"richtige" Bücher lesen...

Es ist Freitag. Und damit wieder Zeit für eine Freitagsfrage. Vanessa hat sich eine interessante Frage überlegt, die ich gerne beantworten möchte. Leider finden die Fragen nur sehr unregelmäßig statt, was ich sehr schade finde. Das hat viel mit der Resonanz zu tun, die Vanessa erhält .. oder eben auch nicht erhält. Aber wie sagt man so schön: Man kann nicht, nicht kommunizieren. Und so ist ihr auch klar, was Sache ist, wenn sie kein Statement bekommt. Ich freue mich jedenfalls immer, wenn der Freitag in gewohnten Bahnen verläuft und ich über eine der vielen Fragen rund ums Thema Buch grübeln kann. Vielleicht bekommt ihr ja Lust, euren Senf mit abzugeben.
Diesen Spruch hat bestimmt schon jeder einmal gehört: 
Liest du auch noch was "Richtiges"?!
Gewiss fühlen sich viele Leser von Comics, Mangas oder Graphic Novels angesprochen. Ihnen wird meist vorgeworfen, zu faul zum Lesen zu sein. Dabei geht besonderes Interesse an einem Genre nicht gleich mit totaler Ignoranz aller anderen Dinge einher. Wie viele andere Blogger lese ich von allem ein bisschen und fühle mich in fast jedem Bereich wohl. Dazu gehören natürlich auch brutale Psychothriller, oder phantastische Endzeitromane. Obwohl Kriminalliteratur schon fast zum Bild unserer Gesellschaft dazugehört, können die Menschen sich nur schwer damit anfreunden, wenn Leser "nur" und "auschließlich" bspw. Krimis lesen. So etwas gilt für die breite Masse bereits als die falsche Lektüre.  Aber was heißt eigentlich "richtig" oder "falsch"? Ich gehe davon aus, dass damit die erzählende Literatur, also die ganz normale Belletristik gemeint ist. Ohne historische, politische, erotische, jugendliche, sachliche oder beratende Hintergründe. Einfach eine Geschichte, die dem alltäglichen Leben entspringen könnte, nicht zu flach daherkommt, einen gewissen Anspruch mit sich bringt und natürlich unterhaltsam ist. Letzteres definitiert meiner Meinung nach aber erst "richtig" oder "falsch". Vanessa hatte in ihrem Beitrag bereits erwähnt, dass für jeden Menschen ein anderer Schwerpunkt und ein anderes Detail von Bedeutung sind. Was dem einen seine Diana Gabaldon ist mir mein John Boyne oder Sebastian Fitzek. Ich höre auch nicht plötzlich auf als 20jährige Bilderbücher zu lesen, sie mit nach Hause zu schleppen und da noch einmal zu inhalieren. Dafür bereitet es mir viel zu viel Vergnügen, es öffnet mir noch einmal neue Welten und ich staune immer wieder über die tollen Ideen und kreative Energien anderer Leute.
Im Weihnachtsgeschäft kam eine Kundin zu mir und stand still vor mir. Sie hatte etwas auf dem Herzen, das sah man ihr an, doch sie konnte nicht mit der Sprache rausrücken. Nach einiger Zeit fragte sie dann bedrückt, ob mir die Fernsehsendung "Berlin - Tag und Nacht" etwas sagen würde. Mir schwirrte augenblicklich ein Vorspann durch den Kopf, konnte ihn aber nicht genau zuordnen. Mit vereinten Kräften fanden wir dann, wonach gesucht wurde. Ein gewisser Ole hat in der Serie und nun auch in der Realität ein Buch veröffentlicht, mit dem schrägen Namen "Wir.Geil. ... und du so?". Der Dame war es sehr peinlich, danach fragen zu müssen und rechtfertigte sich auch sogleich mit den Worten, dass ihr Sohn es sich so sehr zu Weihnachten wünschen würde.Ehrlich gesagt, finde ich es kein Stück peinlich. Okay, ich würde diesen Titel auch niemals freiwillig in die Hände nehmen. Aber wenn dies heutzutage eine Möglichkeit darstellt, um junge Menschen ans Lesen zu führen, dann finde ich das mehr als legitim. Und mit ein bisschen Glück hat der Riva Verlag im Anhang noch ein paar weitere Buchtipps auf ähnlichem Niveau vorgestellt, zu denen der Knabe eventuell ebenso interessiert und bereitwillig greift. Also, warum nicht? Alle Welt schimpft, dass die deutschen Kinder immer weniger lesen würden und das Medium Buch langweiliger in Kinderaugen wird ... und wenn sie was lesen, ist es das "Falsche" ...
Jimmy

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