Rezi: Stuart Horten I

Rezi: Stuart Horten IAutorIn: Lissa Evans
Titel: Stuart Horten - Acht Münzen und eine magische Werkstatt
Band: Teil I einer Reihe
Verlag: mixtvision
Genre: Kinderbuch
ISBN: 978-3-939435-53-2
Erscheinungsjahr: Sept. 2012
Seitenanzahl: 297
Altersempfehlung: 9
Kaufpreis: 13,90 €
Krümelanzahl: 4
Erster Satz:
Stuart Horten war klein für sein Alter - der kleinste Junge seines Jahrgangs -, aber seine Eltern waren sehr groß, was bedeutetem dass er aussah wie eine Ameise, wenn er neben ihnen stand.
Inhalt:
Die Zeit bis zum Beginn des neuen Schuljahres könnte kaum langweiliger sein. Erst beschließen Stuarts Eltern in einen kleinen Ort - der Heimat seines Vaters - zu ziehen, wo nichts los ist. Und dann nerven auch noch diese schrecklichen Drillinge von nebenan. Als Stuart vor Trägheit fast stirbt, entdeckt er doch noch etwas interessantes: eine alte Gelddose. Klingt fade? Aber nur, wenn man nicht weiß, wie sie zu öffnen ist. Und so findet Stuart eine Nachricht von seinem Großonkel .. über ein großes Geheimnis und eine magische Werkstatt! 
Meine Buchgeschichte:
Zufällig begegnete ich Stuart auf der Leipziger Buchmesse. Ich sah ihn an und wusste, dass dieses Buch etwas besonderes war. Als die Verlagsvertreterin mir ihre Karte in die Hand drückte, machte mein Herz einen kleinen Sprung. Ich freute mich ab dem ersten Moment auf Stuarts Abenteuer.

Meine Meinung:
Innerhalb von zwei, drei Stunden hatte ich die wenigen Seiten ausgelesen. Na klar, das Schriftbild für junge Leser wird etwas großflächiger gestaltet, sodass knapp 300 Seiten schneller gefüllt sind. Sehr ans Herz gewachsen ist mir Stuarts Vater, ein unmöglicher Kauz. Von Beruf ist er Kreuzworträtsel-Erfinder .. und dem macht er alle Ehre. Als wortverliebtes Geschöpf hatte ich an so manchem Dialog meine wahre Freude.  Ungewöhnliche Begriffe und knifflige Fragen scheinen das Spezialgebiet vom Vater zu sein. Diese Macke zeichnet ihn aus, lässt ihn leben und wirklich werden. Dabei funktioniert seine Rolle eigentlich nur als Nebencharakter. Leider musste ich feststellen, dass die Übersetzung alles andere als gelungen ist. Ich stolperte über Sätze, die teilweise gar keinen Sinn im Deutschen ergaben. Erst jemand, der das englische Original gelesen hatte, wies mich daraufhin, dass es sich um ungünstige Übersetzungen handelte. Das tat dem Lesefluss so seinen Abbruch. Daher stammt auch der Punkt, den ich abziehen musste. So einen schweren Fehler darf man nicht belohnen. Unser Hauptprotagonist kam mir gleich sehr sympathisch rüber. Stuart Horten, der sehr unter seiner Größe Kleinwüchsigkeit zu leiden hat. "Shorty" wird er durch seinen unglücklich gewählten Namen genannt (S. Horten). Immer wieder spielt die Autorin auf seinen Nachteil an und gewinnt damit gewiss viele Kinderherzen, die sich zu klein fühlen und ganz schnell ganz viel wachsen wollen. Gekonnt lässt sie auch die positiven Seiten nicht aus und beschreibt, wie kleine Dinge ganz groß werden können. 
Sie war gut in solchen Sachen, das musste Stuart zugeben. Wenn sie nur nicht so bevormundend und nervig und so unglaublich unerträglich rechthaberisch wäre. (S. 191) Am allerliebsten war mir jedoch die April. Sie gehört zu den Drillingen im Nachbarhaus und hat es wirklich faustdick hinter den Ohren. Wenn sie ihre kesse Lippe riskierte, musste ich immer schmunzeln. Einige der Schilderungen lassen sie sehr schlau und nervtötend dastehen. Meine Gedanken huschten zu meiner ewigen Lieblingsprotagonistin überhaupt: Hermine Granger. In vielen Charakterzügen ähnelten die zwei sich wirklich unheimlich. Natürlich konnte April nie so facettenreich erscheinen wie es J. K. Rowling mit Hermine gelungen war. Dafür bot das schmale Buch einfach zu wenig Gelegenheiten.In Evans Geschichte treten diverse pompöse Nebenfiguren auf, deren geheimnisvollen Vergangenheiten und mysteriösen Machenschaften mit großem Tamtam in sich zusammen fallen. Die Schriftstellerin hat ein Händchen dafür, ihre Leser in die Irre zu führen. Ich war mir nie sicher, ob ich die Auswüchse einer unglaublichen Phantasie zu lesen bekam oder lediglich faulen Zauber voller Tricks und Kniffe. Aber genau dieser Balanceakt ist Evans bewundernswert gut gelungen. Ihr ganzes Talent hat sie in authentische Charaktere und überraschende Effekte gesetzt. Ich möchte an dieser Stelle nicht aufdecken, ob es sich hierbei um ein Kinderbuch mit phantastischen Elementen handelt, oder vertrackte physikalische Spielchen, die nur den Anschein erwecken. Denn die Spurensuche, die der Leser ganz allein bewältigen muss, ist zwar ein ums andere Mal verwirrend, jedoch auch sehr spaßig.

Mein Fazit:
Meiner Ansicht nach trägt dieses Kinderbuch mit Recht das Prädikat des Leipziger Lesekompasses 2013, herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Band, der diesen Sommer erschienen ist. Erst einmal ~ 4 Krümel ~
Vielen Dank an mixtvisionfür die freundliche Bereitstellungdieses trickreichen Rezensionsexemplars!
Jimmy

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