Neue Wärmedämmfenster sind immer eine gute Entscheidung. Einziger „Nachteil“ – sie sind viel dichter als die alten Elemente: „Wer sein Geld in moderne Fenster investiert, unterbindet die permanente und kalte Zugluft, die durch alte, undichte Rahmen durchs Haus strömt“, sagt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF). Hinter einer dichten Außenhülle kann Feuchtigkeit und Schimmel entstehen. Lüftung, die früher unkontrolliert und mit hohen Energieverlusten verbunden über die undichten Fenster und die Gebäudehülle entstand, fehlt nach der Modernisierung. Deshalb gilt: Immer gut und ausreichend selbst lüften, damit die verbrauchte Luft aus dem Haus entweichen kann. Komfortable Lösungen bieten automatisierte, selbst regelnde Lüftungssysteme, die es in den unterschiedlichsten Varianten und für jeden Geldbeutel gibt.
„Man muss sich das mal vorstellen: Wenn man nach dem Einbau neuer Wärmedämmfenster ein faustgroßes Loch hinein schneiden würde, hätte man den ungefähren Zustand alter Fenster – was natürlich niemand will. Als Ersatz dafür muss richtig und kontrolliert gelüftet werden, was aber in der Regel keine Kunst ist“, so Ulrich Tschorn. Die „Lüftung zum Feuchteschutz“ sorgt nutzerunabhängig für die Vermeidung von Feuchtigkeitsschäden im Haus und dient damit dem Schutz des Gebäudes. Dies erreicht man in der Regel durch Fensterlüfter, die im oder am Fenster integriert sind. Sie sollten immer an mehreren, möglichst gegenüberliegenden Fenstern eingebaut werden, damit Sog und Druck am Gebäude die natürliche Lüftung ermöglichen.
Zeitrahmen und Öffnungszustand der Fenster sind entscheidend: Abhängig von der entstehenden Feuchtigkeit durch Aktivitäten wie Kochen, Duschen oder Schlafen und den Verbrauch der Raumluft über die Anzahl der anwesenden Personen – oder Tiere – muss auch die Lüftung angepasst erfolgen. Alle ein bis zwei Stunden bzw. direkt nach dem Entstehen von Feuchtigkeit sollte die Luft in überdurchschnittlich genutzten Räumen wie dem Schlafzimmer, der Küche, dem Bad oder dem Besprechungszimmer bei der Arbeit komplett ausgetauscht werden. Dafür öffnet man die Fenster am besten für fünf bis zehn Minuten ganz weit. „Dabei darf nicht vergessen werden, die Heizung abzustellen“, merkt Tschorn an.
Besonders wirksam ist das Querlüften, bei dem gegenüber liegende Fenster und Türen in Haus oder Wohnung zugleich geöffnet werden. Durch die dabei auftretenden Druckunterschiede strömt die Luft schneller durch die Räume, sodass nach nur ein bis zwei Minuten die gesamte Luft einmal ausgetauscht wird. Schlecht geeignet ist dagegen das weit verbreitete Kippen der Fenster, denn dann kann der Luftaustausch bis zu zwei Stunden dauern. Besonders in der kalten Jahreszeit kühlen die Räume viel zu sehr aus und die Heizung braucht länger, um das Haus wieder auf angenehme Temperaturen zu bringen. Die Temperatur wird in der kurzen Zeit des Lüftens über Wände, Decken, Möbel und Boden gespeichert. Wenn dann noch während des Lüftens die Heizung zurückgestellt wird, ist der Wärmeverlust sehr gering. Besonders wichtig ist, dass trockene, frische Luft leichter zu heizen ist. Deshalb kann über richtiges Lüften viel Energie eingespart werden.
Für mehr Komfort beim Lüften sorgen automatisierte Elemente. Bedarfsgesteuert öffnen sich Fenster und Fenstertüren und holen frische Luft ins Haus. Einbezogen wird dabei eine Steuerungstechnik mit Sensoren für die Raumtemperatur, die Luftfeuchtigkeit und den CO2-Gehalt der Raumluft. Die Anlage kann so bedarfsgerecht auf eine zu hohe Raumfeuchtigkeit oder schlechter werdende Atemluft durch zu hohe CO2-Konzentration reagieren. Es gibt Systeme, die zeitgleich mit dem Öffnen der Fenster die Heizung herunterregeln. Alternativ gibt es dezentrale Fensterlüfter mit entsprechender Steuerung und Wärmerückgewinnung, die über, unter oder seitlich am Fenster angebracht werden. „Dabei wird die verbrauchte, warme Raumluft an den Zuleitungen für die Frischluft vorbeigeführt und diese dadurch angenehm temperiert“, erklärt Ulrich Tschorn.
Diese elektromechanischen Fensterlüfter sind entweder im Fenster integriert oder sie können von qualifizierten Fensterfachbetrieben unauffällig am Fenster nachgerüstet werden. „Besonders für Gebäude mit besonderen Schallschutzanforderungen ist die Kombination moderner Wärmedämmfenster mit daran angebauten, dezentralen Fensterlüftern für die kontrollierte Be- und Entlüftung sinnvoll“, so Tschorn weiter. Aufgrund des erhöhten Feuchteanfalls in Küche und Bad sind dort Fensterlüfter mit stärkerer Leistung einzusetzen oder durch zusätzliche Abluftventilatoren zu ergänzen. Fensterlüfter können wie automatisierte Elemente mit der Heizung kombiniert werden, so dass zum Lüften die Heizung herunterregelt wird. Als technisches Highlight können automatisierte Fenster oder Fensterlüfter mit so genannten BUS-Systemen, die für die Vernetzung der Belüftungskomponenten zuständig sind, in übergeordnete Gebäudesteuerungen eingebunden werden.