AutorIn: Jessica Thompson
Titel: Ein Tag im März
Band: Einzelband
Verlag: Bastei Lübbe
Genre:
ISBN: 978-3-404-16925-2
Erscheinungsjahr: Sept. 2013
Seitenanzahl: 427
Altersempfehlung: 1
Kaufpreis: 9,99€
Krümelanzahl: 4
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Erster Satz:
Mein Gott ist sie schön, dachte Adam und spähte durch das klapprige Regal voll Kakaopulver und Zuckerpäckchen hindurch, um einen Blick auf die junge Frau zu erhaschen.
Inhalt:
Ein Frühlingsabend im März bringt Bryonys Welt in Schieflage. Auf tragische Weise kommt ihr geliebter Max ums Leben und plötzlich ist nichts mehr so wie es war. Auf der Suche nach Versöhnung und einer tröstenden Schulter begegnet sie vielen Menschen und verschiedenen Personen, die wie im Rausch ihr Leben streifen.
Meine Buchgeschichte:
Nachdem Daniela mich auf diesen frühlingshaften Roman voller Euphorie aufmerksam machte, entschied ich mich für den Versuch, ein so kitschig aussehendes Buch zu lesen. Passend zum Ende des Monats Februar nahm ich es dann auch zur Hand. Ich habe es für die Rebuy Challenge 2014 in der Kategorie Romantik gelesen und bereue diese Entscheidung keine Sekunde. Andernfalls hätte dieser Schatz vermutlich viel zu lange schmoren müssen.
Meine Meinung:
Der Klappentext des Romans ist wirklich mehr als verwirrend. Um der Unruhe vorzubeugen, werde ich ihn an dieser Stelle nicht präsentieren. Er deutet an, dass im Mittelpunkt eine junge Frau namens Bryony steht, die nach dem schlimmen Verlust ihrer großen Liebe erst einmal zurück ins Leben finden muss. Dass aber neben diesem Handlungsstrang noch mindestens ein Dutzend weitere existieren, wird nicht deutlich.
Mit einem ausgezeichneten Gefühl für unterschiedliche Nuancen in einer Charaktergestaltung widmet sich die Autorin ausführlich den Feinheiten ihrer Protagonisten. Eine ihrer großen Stärken ist die Glaubwürdigkeit, die sie ihnen einzuhauchen vermag. Sämtliche Figuren in dem Roman sprühen vor Authentizität und bringen Leben ins Buch. Dabei möchte ich anmerken, dass eine lebendige Geschichte durchaus von traurigen und verzweifelten Passagen durchzogen sein darf. Vielleicht braucht es diese Abgründe sogar, um der Wirklichkeit nahe zu kommen. Und so wird der Plot zum Alltag auf der Straße und die Handelnden zu unseren Nachbarn, die wir greifen können, die wir begreifen können. Denn insbesondere durch die schmerzverzerrten Szenen, in denen Bryony weint und vor Trauer herzzereißend leidet, dringt die Realität und auch deren Bitterkeit zum Leser vor. Für mich waren dies die ergreifensten Augenblicke im Verlauf des Romans. Ich lernte Bryony von einer neuen Seite kennen und konnte sie besser einschätzen. Gemeinerweise wurde sie mir in ihrem Schmerz erst richtig sympathisch - weil es sie so menschlich machte.
>> Allmählich begriff er, wieso es ihren Freunden so schwer fiel, Zeit mit ihr zu verbringen. Fast war es, als wären die normalerweise sprudelnden Gespräche mit einer Schicht aus Leim bedeckt, der umgehend trocken und hart wurde und keinerlei Bewegungsfreiheit zuließ. <<(Ben, S. 205)
Dank Jessica Thompsons Schreibtalent hinterlässt der Roman trotz seiner traurigen Note keine negative Konnotation. Witzige Dialoge und frische Szenenideen tragen maßgeblich dazu bei. Mit jeder Silbe schwingt in ihren Worten ein gewisser Optimismus mit und auch die vielen Nebencharaktere glänzen mit Lebensfreude und Tapferkeit. Die Grundstimmung bleibt also angenehm, aber nicht zu fröhlich - tragisch, aber nicht zu weinerlich - romantisch, aber nicht zu kitschig.
Durch die kurzen Kapitel und häufigen Perspektivwechsel wird der Lesefluss gefördert und man rauscht nur so durch über die Seiten. An sich finde ich Bücher mit einer Vielzahl an kleinen Kapiteln toll, denn zahlreiche Höhepunkte sorgen für ein stetes Interesse am Fortgang der Geschichte und so bleibt der Bogen eines Spannungselementes längerfristig erhalten. Hier musste ich mir so viele Namen und Gesichter merken, dass ich schnell durcheinander kam. Zwar empfand ich die Cliffhanger an den Kapitelenden auch meist als solche, doch bis ich den Figuren erneut begegnen durfte, musste ich lange Zeit über andere Lebensereignisse lesen und bekam wiederum neues Input. Das war mir schnell über und ich mochte mich nicht mehr recht konzentrieren. Es fiel mir auch schwer, die Kapitel aus unterschiedlichen Sichten als fortlaufende Geschichte zu betrachten. Und so wartete ich beständig darauf, dass auf anderer Seite wieder vorgegriffen oder angeknüpft würde ... das hinterließ einen gewissen Unmut. Wer mit solchen Episoden-Romanen aber kein Problem hat, braucht sich von dieser persönlichen Empfindung nicht beeinflussen zu lassen und soll das Buch bitte unabhängig davon auf sich wirken lassen. Denn sobald man die letzten Seiten umgeblättert hat und bedächtig über den Einband streichelt, durchflutet ein Strom an Bildern, neuen Ansichten, Erinnerungen und Ideen den eigenen Kopf. Bryony und ihre Weggefährten haben mich nicht so schnell losgelassen und einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
Entgegegen meiner Befürchtungen, typischer Chick-Lit anheim gefallen zu sein, bot sich die Geschichte überraschend vielfältig und tiefgründig. Meinen gleichzeitig hohen Erwartungen konnte der Roman dennoch nicht gerecht werden. Dafür fielen mir die einzelnen Sequenzen zu sehr aus dem Rahmen. Insgesamt ist "Ein Tag im März" jedoch ein wunderbar gefühlvolles Buch, das in sich rund ist und in verschiedenen Perspektiven die Themen Verlust und Vergebung behandelt.
Mein Fazit:
Ein zutiefst emotionales Werk, das längst über dem lapidaren Begriff "Liebesgeschichte" steht und weit mehr bereit hält. Ich vergebe für eine herzerwärmende Lektüre für zwischendurch ~ 4 Krümel ~
Jimmy