Die Riegerin – ein einsamer Bergstock im Norden des Hochschwabmassivs.
Gleich vorweg, für Gelegenheitswanderer stellt diese Tour auf Grund der Streckenführung aus meiner Sicht hohe Ansprüche an Körper und Geist.
Am Brunnsee im Salzatal beim Jagdschloss gestartet, geht es zuerst einmal ca. 5 km durch das Brunntal zum Talende. Dort macht die Forststraße eine markante Linkskehre und von nun an geht es auch steiler bergauf.
Linker Hand sieht man nun den “Großen und Kleinen Griesstein”. Nach einer Weile kommt man zu einer Rechtskehre - es sieht fast aus wie ein verwachsener “Parkplatz”. Dort um die Kurve sind auch die roten Markierungen die nun zum Jägersteig links hinauf zeigen. Nun “schraubt” man sich serpentinenartig steil durch das Waldstück in die Höhe zum Einstieg in die Rotmäuer. Diese Höhenmeter sind aber erst der Anfang… Hier querte ein Gamsrudel meinen Weg – ca. 20 Stück in voller Besetzung mit Gamsbock, Gamsgeiß und einigen Gamskitz.
Wie ich den Durchstieg durch die Rotmäuer gesehen habe (ich bin kein Kletterer) wurden Erinnerungen wach an den Traunstein. Überhaupt waren die Anstrengungen ähnlich… Hier habe ich das erste Mal überlegt ob ich mir das antun soll – es geht auf einem Felssteig, zwar durch ein verankertes Stahlseil gut gesichterten Weg welcher entlang der Mauer führt, hinauf. Aber Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind hier unbedingt erforderlich, fällt die Wand doch nahezu senkrecht ab und der Steig ist nicht breit.
Als ich dies geschafft hatte, ging es weiter über einen Serpentinensteig durch den Wald zu Riegerinalm und der Jagdhütte. Der Durchstieg der Rotmäuer hat mich geistig einiges an Energie gekostet und eine kurze Erholung bei der Jagdhütte war fein. Nach kürzerem Weg über die Riegerinalm war die Riegerin direkt vor mir zu sehen. Hier meldete sich ein zweites Mal mein Kopf, musste man doch zuerst in eine Senke – den Bärengraben – absteigen bevor es wirklich direkt und steil hinauf ging. Der Kopf meinte, die Rotmäuer sind bezwungen jetzt gehts bis zum Gipfelkreuz, auch wenn es noch so weit aussieht. Also hinunter um dann wieder einen steilen Aufsteig auf einem schmalen, mit Steinmännchen und roten Punkten auf Felsen, gekennzeichneten Weg der nicht immer gut sichtbar ist, Höhenmeter zu machen.
Nach einer einiger Zeit des Aufstiegs durch den Wald, quert man das Gelände durch ein Latschenfeld und es geht über eine steile Wiese hinauf. Hier ist der Ausblick auf die umliegenden Berggipfel schon imposant. Noch nie habe ich mich aber auf einem Berg so einsam und klein gefühlt, wie in diesem Moment. Hat man diese Wiese geschafft ist zumindest der Gipfel wieder im Blickfeld, was meiner Motivation sehr zuträglich war
Endlich, nach 4 Stunden (inklusive Rast- und Fotopausen) stehe ich beim Gipfelkreuz der Riegerin (1939 m) und bin glücklich (wenn ich nicht an die Rotmäuer denke). Der Panoramablick in alle Richtungen entschädigt für vieles. Am Gipfel mache ich es mir mit einem Rudel Gämsen gemütlich und stärke mich bei warmen Temperaturen mit einer guten Gipfeljause. Für diese Tour ist alles selber mitzuschleppen, da es keine Quelle und keine Einkehrmöglichkeit gibt. 4 Liter Flüssigkeit habe ich hin und zurück benötigt.
Den Abstieg habe ich über die selbe Route gemacht. Da kam mir flotten Schrittes in den Rotmäuern der Jäger mit seinem Hund entgegen, während ich mich mit Respekt vor dem harten und tiefen Sturzbereich dem Stahlseil entlang hinunter handelte. Als ich diese Passage geschafft hatte, war ich noch eine Spur glücklicher als am Gipfelkreuz. Dort darfst wirklich keinen Kreislaufkolaps oder Stolperer haben…
Trotz dem wunderschönen Gipfelbereich kommt die Riegerin in meine “Einmal und nie wieder” Bergliste.
Gespeichterte Routen im Internet sprechen von ca. 18 km hin und retour. Meine Aufzeichnungen mit Runtastic ergaben 23 km. Alle Fotos vom 3. Juli 2014.