Der Besuch des Steglitzer Stadtparks in Berlin könnte sich in absehbarer Zeit zu einem ziemlichen Gesundheitsrisiko entwickeln. Denn in Mitten des Parks wuchert auf einer kleinen Insel der Riesen-Bärenklau, eine ebenso attraktive wie gefährliche Pflanze. Immerhin werden ihr in der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung des Bundesamtes für Naturschutz ein hohes Reproduktions- und Ausbreitungspotenzial sowie ein expansiver Ausbreitungsverlauf attestiert. „Kommt die Haut damit in Kontakt und trifft dazu noch Sonnenlicht darauf, bilden sich leichte bis teilweise schwere Verbrennungen bzw. Verätzungen. Sogar bis zu drei Tage später kann der Kontakt der Stelle mit Sonneneinstrahlung noch Rötungen, Entzündungen und Blasen verursachen. Die Heilung dauert Wochen“, heißt es auf Berlin.de, dem offiziellen Hauptstadtportal.
Während das Pflanzenschutzamt Berlin schon in einem seiner Gartenbriefe aus dem Jahre 2011 empfiehlt, „die Pflanzen sollen besonders in der Nähe von Spielplätzen oder Schulen schnellstmöglich beseitigt werden“, lässt das Straßen- und Grünflächenamt (Fachbereich Grünflächen) des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf die Pflanze heute „bewusst stehen“. Zum einen komme man an die Insel schlecht heran, zum anderen wolle man den Riesen-Bärenklau als Schaupflanze darstellen“, erklärt auf Anfrage von Opas Blog die für den Steglitzer Stadtpark zuständige Grünflächen-Mitarbeiterin Hannelore Donner, zumal die Botaniker der Ansicht seien, den Wuchs beherrschen zu können.
Da ist allerdings der Botanische Garten in Berlin ganz anderer Meinung. Die Diplom-Biologin und Pressesprecherin Gesche Hohlstein jedenfalls lässt gegenüber Opas Blog keinen Zweifel: „Diese Pflanze kann man nicht beherrschen“ und empfiehlt ebenfalls: „Sofort entfernen!“ Auch für Heiko Schmalstieg vom Pflanzenschutzamt ist der Riesen-Bärenklau eine Pflanze, die es aufgrund des humantoxischen Potenzials „zu bekämpfen gilt“. Zudem sei die Pflanze „aggressiv invasiv“. Und rechtlich? „Eigentlich ist jeder Eigentümer verpflichtet, die Pflanze von seinem Grundstück runter zu nehmen“, so Schmalstieg, der gleichzeitig aber auch einräumt: „Wo kein Kläger, da kein Richter.“
Geklagt im juristischen Sinne hat in Steglitz zwar noch niemand. Doch vor allem Mütter mit Kindern sind in Sorge. Denn wenn der Riesen-Bärenklau seine Samen von der Insel auf die umliegenden Flächen ausstreut, dann kann sich die Pflanze auch dort ausbreiten. Und bis zum nächsten Spielplatz sind es keine 100 Meter mehr. Und so weit kann der Wind allemal die bis zu mehr als 50.000 Samen der Pflanze tragen, die zudem auch noch schwimmen und bis zu zehn Jahre in der Erde überleben können.
Im Straßen- und Grünflächenamt will man die Sache noch einmal überdenken. Hannelore Donner kündigt zumindest an, diesbezüglich an die Botaniker heranzutreten und mit ihnen zu reden. Vielleicht spielt bei dieser Unterhaltung ja dann auch eine Rolle, dass das Bundesamt für Naturschutz negative Auswirkungen sowohl in ökologischer als auch ökonomischer Hinsicht durch den Riesen-Bärenklau feststellt.
Was soll ich sagen? Weg damit! Wie so viele Übel sollte man auch dieses im wahrsten Sinne des Wortes an der Wurzel packen. Denn wie heißt es im bereits erwähnten Gartenbrief des Pflanzenschutzamtes abschließend: „Herbizideinsatz ist kaum wirksam und zudem selten möglich. Standortbesonderheiten (Pflanzenschutz-Anwendungsverbot in Gewässernähe und auf Nichtkulturland) schließen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus. Alternative Bekämpfungsmöglichkeiten sind gefragt. Nach dem vorsichtigen Entfernen oberirdischer Pflanzenteile sind sowohl wurzeltiefes Ausgraben im Herbst als auch ggf. ein ‚Ausbrennen’ des Wurzelstockes mit einem Abflammgerät gangbare Varianten. Da nicht alle Wurzelteile hierbei erreicht werden, ist eine Nachkontrolle im nächsten Frühjahr ratsam.“