, dass nur ein Einkommen mir ermöglichen kann, überhaupt eine Arbeit zu verrichten.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde mir ermöglichen, dieser Arbeit nachzugehen, weil ich persönlich den Bedarf sehe und das Angebot bieten möchte. Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit besteht also darin, dass ich mein eigener Unternehmer sein kann (weil mir ein Einkommen sicher ist), somit innerhalb dieser Gesellschaft größere persönliche Freiheit gewinne und erst dadurch dieser ökologisch sinnvollen Tätigkeit nachgehen kann.
Da die politischen Verhältnisse mir diese Freiheit noch nicht bieten, muss ich mich darauf beschränken, mit meinem Projekt demonstrativ zu simulieren, was ich mit einem bedingungslosen Grundeinkommen machen würde. Eines ist für mich klar: Für eine nachhaltige Zukunft brauchen wir viele gute Ideen, viel Eigeninitiative und Engagement. Der Einsatz von dm und der UNESCO-Kommission mit dem Wettbewerb "Ideen Initiative Zukunft" ist wirklich wichtig - dass möglichst bald ein bedingungsloses Grundeinkommen jedem von uns mehr persönliche Freiheit und die Möglichkeit gesellschaftlicher Teilhabe sichert, das wäre noch viel wichtiger.
  • mitmachen bei "Ideen Initiative Zukunft" (mehr...)
  • den Film-Essay zum Grundeinkommen zum freien Download (mehr...)
  • Buchtipp: "Einkommen für alle" von dm-Chef Götz Werner (mehr...)