Richard Tauber gilt als einer der größten Tenöre des 20. Jahrhunderts, der schon lange vor Luciano Pavarotti, Placido Domingo und Jose Carreras die Mauern zwischen E- und U-Musik einriss. Er feierte als Mozart-Interpret ebensolche Erfolge wie mit Operettenrollen von Franz Lehár, der ihm einige seiner größten Erfolge auf den Leib geschrieben hat, wie ‚Dein ist mein ganzes Herz’ und ‚Immer nur lächeln’ in der Operette ‚Das Land des Lächelns’. Richard Tauber, geboren am 16. Mai 1891 in Linz, wuchs in seiner Geburtsstadt wie auch in Düsseldorf auf. Durch seine Eltern, seine Mutter war die Sängerin Elisabeth Denemy und seinen Vater, den Opern-Intendanten Anton Richard Tauber, war ihm Musik so zusagen in die Wiege gelegt; doch nicht nur die äußeren Umstände bedingten eine Karriere im musikalischen Bereich, nein, vor allen Dingen war es sein Talent. Nach erfolgreichem Abschluss des Gymnasiums studierte er am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt am Main, Klavier und Komposition, dann ging er nach Freiburg und studierte dort Gesang bei Carl Beines. Nach seinem erfolgreichen öffentlichen Debüt am 12. Mai 1912, war sein Weg als Bühneninterpret vorgezeichnet. Fast ein Jahr darauf, am 2. März 1913, sang Tauber zum ersten Mal in einer Oper. Er debütierte am Stadttheater in Chemnitz als ‚Tamino’ in ‚Die Zauberflöte’ von Wolfgang Amadeus Mozart. Ende 1913 bekam Tauber an der Oper in Dresden ein Engagement als Königlicher Hofopernsänger; er beendete diesen Vertrag erst 1918. Von da an arbeitete er an den verschiedensten Opernbühnen in Deutschland und Österreich, die Bühnen in Berlin und Wien wurden zu seinem ‚Wohnzimmer’. Er sang den ‚Max’ im ‚Freischütz’ von Carl Maria von Weber; den ‚Matthias’ im ‚Evangelimann’ von Wilhelm Kienzle oder den ‚Alfredo’ in ‚La Traviata von Giuseppe Verdi; doch galt er als einer der besten Mozartinterpreten seiner Zeit. Genau so wie Mozart selbst, hatte auch Richard Tauber einen Hang zu populärer Musik und seinem Publikum. Durch seine Freundschaft mit Franz Lehár, sang er 1921 das erste Mal in der Operette ‚Zigeunerliebe’ in Salzburg. Für die damalige Zeit der Opernwelt anfänglich ein ‚no go’, doch die avantgardistischen 20iger Jahre liebte solch Experimente und so schrieb ihm sein Freund Franz Lehár noch einige Tenorpartien in Operetten auf den Leib. Mit dem Lied ‚Dein ist mein ganzes Herz’ und dem Erfolg der Schallplatte wurde Richard Tauber quasi ‚über Nacht’ zum Weltstar. Anfang der 30iger Jahre bekam er erste Engagements in London und New York und wurde auch dort gefeiert, wie vorher in Wien und Berlin. Privat war ihm solch Glück weniger beschieden, beide Ehen scheiterten und auch seine Liebesbeziehungen mit verschiedenen Künstlerinnen waren selten von Dauer. Die gescheiterten Ehen kosteten ihn viel Geld, doch auch Richard Tauber selbst lebte auf äußerst großem Fuß, so dass seine horrenden Einnahmen, ebensolchen Ausgaben gegenüber standen. Doch das tangierte ihn weniger, seine Lust am Leben und an der Musik; sowie der Freude, die er den Menschen damit bereitete waren ihm ein Ansporn, eine Triebfeder, sein Lebensmittelpunkt. Wie für ganz viele Künstler, war die Regierungsübernahme der Nationalsozialisten 1933 eine besonders starke Zäsur für ihn. Richard Tauber wurde im gleichen Jahr in Berlin vor dem Hotel Kempinski von einem SA-Schläger-Trupp mit den Worten ‚Judenlümmel, raus aus Deutschland’ angegriffen und niedergeschlagen. Dieser tätliche Angriff zeigte ihm, aber auch vielen anderen Künstlern, dass die Popularität eines Weltstars nichts mehr galt. Auch die allgemeine Beliebtheit beim Publikum schützte nicht. Die Brutalität der Straße attackierte jüdische Menschen, ob alt oder jung, arm oder reich, berühmt oder völlig ‚namenlos’. Vorboten auf eine Zeit der Erniedrigung und des Grauens. Eigentlich wollte Tauber sofort emigrieren, blieb aber doch, um an seiner Operette ‚Der singende Traum’ zu arbeiten. Das aus diesem Stück stammende Lied ‚Du bist die Welt für mich’ widmete er seinem Tenorkollegen und Freund Joseph Schmidt, der bereits Deutschland verlassen musste. Im darauf folgenden Jahr erlebte er in Wien die Uraufführung. Den Anschluss Österreichs im März 1938 erlebte er während einer Tournee in Mailand, seine neue Heimat sollte danach Großbritannien werden, dessen Staatsbürger Richard Tauber 1940 wurde. Während des ganzen Zweiten Weltkriegs blieb Tauber in Großbritannien und trat in vielen Städten zur Truppenbetreuung auf. 1940 wurde ihm dann auch die britische Staatsbürgerschaft verliehen. Verschiedentlich wirkte er auch als Dirigent beim ‚London Philharmonic Orchestra’. 1941 konnte Tauber mit seiner Operette ‚Old Chelsea’ in London eine weitere Premiere feiern. Die offizielle Kritik verlieh ihm auf Grund seines Äußeren den Namen ‚Der Mann mit dem Monokel’. 1946 gab Tauber in Zürich ein Abschiedskonzert, ein Mitschnitt der Radiosendung ist erhalten, und widmete sich die nächsten zwei Jahre fast ausschließlich dem Komponieren und Dirigieren. Der großzügige Richard Tauber, auch emigrierten Kollegen gegenüber, der über 700 Schallplattenaufnahmen gemacht hatte, kämpfte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit schweren gesundheitlichen, aber auch finanziellen Problemen. Als er am 8. Januar 1948 in London an Lungenkrebs starb, hatte er knapp 400.000 Euro Steuerschulden, und während der Trauerfeier in der Royal Albert Hall wurde unter den 7000 Trauergästen gesammelt, um diese Summe zu tilgen. Kurz zuvor hatte der gefeierte Star, der aus aller Welt Angebote erhielt, jedoch keine aus Berlin oder Wien, aber noch die Genugtuung, beim ersten Gastspiel der Wiener Staatsoper in London nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs seine Paraderolle, den ‚Don Octavio’ aus Mozarts ‚Don Giovanni’, an der Royal Opera Covent Garden singen zu dürfen, ein Ritterschlag der Opernwelt.
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Bild 1: Richard Rauber – Quelle: oepb.at · Bild 2: Cover R. Tauber – Quelle: mzstatic.com · Bild 3: Cover Tauber – Quelle: oepb.at · Bild 4: Schallplatte R. Tauber – Quelle: google.com