Als professioneller Autor ist Dane Rahlmeyer in unterschiedlichen Medien und Genres zu Hause. So schrieb er bislang vier phantastische Romane, steuerte die Drehbücher für zwei Kurzfilme bei (zuletzt für die Vampirgeschichte Mimikry) und verfasste die Skripte für eine ganze Reihe von kommerziellen Einzelhörspielen und Serien wie Grüße aus Gehenna, den Zombiemehrteiler Terra Mortis und das Fantasyabenteuer Narbenhaut. Zudem widmete er sich der Space Opera mit dem achtteiligen Hörspiel Das dunkle Meer der Sterne.
Inzwischen ist Dane auch Teil des Produktionsteams der freien SF-Hörspielserie Rick Future, wo er ich ebenfalls als Autor einbringt und gerade die Arbeiten am Finale der dritten Staffel abgeschlossen hat. Trotz seines dichten Terminkalenders nahm er sich Zeit für ein ausführliches Interview.
Watchman: Wie kommt jemand wie Du, der mit dem Schreiben sein Geld verdient, dazu, die Skripts für eine kostenlose Hörspielserie zu schreiben?
Nein, im Ernst: Aus Spaß an der Freude. Ursprünglich war gar nicht geplant, dass ich so lange im RF-Universum bleibe. Eigentlich sollte es nur ein kurzer Flirt werden, mit der Kurzgeschichte Zweitkontakt, die ich als kleines Dankeschön für Sven schrieb, der viele nette Dinge über meine eigene kleine Space Opera Das dunkle Meer der Sterne gesagt hatte. Da mir das Ganze viel Spaß gemacht hatte, fragte ich Sven, ob ich mich an einer regulären Folge versuchen durfte. Ja, durfte ich, und Rick Future 15: Die Botschaft entstand, die ich zwischen eigenen (kommerziellen) Projekten schrieb. Ich glaube, Sven war sehr glücklich mit dieser Folge, ich war es auf jeden Fall. Tja, und so ging es weiter, mit dem Garlyn-Dreiteiler, von dem jetzt die zweite Folge erschienen ist. Ungefähr zu dieser Zeit Sven verzweifelte Sven fast an Folge 14, deren Skript er aus zeitlichen Gründen nicht fertig bekam, und fragte mich, ob ich nicht noch einmal aushelfen konnte. Was ich tat. Watchman: Fühlt man sich als kreativer Mensch nicht eingeengt, wenn man eine Serie übernimmt, deren Grundlagen über Jahre von einem anderen Autor gelegt wurden? Dane: In diesem Fall eindeutig: nein. Warum auch immer, aber Sven hat mir schon bei meinem ersten Flirt mit dem RF-Universum quasi Carte blanche gegeben. Aber er wusste wahrscheinlich, dass ich sowohl seine Serie als auch die Figuren mit höchstem Respekt behandeln würde. Auch später kann ich mich an keine Instanz erinnern, in der er ein Veto eingelegt hätte. Und weiß Gott, ich hatte ihm genug Ideen präsentiert, bei denen ich selbst zurückgeschreckt wäre, wenn es um meine eigene Serie gegangen wäre. Diese Form der kreativen Freiheit macht einem natürlich Freude und führte zu langen Telefongesprächen in denen wir gar nicht aufhören konnten, uns gegenseitig die Ideenbälle zuzuspielen. Watchman: Du hast Deine eigene Space Opera "Das dunkle Meer der Sterne" angesprochen. Gab es Plotideen, die dort keine Verwendung fanden, die Du nun bei Rick Future unterbringen konntest oder noch einbringen willst? Dane: Ganz klar: Nein. Zum einen, weil ich immer noch die Hoffnung hege, dass die beiden weiteren Staffeln, die ich für das Das dunkle Meer plane, eines Tages Realität werden. Zum anderen halte ich nicht viel von dieser Art von Ideen-Recycling; nicht zuletzt, weil das Rick Future-Universum und das Universum von Das dunkle Meer der Sterne beide sehr spezifisch sind. Stories, die in das eine Universum passen, passen nicht notwendigerweise in das andere, zumal ich die Geschichten immer um die Charaktere herumstricke. Das hält meine kaputte Fantasie natürlich nicht davon ab, dann und wann über ein Crossover der beiden Serien nachzudenken. Watchman: Die Beziehungen zwischen den Figuren nehmen in Deinen Geschichten immer einen großen Raum ein. Gehören für Dich sich weiterentwickelnde Charaktere unbedingt zu einer guten Space Opera? Dane: Sich weiterentwickelnde Charakter gehören zu JEDER guten Geschichte, ungeachtet des Genres. Letztlich sind es die Charaktere an die wir uns erinnern, nicht Alienrasse XY oder eine besonders ausgeklügelte Form von Raumschiffantrieb. Mitzuerleben wie ein Charakter kämpft, wächst, oder zerbricht ist für mich der Kern des Geschichtenerzählens. Von daher sehe ich die Figuren immer im Mittelpunkt; die kleinen und großen Momente in denen sie uns überraschen, oder einen Einblick in ihre Seele geben. Und natürlich das Zusammenspiel zwischen ihnen.
