Rezi: Wir beide, irgendwann

Rezi: Wir beide, irgendwann

AutorIn: Jay Asher & Carolyn Mackler
Titel: Wir beide, irgendwann
Band: Einzelband ; hardcover
Verlag: cbt
Genre: Jugendbuch
ISBN: 978-3-570-16151-7
Erscheinungsjahr: August 2012
Seitenanzahl: 394 Altersempehlung: ab 14 Jahren
Kaufpreis: 17,99€
Krümelanzahl: 4
Erster Satz:Ich kann heute nicht mit Graham Schluss machen, obwohl ich meinen Freunden angekündigt habe, dass ich es bei nächster Gelegenheit tun würde.
Inhalt: Emma und Josh waren mal die besten Freunde. Doch nachdem Josh die Zeichen falsch gedeutet und seinen Mut lieber mal für ein anderes Mädchen aufgehoben hätte, sind sie sehr distanziert. Das war vor fast sechs Monaten. Nun steht Josh bei Emma mit einer Werbe CD-Rom vor der Tür, die Zugang zum Internet verspricht. Doch plötzlich eröffnet sie Emma eine ganz neue Welt: Facebook erscheint auf ihrem Bildschirm. Was soll das sein? Ein schlechter Scherz? Abgebeildet sind Fotos von ihr in etwa 15 Jahren. Viele Freunde sind verlinkt und auch über Josh gibt es Infos aus der Zukunft. Doch Emma scheint ein Leben zu blühen, mit dem sie nicht so ganz einverstanden ist. Ihr zukünftiger Ehemann passt ihr nicht, die Arbeit fehlt und das Geld droht auch zu fehlen. Josh hingegen steht ein rosiges Zusammensein mit der heiß umschwärmten High School Schönheit Sydney bevor.Gemeinsam stellen sie die Gegenwart auf den Kopf und bringen sich und ihre Zukunft in Gefahr.

Meine Meinung: Wie einige andere Glückliche bekam ich den neuen Roman von Jay Asher schon im Mai zugesandt. Umso spannender war es natürlich, das Buch in Händen zu halten - schließlich gehörte man zu einer kleinen Gruppe Auserwählter. Fairerweise möchte ich hier schon hervorheben, dass dieses tolle Buch nicht nur Ashers Verdienst ist. Da er der gefeierte Bestsellerautor ist, wird mit seinem Namen Werbung gemacht. Doch ich denke, dass die Mitarbeit von Carolyn Mackler entscheidend für das Ergebnis war. Zwar habe ich zuvor noch nie was von ihren Kurzgeschichten gehört, geschweige denn gelesen, aber wer "Tote Mädchen lügen nicht" gelesen hat, merkt schnell, dass hier noch ein anderer Stil mit einfließt. Gemeinsam haben die beiden etwas wirklich Neues geschaffen. Das wird heutzutage immer schwieriger, wo alle interessanten Themen bereits ausgeschlachtet scheinen. Aber zwei kreative Köpfe steckten ihr Können zusammen und produzierten hier ein Jugendbuch, das es wert ist gelesen zu werden.

