Rezi: Méto - Das Haus

Rezi: Méto - Das HausAutorIn: Yves Grevet
Titel: Méto - Das Haus
Band: Teil I einer Trilogie
Verlag: dtv (Reihe Hanser)
Genre: Kinderbuch
ISBN: 978-3-428-62514-2
Erscheinungsjahr: Mai 2012
Seitenanzahl: 224
Altersempehlung: ab 12 Jahren
Kaufpreis: 14,95€
Krümelanzahl: 3
Erster Satz:
Knacks!
Das Geräusch ist kaum hörbar und weckt doch alle auf.
Inhalt:
64 Jungen leben gemeinsam in einem großen Haus auf einer Insel, ahnungslos darüber, wie sie dahin kamen und wie ihre Vergangenheit aussieht. Sämtliche Erinnerungen scheinen ihnen zu fehlen, selbst die Namen. Stattdessen erhält jeder Neue einen ausgewählten lateinischen Namen. Fünf Cäsaren wachen über sie. Sie entscheiden über den strengen Tagesablauf, darüber wer zur Strafe in den Kühlraum muss und wann die Zeit für eines der Kinder um ist, um für einen Neuankömmling Platz zu machen. Doch was geschieht mit den Kindern, die zu groß und zu alt sind und mit etwa 14 fort geschickt werden? Außer dem aufmüpfigen Méto will sich darüber keiner Gedanken machen. Zu groß ist die Gefahr, Ärger dafür zu bekommen. Irgendwann lernt Méto einen eigenartigen Jungen im Kühlraum kennen. Lebt der dort? Woher kommt er? Und wieso gehört er nicht zu den anderen Jungen? Der geheimnisvolle Junge bewahrt die Kinder, die zur Strafe in die Kühlkammer kommen, davor dass sie im Schlaf auskühlen und sterben oder dass ihnen vor Kälte Gliedmaßen absterben und amputiert werden müssen. Außerdem verrät er Méto, dass die Cäsaren den Kindern abends Schlafmittel ins Wasser füllen, damit sie nachts von den Geschehnissen nicht wach werden...Méto wird neugierig und sein Wille nach Freiheit stärkt seinen Mut, um gegen die große Angst anzukämpfen.
Meine Meinung:An diesem Kinderbuch gibt es äußerlich wirklich nicht die geringste Kleinigkeit, die mir positiv aufgefallen wäre. Das wirklich grässlichste: die schwarze Schnittkante. Vor kurzem erste habe ich bei einem Bücherrausch angesprochen, dass ich diese eingefärbten Kanten nicht leiden kann. Meiner Meinung nach, macht das nichts her. Und dann auch noch in schwarz! Außerdem sieht das Cover sehr altbacken aus. Zum einen der Stil der Zeichnung und dann die Farbwahl. Recht blass und dreckig. Auch das Motiv sieht nicht unbedingt einladend aus. Ein Junge in einem Anzug a lá Superman und um ihn herum die graue Masse. Ich muss jedoch gestehen, dass mir nun nach dem Lesen klar wird, dass das Cover durchaus zum Inhalt der Geschichte passt. Die Jungen werden unterdrückt, haben keine Familie, sondern das System ist ihre Familie. Trauer, Sorge und Angst beherrschen die Emotionen der Kinder - dazu passt die Farbwahl ziemlich gut, es drückt die Aussichtslosigkeit auf Besserung aus. Und dass Méto in seinem Kampfanzug als einziger hervorgehebt wird, stimmt mit dem Handeln des einzelnen Rebellen überein. Méto erhebt sich über die mitlaufende und alles tolerierende Masse. Er wendet dem Leser sein Gesicht zu, gibt sich zu erkennen und riskiert von Cäsar beobachtet zu werden und Strafe zu beziehen.Nur oberflächlich wird die Geschichte um Méto und seine Freunde umspannt. Gefühle und Gedanken bleiben dabei oft außen vor, abgesehen von den ganz offensichtlichen Emotionen. Aber meistens wird schlichtweg der Tagesablauf nüchtern widergegeben. Meiner Meinung nach gibt es lediglich Zwecksbekanntschaften. Jeder Dialog hat das Ziel, etwas herauszufinden. Niemals wird einfach so gesprochen, nur des Sprechens wegen oder um etwas ja alltägliches oder banales zu äußern. Stets bestehen die Gespräche aus großen Ankündigungen oder Geheimnissen. Man bekommt das Gefühl, als gäbe es dort nur unheimlich wichtige Dinge zu besprechen. Das ist schade. Ansonsten verfolgt man Métos Gedanken, die schon zahlreicher als die der gesamten anderen Kinder sein dürften, denn die anderen trauen sich ja nicht, nachzudenken.Anfangs hatte ich größere Probleme, micht in die Geschichte einzufinden. Ständig lernte ich als Leser neue Regeln in diesem verwirrendem Haus kennen und musste mich vorrangig mit denen beschäftigen, anstatt dass ich wahres Lesefutter erhalten hätte. Aber zusammen mit Méto kam ich den zwielichtigen Gründen der Cäsaren auf die Spur, wobei ich des Rätsels Lösung noch nicht befriedigend finde. Zuviele Fragen blieben offen und auch am Ende konnte mir keiner eine Erklärung für die Vorkommnisse liefern. Jeder Versuch einer Antwort blieb von Seiten der Charaktere ein eben leider genau das: ein Versuch. Ich bin mir natürlich dessen bewusst, dass es sich hier um den Auftakt einer Trilogie handelt und irgendwas muss an der Geschichte ja auch dran sein, dass es in Frankreich ein Bestseller wurde. Aber da werde ich mich einfach vom zweiten Teil hoffentlich positiv überraschen lassen müssen - erscheint im Oktober 2012.Etwas positives möchte ich aber noch anmerken. Und zwar den durchgehend sozialkritischen Zug an der kompliziert aufgezogenen Geschichte. Es geht hier tatsächlich um ein unterdrückendes Regime. Auch wenn es hier auf Kinder bezogen und mit geringeren Übeln und Strafen bedacht ist, darf man die Brutalität der Gedanken, die hinter solch einer Handlung stecken, nicht außer Acht lassen.
Mein Vergleich:
In meiner Schulzeit musste ich mal das Buch "Das Haus der Treppen" von William Sleator lesen. Es handelt von einem Experiment, das ohne das Zutun und Wissen von mehreren 16jährigen Jugendlichen mit ihnen durchgeführt wird. Auf einmal finden sie sich in einem Labyrinth wieder, das nur aus Treppen besteht. Ein Kampf ums Überleben entbrennt und jeder versucht für sich den größten Vorteil zu erhaschen ... über das individuelle Verhalten der Menschen.Während der Lektüre um Méto fühlte ich mich häufiger an "Das Haus der Treppen" erinnert. In beiden Fällen müssen Kinder aus ihrer Situation das beste machen. In dem einen Fall unterwerfen sie sich den Regeln und Gesetzen - jeder auf seine Weise. In der anderen Geschichte rebelliert eine kleine Widerständlergruppe auf.
Mein Fazit:
Ein aufrüttelndes Kinder- und Jugendbuch, aber für Ältere nicht unbedingt empfehlenswert. ~ 3 Krümel ~
Jimmy

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