Rezi: Raum 213 . Harmlose Hölle

Von Jimmy

AutorIn: Amy Crossing
Titel: Raum 213 - Harmlose Hölle
Band:Teil I einer Quadrologie
Verlag: Löwe
Genre: Jugendbuch
ISBN: 978-3-7855-7871-1
Erscheinungsjahr: Jan. 2014
Seitenanzahl: 174
Altersempfehlung: 14
Kaufpreis: 7,95€
Krümelanzahl: 4
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Erster Satz:
Das leise Sirren war kaum hörbar, als sich die Kamera im Raum 213 auf die Tür richtete wie das Auge eines Raubtiers, das Beute wittert.
Inhalt:Raum 213 ist ein Ort voller Finsternis und Grausamkeit. Inmitten einer ganz normalen High School verbirgt sich hinter dünnen Wänden das personifizierte Böse. Eine Tür, die innen weder einen Knauf noch ein Schlüsselloch trägt, trennt jeden, der den Raum betrifft, von der Wirklichkeit und von der sicheren Welt ab. Wenn sich die Pforte zur Hölle öffnet, dann ist es der Weg zu Raum 213.Während man sich solche und noch schlimmere Gerüchte über das alte Klassenzimmer und einen Jungen erzählt, der diesen Wahnsinn nicht ganz unbeschadet überstanden hat, schlägt sich Liv mit ganz anderen Problemen herum. Seit einer miesen Party sieht sie ihren Freund mit ganz anderen Augen und fühlt sich zutiefst gedemütigt. Außerdem ist da noch dieser komische Ethan .. der plötzlich überall auftaucht, wo auch sie gerade ist. Er kennt ihren Namen und wirft ihr schräge Drohungen entgegen.  Und bald muss Liv spüren, dass dies keine leeren Versprechen sind, sondern hinter den Andeutungen wahre Worte und eine wahre Geschichte stecken..
Meine Buchgeschichte:Der Name der Autorin war mir bislang nicht geläufig und da ich mich vor der Lektüre eines Buches gerne etwas über die Vorlieben und Hintergründe eines Schriftstellers informiere, tat ich dies auch bei Amy Crossing. Überraschenderweise existierte sie vor dieser deutschen Buchausgabe nicht. Also scheint hinter dem Pseudonym eine deutsche Autorin zu stecken, die uns hier ihren Debütroman präsentiert. Laut Löwe zog die Autorin mit 17 Jahren von Maryland nach England .. mysteriöse Umstände sollen der Grund gewesen sein, schließlich wird angeblich von Seiten der Familie darüber eisern geschwiegen. Nun ja. Man merkt dem Text an, dass es sich nicht um eine Übersetzung handelt. Da hat sich der Löwe Verlag eine schicke Werbekampagne einfallen lassen.
Meine Meinung:Die Idee klingt toll: ein Raum, der ganz selbstständig jedem Besucher die Hölle auf Erden bereitet. Ich fühlte mich in Zeiten zurückversetzt, als ich auf dem heimeligen Sofa saß und mir "X-Factor . Das Unfassbare" ansah. In diese Fernsehserie hätte Amy Crossings Plot (stark gekürzt) auch wunderbar hineingepasst. Darum schlug ich bereits voller Spannung das Deckblatt auf. Das hat mir optisch übrigens sehr gefallen. Das Farbenspiel aus Blau und Mintgrün mit den floralen Mustern hat mich direkt angesprochen. Allerdings hätte ich dahinter nicht sofort einen Thriller vermutet. Der Einstieg ist der Autorin sehr gut gelungen. Wir steigen gar nicht bei Liv ein, sondern begutachten erst einmal die Vergangenheit des Raums. Und dazu bekommen wir die Nachricht schlecht hin serviert: Der Thriller solle auf einer wahren Begebenheit beruhen und Raum 213 existiere tatsächlich an der Eerie High. Mit diesem Gedanken im Kopf widmet man sich der Story auf eine ganz andere Weise. Und so betreten wir den Raum 213 und sehen der Kamera direkt ins Auge. Der Prolog zerrt also schon ordentlich an den Nerven des Lesers. Und so setzt sich die Geschichte auch fort. Wir begleiten Liv durch ihren Alltag und lernen die Gesichter kennen, die uns weiterhin begleiten werden. Die meisten von ihnen bleiben ungewohnt blass. Nur in Livs Gedankenwelt können wir eintauchen. Und das reicht auch, um den Lesefluss nicht zu stören und die Spannung aufrecht zu erhalten. So bleiben natürlich viele Fragen offen und viele Antworten kann sich Amy Crossing noch für die folgenden Bände aufsparen. Ich finde es allerdings schade, dass die Persönlichkeiten im Auftakt der Reihe, so wenig Tiefe bekommen. Man kann sie nicht richtig kennen lernen und dadurch fehlt ein gewisses Einschätzungsvermögen. Erst wenn man als Leser glaubt, die Protagonisten zu verstehen, können  überraschende Wendungen und unvorhergesehene Reaktionen auftreten. Solange die Figuren schemenhaft bleiben, ist ihnen alles zuzutrauen und somit der Überraschungseffekt verflogen. Dennoch schafft der Erzähler einen roten Faden, der die Ereignisse zusammen hält. So erhält Liv beispielsweise eine beunruhigende Email, woraufhin sie die Leiche einer Jugendlichen in ihrem morschen Baumhaus mitten im Garten findet ... doch als sich hinterher herausstellt, das es sich bei dem Mädchen um die Ex-Freundin von Ethan handelt, scheinen alle Spuren aufgelöst, verwischt. Die Mail ist verschwunden. Die Spannungselemente passen gut zur angestrebten Zielgruppe, die dem Alter der Protagonisten entsprechen. Aber für meinen Geschmack verhielt sich Liv leider etwas zu aufgelöst. Sie wird sehr schnell hysterisch und wirkte auf mich manches Mal überdreht und einfach zu schockiert. Ich hätte mit einer etwas reiferen Heldin mehr anfangen können, die den Fund einer Leiche auf natürlichere Art verarbeitet. "Es war, als ob alles um ihn herum tot war.Und er war in diesem Tod gefangen."(S. 25) Mit der Abneigung zu Liv ging meine Sympathie für die toll gesetzten Gruselszenen einher. Ich fieberte den wenigen Episoden vor zwei Jahren im Raum 213 entgegen und konstruierte mir so meinen ganz eigenen Spannungsbogen. Man möge von dem Buch allerdings keine allzu tiefgründigen Psychothriller erwarten. Vielleicht folgt solch ein Detail in einem der anderen Bände. Ansonsten bleibt es ein kurzweiliges Gruselvergnügen, das besonders für junge Leser einen tollen Einstieg ins Genre darstellen kann.

Mein Fazit:Ein netter Anfang mit einem starken Mittelteil und einem verwirrenden Cliffhanger. Mich persönlich konnte der erste Teil leider nicht euphorisieren, aber vielen Jugendlichen wird er gewiss gefallen. Ich vergebe gute ~ 3 Krümel~ und hoffe, dass der erste Band lediglich die Ouvertüre zum großen Schocker war. Die Fortsetzung erscheint bereits im März.
Vielen Dank an den Löwe Verlagfür die freundliche Bereitstellungdieses harmlosen Rezensionsexemplars!
Jimmy