Welcher Jugendliche kommt heutzutage noch ohne Facebook aus? Überall begegnet uns dieses kleine blau Logo. Ob nun auf jedem neuen iPhone, im 2010 erschienen Kinohit, in allerlei Werbungen des Fernsehens oder ganz simpel bei McDonalds um die Ecke... Eine Welt ohne Facbook kann man sich weder in Deutschland, noch in Amerika irgendwie vorstellen. Hier wurde das Pferd von hinten aufgezeumt. Wir tauchen in eine Zeit ein, in der es das 'social network' noch nicht gab. Emma und Josh entdecken jedoch verrückterweise die Profile ihrer 15 Jahre älteren Ichs. Anfangs nimmt er Emma die Geschichte nicht ganz ab. Sowieso ist es ihm mehr wert, sich wieder in Emmas Nähe befinden zu können, als irgendein doofes Internetprogramm. Doch die ist total auf Facebook fixiert, nachdem sie merkt, dass kleine Veränderung der Gegenwart sämtliche Statusmeldungen auf Facebook verändern können. Also beginnt sie ihr späteres Leben so hinzubiegen, dass es ihr in den Kram passt. Nur irgendwie scheint alles blöd zu laufen.
Seite 283>> Mir kam der Verdacht, dass ich Facebook die ganze Zeit falsch benutzt habe. Man hat nicht automatisch die Kontrolle darüber. Es geht darum, zu lernen, die Kontrolle über die Zukunft zu übernehmen, indem man die Möglichkeiten nutzt, die einem zur Verfügung stehen. <<
Josh hingegen bemüht sich, dass aus seiner vorhergesagten Zukunft auch Wahrheit wird. Also widmet er sich voll und ganz der unnahbaren Sydney, die obendrein noch einen Jahrgang über ihm ist. Wäre da nur nicht wieder Emma, die so gut aussieht, und ihm immer wieder den Kopf verdreht. Die will nichts davon wissen und wechselt ihre Freunde genauso wie ihre Ehemänner bei Facebook.
Dieses witzige Hin und Her wird besonders durch die wechselhafte Sichtweise der Charaktere zu einem echten Genuss. Lässt Emma sich über ihre Freunde und deren Vorlieben aus, so liefert Josh im nächsten Kapitel gleich eine Anekdote, die Emmas Geschichte noch einmal unterstreicht. Man merkt schnell, dass beide auf einer Suche sind, die auf diese Art und Weise zwecklos erscheint. Da existiert für beide der perfekte Mensch, der den anderen versteht, kennt und ähnelt .. aber es dauert lange, bis beide denjenigen finden.
Und somit sind wir bei einer tragikomischen Liebesgeschichte, die vor Herzlichkeit und Humor nur so spritzt.
Ich habe mich in dem Roman sofort wohl gefühlt, weil einfach die Figuren so ehrlich und realistisch rüber kommen. Hier werden keine Superhelden geschaffen, die uns vormachen wollen, wie das Leben zu laufen hat. Im Gegenteil: Mit Josh und Emma wandern wir von einem Fettnäpfchen ins nächste Spektakel und bleiben dabei immer schön aufm Teppich. Ich fand es zudem sehr ungewöhnlich, wie Asher und Mackler es geschafft haben, so realistisch und wirklich zu schreiben, obwohl ihre Story ja ganz eindeutig phantastische Züge aufweist - ich möchte an dieser Stelle ein weiteres Mal ganz dezent auf das Zukunftsreise-Phänomen via Facebook hindeuten. Für mich verbargen sich allein hinter dem Thema Facebook viele Lacher. Wie sollen Jugendliche aus den 90er Jahren auch sonst auf so etwas wie Facebook reagieren, wenn nicht mit Unverständnis?! Wie kann ein einziger Mensch über 300 Freunde auf einmal haben? Für wen ist es notwendig zu wissen, ob man einen Parkplatz bei Starbucks gefunden hat? Und warum werden dermaßen persönliche Fotos im Internet veröffentlicht? Fragen über Fragen, die ich mir und der Welt da draußen auch tagtäglich stelle!

Neben so existentiellen Überlegungen kommen auch typische Teenager-Probleme nicht zu kurz. Verständlich bei einem Jugendroman. Aber da die Thematik bei "Tote Mädchen lügen nicht" trotz Jugendbuch-Charakter bereits sehr hochgeschraubt war, hatte ich mir ähnliches auch hier erhofft. Das war leider nicht gänzlich der Fall. Schade - aber auch ohne dieses Schmankerl war es ein wahrlich kurzweiliger Lesegenuss. Denn nach einem Tag musste ich mich schon wieder nach einem neuen Buch umschauen. Die 400 Seiten waren jedenfalls schon verschlungen.

Mein Fazit: Das Buch hat bei mir als absoluter Facebook-Anfechterin mitten ins Schwarze getroffen!  ~ 4 Krümel ~


Vielen Dank an den cbt Verlagfür die freundliche Bereitstellungdieses Rezensionsexemplars!
Jimmy


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