Riesen – legendär und Furcht einflössend

Von all den Ungeheuern, die in Sagen auf der ganzen Welt auftauchen, sind die Riesen wohl mit am bekanntesten. Doch sind alle Sagen wirklich nur Schall und Rauch? Oder steckt mehr dahinter.

Riesen – legendär und Furcht einflössend

Einer der berühmtesten Riesen ist wohl Goliath - hier im Kampf gegen David


Riesen kommen zu jeder Zeit - und überall auf der Welt in Geschichten und Sagen der Menschen vor.
Wie zum Beispiel Gog und Magog. Die sind eher vom Alten Testament her bekannt, so hiessen aber auch die beiden letzten Mitglieder eines Geschlechts britischer Riesen, die von Brutus, der sie besiegt hatte, gezwungen wurden, am Eingang seines Palastes in der neu gegründeten Stadt London Wache zu stehen.  
Oder die Titanen, Zyklopen und Giganten der griechischen Mythologie, die übergrosse Abkömmlinge der griechischen Götter Uranus (bedeutet Himmel) und Gäa (Erde) gewesen sein sollen. 
In der Bibel sind Riesen die bösartigen Sprösslinge von gefallenen Engeln und Menschenfrauen.  
Den nordischen Sagen zufolge haben sie die Erde geschaffen und das Menschengeschlecht gegründet.

Riesen – legendär und Furcht einflössend

Polyphem gegen Odysseus

Und immer kämpfen tapfere Menschen gegen ihre - im wahrsten Sinne des Wortes - grossen Gegner.
So wird in der Odyssee der einäugige, kannibalische Riese Polyphem von dem tapferen und schlauen Odysseus überlistet.  
Ähnliches passiert ja auch in der biblischen Geschichte von David und Goliath, wobei der Sieg Davids nicht nur den Triumph der Klugheit über die brutale Gewalt, sondern auch den des Guten über das Böse symbolisiert.

Natürlich treten auch in Märchen unzählige Riesen auf. Und das ist gut so: Denn Kinder brauchen diese Märchen, damit sie sich mit den kleinen, aber klugen Helden identifizieren können, die mächtige Riesen überlisten.
Doch was waren die Vorbilder dieser Riesen? Gab es früher tatsächlich lebende "Vorbilder" für die Sagen und Geschichten? Denn in unserer jüngeren Geschichte sind riesenhafte Menschen durchaus belegt!
Im wirklichen Leben sind übergrosse Menschen aber selten "die Bösen", sondern fungieren meist als Diener – beispielsweise am britischen Hof unter verschiedenen Herrschern von Elisabeth I. bis George IV. – oder wie bei den Russen und den Preussen als Soldaten, die ihren Gegnern allein durch die Grösse Angst einflössen sollten. 
Aber auch auf Jahrmärkten wurden sie zur Volksbelustigung gezeigt. Oliver Cromwell zum Beispiel hatte seinen eigenen Riesen, einen religiösen Fanatiker namens Daniel, der wilde Predigten hielt und später im Irrenhaus Bedlam starb.

Riesen – legendär und Furcht einflössend

Robert Wadlow (re)

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts trübten Romantik und mangelnde wissenschaftliche Kenntnisse den Blick für die Einsicht, dass menschlicher Riesenwuchs krankhaft ist.
Das Leben dieser bedauernswerten Menschen war vielfach noch von Ablehnung durch die Gesellschaft und von grossem Leid geprägt. Oftmals starben sie schon in jungen Jahren.
Der bisher grösste bekannte Riese, Robert Wadlow aus Illinois, hatte aufgrund seiner unmässigen Grösse ständig Schmerzen. Im Alter von zehn Jahren mass er bereits 1,97 Meter und als er mit 22 Jahren an einer Infektion starb, war er 2,72 Meter gross.
Und Anna Swann, die 2,38 Meter gross war, trat im Kuriositätenkabinett des Schaustellers Barnum auf.

Die Ängste der Menschen vor Riesen widerspiegelten sich auch in Gemälden. Ein berühmtes davon ist der bösartige Riese, der auf Goyas grossem Ölgemälde über dem vom Krieg verwüsteten Spanien aufragt. Das deutet auf die geheimen Ängste des Künstlers an.
Heute geht es "Riesen" schon um einiges besser. Da werden sie meist Basketball-Stars ... wohl viel besser als das, was früher mit ihnen geschah ...


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