Rezi: Der unvergleichliche Ivan

Von Jimmy
AutorIn: Katherine Applegate
Titel: Der unvergleichliche Ivan
Originaltitel: The One and Only Ivan
Band: Einzelband
Verlag: Knesebeck
Genre: Kinderbuch
ISBN: 978-3-86873-694-6
Erscheinungsjahr: Febr. 2014
Seitenanzahl: 264
Altersempfehlung: ab 10
Kaufpreis: 14,95€
Krümelanzahl:4
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Erster Absatz:
Ich bin Ivan. Ich bin ein Gorilla. Das ist nicht so einfach, wie es aussieht.
Inhalt:
Er ist die Attraktion in einem heruntergekommenem Zirkus an der Autobahnausfahrt 8. Wütend brüllt er den Besuchern von dem Werbeplakat entgegen. Doch in Wirklichkeit ist ein ganz Ruhiger .. ein Gorilla. Und ein Künstler noch dazu. Mit Farben beginnt er sich über seine Gefangenschaft hinwegzutrösten und der Zirkusdirektor macht auch noch Geld mit den tierischen Kunstwerken. Zur selben Zeit entdeckt die Tochter des Tierpfleger ebenfalls die Welt der Farben für sich. Häufig sitzt sie vor den Gitterstäben und versucht gemeinsam mit Ivan Geräusche und Gerüche auf Papier einzufangen. So beginnt eine wundersame Freundschaft.

Meine Meinung:
Die Allgemeinheit scheint entzückt von der Gestaltung dieses bezaubernden Kleinods. Mich hat dieses animierte Bild wenig begeistert. Der einzig positive Gedanke war meine Assoziation mit den tollen Dsiney-Filmen aus früheren Zeiten. Schon als Kind hätte es mich nicht ködern können. Vielleicht bin ich da etwas eigen. 

Wie der ausgewachsene Elefant namens Stella den kleinen Neuankömmling begrüßt und umschlingt, gehört zu den gelungeneren Zeichnungen. Die weniger schönen möchte ich euch nicht zeigen. Die Machart ist die gleiche, doch wirken insbesondere Menschen aus der Feder des Illustrators sehr gestelzt und comicartig. Da sind ihm die Tiere deutlich besser gelungen, weshalb ich froh bin, dass das Buch hauptsächlich von Tieren handelt. Auf diese Weise gelingt der Autorin eine Betrachtung aus sympathisch naivem Blickwinkel, der dem eines kleinen Kindes schon sehr nahe kommt. Geschichten, die aus dieser unschuldigen und unbefleckten Perspektive heraus, den Leser mit auf eine abenteuerliche Reise durch die Gefühlswelten von Scham, Reue und Mitleid nehmen. Dabei ist der Hauptprotagonist alles andere als ein junges und unerfahrenes Tier. Ivan hat in seinem Leben schon viel mitgemacht und all die schrecklichen Erinnerungen verdrängt. In den 27 Jahren seiner Gefangenschaft, die uns zum Stand der Geschichte katapultieren, musste er die Grausamkeit und manchmal verwirrende Nettigkeit der Menschen kennen lernen. Sie sind nicht berechenbar. Und ganz selten überraschen sie einen positiv. Überrascht haben mich die vielen lakonischen Aussagen, die mir ein ums andere bis unter die Haut gingen, so schonungslos ehrlich waren sie formuliert. Aus jedem Kapitel konnte ich etwas für mich gewinnen, dabei waren sie so knapp wie ich es gerne mag. Die große Schrift, die kurzen Kapitel und dazu die großen schwarz-weiß Bilder verleihen der Geschichte eine fließende Dynamik, die durch die in Aktion tretenden Figuren noch unterstrichen wird. Es ensteht ein phantasievolles und zugleich realistisches Kopfkino, das filmgleich so rasch an einem vorbeizieht, dass die Farben verschwimmen und wieder eigene Bilder entstehen lassen. Im Laufe der Geschichte malt Ivan ein riesiges Bild aus ganz vielen einzelnen Bestandteilen. Man muss sie zusammengesetzt betrachten, erst dann ergeben sie einen Sinn und damit ein großes Ganzes. Genau so verhält es sich auch mit den vielen Kapiteln, die manchmal nur aus einem Satz bestehen. Allein für sich sind sie kaum etwas wert. Doch ihre Mannilfaltigkeit präsentieren sie erst im Zusammenspiel.

Dieser Satz ist hängen geblieben. Bislang habe ich auch einen Zoo immer mehr als ein Gefängnis denn einen Kompromiss betrachtet. Egal wie groß die Gehege sind, die Tiere leben doch in Gefangenschaft. Erst Ivan und Stella konnten mir die Augen öffnen. Den armen Wesen bleibt gar nichts anderes übrig als ein Leben hinter Gittern. Ansonsten wären sie längst von Menschenhand getötet worden. Oder ihr natürlicher Lebensraum hätte samt ihnen dran denken müssen. In einem Zoo ist lange nicht alles perfekt. Aber wenn die Menschen dort hingehen, um nicht nur kleine Eisbärbabys zu besuchen, sondern auch wachgerüttelt zu werden und zu merken, das sie mit schuldig sind für die Umstände vor ihrer Nase .. dann finde ich, ist es eine mehr als dringende Lösung.Mit diesen Überlegungen kam mir neben der Wahrheit auch die Sensibilität in den Sinn, mit der die Worte voll Bedacht ausgewählt wurden. Die Kinder wird diese Geschichte nicht erschrecken, sondern berühren und zu Fragen drängen. Einen Erwachsenen wird die Klarheit der Stimmen in dem Buch überraschen und er wird vielleicht zum Nachdenken angeregt. So wie es mir passiert ist.
Mein Fazit:
Ein phantastisches und wahrlich unvergleichliches Kinderbuch, das auch Erwachsenen noch so manche Weisheit mit auf den Weg geben kann. Durch die meiner Meinung nach verzichtbaren Illustrationen vergebe ich perfekte ~ 4 Krümel ~
Jimmy