Watchman: Das Leben der Hauptfiguren wird immer komplizierter. Warum tust Du ihnen das an? Quälst Du Deine Charaktere gerne? (grins!) Dane: Stahl wird nun mal nicht in der Badewanne gehärtet. Je härter das Universum unsere Helden in den Allerwertesten tritt, um so mehr sind sie gezwungen, alle Register ihres Könnens zu ziehen, zu zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Und das wiederum ergibt (so hoffe ich) packendes Drama. Vielleicht ist das der Grund, warum ich so viel Spaß an Folterszenen habe: Der Charakter wird auf seinen Kern reduziert, wird entweder durchhalten oder zerbrechen. Vielleicht bin ich aber auch nur ein Sadist. Watchman: Entspricht Rick von allen Charakteren noch am ehesten dem Bild eines klassischen Weltraumhelden? Dane: Rick ist schon recht nah dran ist am typischen Weltraumhelden: er ist verwegen, hat das Herz am rechten Fleck, ist gerechtigkeitsorientiert. Aber mir (genau wie Sven) ist es wichtig zu zeigen, dass auch er Fehler macht, und ihn oft genug an seine emotionalen Grenzen stoßen zu lassen. Aber bei alledem greife ich wohlgemerkt nur auf Dinge zurück, die Sven dem Charakter in die Wiege gelegt hat. Watchman: Rick & Evi – Die Geschichte einer unmöglichen Liebe. Da denkt man unwillkürlich an die berühmte Tragödie von Romeo und Julia. Dane: Einfach nur Händchen halten über drei Staffeln hinweg wäre natürlich etwas minderspannend. Und im Vergleich zu den Hürden, die zwischen Rick und Evi stehen, die nicht einmal zur selben Spezies gehören, war die Beziehung von Romeo und Julia ein Sonntagsnachmittagsspaziergang. Immerhin war für beide klar, dass sie einander lieben. Bei Rick und Evi ist das anders. Sie wissen, wie unmöglich ihre Situation ist und sie haben alles mögliche unternommen, ihre eigenen Gefühle zu ignorieren oder zu verleugnen. Aber der Moment ist nicht mehr fern, wenn die beiden einander und ihren Gefühlen nicht mehr ausweichen können. Und das wird sie auf eine harte Probe stellen. Watchman: Die Figur Garlyn scheint Dich besonders anzusprechen, denn Du widmest ihr im Moment einen Dreiteiler. Interessiert sie Dich vielleicht deshalb, weil sie noch nicht so vom Background her definiert war wie der Rest der Crew?
Watchman: Es wird doch eine vierte RF-Staffel geben, oder? Meines Wissens nach ist eine vierte Staffel SEHR wahrscheinlich. Wir haben bereits alle Folgen dafür durchgeplottet. Wenn der Plan aufgeht, dann wird die vierte Staffel ein einziger Showdown, der den Ruuli/Rick-Konflikt zu einem hochdramatischen Ende bringen wird. Außerdem gibt es ein paar sehr weit fortgeschrittene Pläne, das RF-Universum auch in ein anderes Medium auszuweiten. Und ich meine nicht das Computerspiel. Außerdem gibt es da noch das eine oder andere Spinoff, das wir gern erzählen möchten. Persönlich glaube ich, dass Rick Future gerade erst dabei ist, so richtig durchzustarten. Und das finde ich extrem spannend.
Watchman: Danke für das Gespräch!
Link: Blog von Autor Dane Rahlmeyer